Ausgezeichnete versus unakzeptable kieferorthopädische Behandlungsergebnisse : was macht den Unterschied?

Datum

2013

Betreuer/Gutachter

Weitere Beteiligte

Herausgeber

Zeitschriftentitel

ISSN der Zeitschrift

Bandtitel

Verlag

Zusammenfassung

Das Ziel dieser Arbeit war es, mögliche prognostisch relevante Faktoren zu ermitteln, die einen Hinweis auf das mögliche kieferorthopädische Behandlungsergebnis geben und somit ergebnisbeeinflussend sein könnten.Hierfür wurden alle Patienten, bei denen die kieferorthopädische Behandlung im Zeitraum 1993-2005 in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Justus-Liebig-Universität Gießen mit einem ausgezeichneten oder unakzeptablen Behandlungsergebnis abgeschlossen wurden, untersucht. Die Abschlüsse wurden von einem Fachzahnarzt für Kieferorthopädie mit langjähriger Erfahrung (Hochschullehrer) nach Ahlgren (1988) beurteilt. Von den 1016 bewerteten Abschlüssen in dem Zeitraum von 13 Jahren (1993-2005) konnten 177 Patienten, die bei Behandlungsbeginn jünger als 18 Jahre waren, mit einem ausgezeichneten bzw. unakzeptablen Behandlungsergebnis abgeschlossen werden. 11 Patienten mussten aufgrund fehlender Unterlagen (Patientenakte oder Modelle) ausgeschlossen werden und somit wurden 140 (84,3%) Patienten mit ausgezeichneten und 26 (15,7%) Patienten mit unakzeptablen Behandlungsergebnissen hinsichtlich ihrer morphologischen Charakteristika und Wachstumsveränderungen während der Behandlung verglichen. Für jeden Patienten wurden anamnestische Faktoren (Geschlecht, allgemeine Erkrankungen, Habits, Vorbehandlung, Frühbehandlung) und Behandlungsfaktoren (Kooperation, Behandlererfahrung, Extraktionen, Behandlungsgeräte, interdisziplinäre Behandlung, Behandlungsdauer) registriert. Anhand des Orthopantomogramms (OPMG) wurde der dentale Befund registriert. Die Fernröntgenseitenbilder und Situationsmodelle wurden bei Behandlungsbeginn (T1) und bei Behandlungsabschluss (T2) ausgewertet. Ferner wurde anhand der Situationsmodelle der PAR-Index ermittelt, um einen Gesamtschweregrad der Malokklusion zu messen. Der Untersucher verfügt über eine PAR-Zertifizierung.Bei der statistischen Auswertung der Daten, mittels Fishers Exakter Test für die kategoriellen Parameter und des Rangsummentests von Wilcoxon für stetige Parameter, konnten folgende ergebnisbeeinflussende Faktoren gefunden werden: Faktoren mit einem ausgeprägten Hinweis auf Zusammenhang: Patienten mit einer guten Kooperation hatten bessere Ergebnisse (ausgezeichnet = 7 Negativeinträge vs. unakzeptabel = 14 Negativeinträge) (p<0,001). Ein festsitzendes FKO-Gerät (eingesetztes Behandlungsgerät) führte nie zu unakzeptablen Ergebnissen. Die Ablehnung von Behandlungsgeräten führte immer zu einem unakzeptablen Ergebnis (p<0,001).Faktoren mit einem guten Hinweis auf Zusammenhang: Patienten mit unakzeptablem Behandlungsergebnis hatten bei Behandlungsbeginn (T1) einen größeren ML/NL (ausgezeichnet = 24° vs. unakzeptabel = 28°) (p<0,01). Bei den Patienten mit unakzeptablem Behandlungsergebnis lag bei Behandlungsbeginn (T1) häufiger ein offener Biss mit oder ohne Overbite vor (ausgezeichnet = 23,1% offen vs. unakzeptabel = 49,9% offen) (p<0,01).Faktoren mit einem schwachen Hinweis auf Zusammenhang: Patienten mit unakzeptablem Behandlungsergebnis hatten häufiger ein oder mehr Habits zu Behandlungsbeginn (ausgezeichnet = 20% vs. unakzeptabel = 42,3%). Patienten mit 3 Habits gab es nur in der Gruppe mit unakzeptablem Ergebnis (p=0,01). Patienten mit unakzeptablem Ergebnis hatten bei Behandlungsbeginn einen vergrößerten ML/NSL (Mandibularbasiswinkel) (ausgezeichnet = 33° vs. unakzeptabel = 37°), was einem hyperdivergenten Wachstumsmuster entspricht (ausgezeichnet = 10,2% hyperdivergent vs. unakzeptabel = 39,1% hyperdivergent) (p=0,01).Schlussfolgernd ist zu sagen, dass eine gute Kooperation das Behandlungsergebnis zwar eindeutig positiv beeinflusst, eine Vorhersage derselben jedoch nahezu unmöglich ist.Auch wenn bei den folgenden Faktoren kein statistisch signifikanter Zusammenhang gefunden werden konnte, sollte man bei Patienten mit schwerwiegenden Allgemeinerkrankungen, sehr ausgeprägten Distalokklusionen, vermehrten transversalen Abweichungen im Molarenbereich, einer Mesialbisslage und Platzüberschuss immer daran denken, dass es eventuell schwierig ist ein ausgezeichnetes Ergebnis zu erreichen.Vor allem sollten bei Patienten mit einem offenen Biss, einem vergrößerten ML/NL, einem hyperdivergenten Wachstumsmuster (vergrößerter ML/NSL) und mit einem oder mehrerer Habits besonders auf den Behandlungsverlauf geachtet werden, da sich diese Faktoren als negativ ergebnisbeeinflussend herausstellten.


