Step across the border : neue musikalische Trends - neue massenmediale : Referate der ASPM-Jahrestagung vom 31. Mai bis 2. Juni 1996 in Oldenburg

Herausgeber: Helmut Rösing; Arbeitskreis Studium Populärer Musik e.V.
Karben: CODA-Musikservice, 1996

http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hebis:26-opus-51692

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Zusammenfassung:
In seiner "Einleitung in die Musiksoziologie" geht Theodor W. Adorno unter anderem der Frage nach, inwieweit Produktivkräfte (Musiker, Komponisten) und Produktionsverhältnisse (Musikinstrumente, Medien der Musikvermittlung) einander bedingen bzw. beeinflussen. Die gegenwärtige, durch ständige technische Neuerungen gekennzeichnete Welt der Medien (Aspekt der Musikvermittlung), die inzwischen selbstverständlich gewordene Nutzung des Prozeßrechners als Musikinstrument und Komponiermaschine (Aspekt der Komposition und Produktion von Musik) sowie die Schaffung von neuen Bedürfnissen beim Hören und Sehen von Musik (Rezeptionsaspekt) können als Exempel auf Adornos Feststellung dieser wechselseitigen Abhängigkeit verstanden werden. Es dürfte unumstritten sein, daß die neuen technischen Medien keineswegs als neutrale Mittler fungieren, sondern nachhaltig verändernd in die musikalische Welt eingreifen, Welcher Art diese Veränderungen sind und welche Konsequenzen sich daraus für den Kreislauf von Musikproduktion, -distribution und -rezeption ergeben, war Thema der ASPM-Jahrestagung, die vom 31. Mai bis 2. Juni 1996 an der Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg stattfand.
Daß die Tagung überhaupt realisiert werden konnte, verdankt ASPM der intensiven inhaltlichen und organisatorischen Arbeit von Fred Ritzel und Thomas Münch im Fachbereich Kommunikation/ Ästhetik an der Universität Oldenburg, darüber hinaus dem glücklichen Umstand, daß die Stiftung Niedersachsen und die Fritz Thyssen Stiftung auf großzügige Weise die erforderlichen Geldmittel bereitstellten. Die Referate, Diskussionen und Gespräche kreisten um drei einander ergänzende Themenschwerpunkte: "Musikalische Aufbrüche", "Globale Dorfmusik" und "Visualisierte Popmusik". Diese Aufteilung wurde in der vorliegenden Doppelnummer der "Beiträge" beibehalten.
Leider nicht in die Tagungspublikation aufgenommen werden konnten die abschließende Podiumsdiskussion, die in Anlehnung an den utopischen Roman "Brave New World" von Aldous Huxley den Titel "Schöne Neue Musikwelt?" trug (mit besonderer Betonung auf dem Zweifel anmeldenden Fragezeichen) und die Diskussion mit Frank Schulte zu seinem "Switchbox"-Projekt, das am Abend zuvor als Konzert zur Tagung dargeboten worden war und von Michael Rüsenberg (Tagungsbericht für die Frankfurter Rundschau vom 12.6,96) folgendermaßen beschrieben wurde: "Acht Musiker verteilen sich im abgedunkelten Raum, eine Hälfte bedient konventionelle Instrumente, die andere Speichermedien wie Sampler oder Schallplatten. Wer von Schulte ein Lichtzeichen erhält, fädelt sich ein in den unvorhersehbaren Strom der Improvisation, die anderen pausieren oder - wenn der Mitteilungsdrang zu groß wird signalisieren über eine eigene Taschenlampe die Absicht, wieder einzusteigen. (,,,) Der Zuhörer taucht in polyphones Welttheater ein. Und er ahnt, daß es lediglich eine Frage der Kosten ist, bis optische und akustische Zeichen nicht mehr nur einen Konzertraum durcheilen, sondern per Datenleitung aus aller Welt eintreffen".
Mag sein, daß es müßig ist, so explizit hinzuweisen auf das, was dieser Band nicht enthält, nicht enthalten kann, was jedoch für den gesamten Tagungsverlauf (und für die Tagungsatmosphäre) von nachhaltiger Bedeutung war. Vielleicht aber auch bekommen die einzelnen Artikel vor dem Hintergrund dieser hier nur mitgeteilten, nicht aber in der Form von Diskussionsprotokollen u.ä. dokumentierten Geschehnisse eine noch größere Tiefenschärfe, und zwar gemäß der Einsicht, daß direkte interpersonelle und situationsgebundene Kommunikation generell etwas anderes ist als deren Vermittlung - gleichgültig, um welches Medium der Vermittlung es sich auch handeln mag.

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