The aim of the present study was to determine possible prognostic relevant factors for the outcome of orthodontic treatment results.For this purpose, all patients below the age of 18 years at start of treatment and finishing with either excellent or unacceptable orthodontic treatment results at the Department of Orthodontics of the University of Giessen during the period 1993-2005 were examined. The treatment results were assessed by a Specialist in Orthodontics with many years of experience (department heads) using the evaluation scale according to Ahlgren (1988). Out of the 1016 cases with available treatment outcome evaluation during this 13-years period (1993-2005), 177 patients finished treatment with an excellent or unacceptable treatment outcome. 11 patients had to be excluded because of missing data (missing patient records or dental casts). Thus the final patient material comprised of 140 (84.3%) patients with an excellent and 26 (15.7%) patients with an unacceptable treatment result. Their morphological characteristics and growth changes during treatment were compared.For each patient anamnestic factors (gender, general disease, habits, previous treatment, early treatment) and treatment factors (cooperation, operator experience, extractions, type of appliance used, interdisciplinary treatment, treatment time) were registered. On the basis of the orthopantomogram (OPMG) the dental status was assessed. The cephalograms and dental casts were evaluated at the start of treatment (T1) and at the end of the retention period (T2). The PAR-Index was used to determine the absolute severity of the malocclusion. The examiner is PAR-certified.The statistical analysis using the Fisher Exact test for categorical parameters and the Wilcoxon rank sum test for continuous parameters resulted in the identification of the following influencing factors:Variables, with a distinct reference / hint towards interrelation: Patients with a good cooperation had better results (excellent = 7 negative entries vs. unacceptable = 14 negative entries), (p<0,001). A fixed functional orthodontic appliance (type of appliance used) never led to an unacceptable treatment outcome. The refusal of treatment appliances always led to an unacceptable result (p<0,001).Variables, with a good reference / hint towards interrelation: Patients with an unacceptable treatment outcome had a larger ML/NL (excellent = 24° vs. unacceptable = 28°) (p<0,01) at the start of the treatment (T1). Patients with an unacceptable treatment outcome more often presented an open bite with or without overbite (excellent = 23,1 % open bite vs. unacceptable = 49,9 % open bite) (p<0,01) at the start of the treatment (T1).Variables, with a weak reference / hint towards interrelation: Patients with an unacceptable treatment outcome presented more often one or more habits at the start of the treatment (excellent = 20% vs. unacceptable = 42,3%). Patients with pre-treatment 3 habits were only present in the group with unacceptable treatment outcome (p=0,01). Patient with an unacceptable treatment outcome showed an enlarged ML/NSL (mandibular base angle) (excellent = 33° vs. unacceptable = 37°) at the start of the treatment. This is equal to a hyperdivergent growth pattern (excellent = 10,2% hyper divergent vs. unacceptable = 39,1% hyperdivergent) (p=0,01).In conclusion, a good cooperation affected treatment outcome in a positive way, but a prediction of a good cooperation is nearly impossible.Even though no statistically significant interrelationship between the following possibly predictive factors and treatment outcome was found, a higher risk for failure should be considered in cases with serious medical disease, severe Class II occlusal relationship, Class III occlusal relationship, transverse discrepancy and space excess within the jaws. Over all cases with an open bite or a hyperdivergent growth pattern (enlarged ML/NL and/or ML/NSL) or patients with one or more habits require special attention, as these factors were identified as predisposing factors for failure.

Beschreibung

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Erstpublikation in

Sammelband

URI der Erstpublikation

Forschungsdaten

Schriftenreihe

Erstpublikation in

Gießen : VVB Laufersweiler

Zitierform