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dc.contributor.advisorMeier-Gräwe, Uta
dc.contributor.advisorBrombach, Christine
dc.contributor.advisorGwozdz, Wencke
dc.contributor.authorMarx, Kerstin
dc.date.accessioned2022-12-06T14:26:24Z
dc.date.available2022-12-06T14:26:24Z
dc.date.issued2022
dc.identifier.urihttps://jlupub.ub.uni-giessen.de//handle/jlupub/9820
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.22029/jlupub-9208
dc.description.abstractFür die Entwicklung eines gesunden Essverhaltens und die Vorbeugung von ernährungsmitbedingten Erkrankungen wie Adipositas ist das Säuglingsalter besonders relevant. Im ersten Lebensjahr findet der Übergang von der ausschließlichen Milchernährung zur Familienkost statt, die mit einigen Ausnahmen ab dem zweiten Lebensjahr empfohlen wird. Mit der Einführung der Beikost und dem Übergang zur Familienernährung legen Eltern erstmalig neue Mahlzeiten- und Beköstigungspraktiken fest, sowohl für den Säugling als auch im Zusammenspiel mit der bisherigen Familienkonstellation. Mahlzeiten im Setting Familie, ob getrennt oder gemeinsam eingenommen, werden eingeübt, und der Grundstein für künftige familiäre Beköstigungsroutinen und Mahlzeitenmuster gelegt. Durch ihre Praktiken und den damit einhergehenden zwischenmenschlichen Interaktionen beeinflussen Eltern das Essverhalten von Säuglingen und somit maßgeblich die weitere Entwicklung dessen. Vor diesem Hintergrund müssen junge Eltern und die Familie im ersten Lebensjahr verstärkt für ernährungsbezogene Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Primärprävention berücksichtigt werden. Über die Ausgestaltung der familiären Essumgebung im ersten Lebensjahr ist nur wenig bekannt. Diese steht im Forschungsinteresse der vorliegenden Arbeit. Dabei werden aufgrund des Zusammenhangs eines ungünstigen Lebensmittelverzehrs bei Kindern aus Elternhäusern mit niedrigem sozio-ökonomischem Satus insbesondere Familien aus benachteiligten Lebenslagen als Zielgruppe der Arbeit betrachtet. Ziel ist es einen umfassenden Einblick in den familiären Essalltag zu bekommen und Bedarfe und alltagsnahe Ansätze zur Förderung einer gesundheitsfördernden Essumgebung im ersten Lebensjahr zu identifizieren. Daraus werden anschließend Anforderungen und inhaltliche Schwerpunkte für die gesundheitsfördernde und primärpräventive Ernährungskommunikation abgeleitet. Um die familiäre Essumgebung nach ihrem gesundheitsfördernden Potential einschätzen zu können wird das Konzept der „Responsiven Ernährung“ auf den Kontext der familiären Essumgebung im ersten Lebensjahr erweitert. Als Methode wurde ein sequenzieller Mixed-Method-Ansatz genutzt. Zunächst wurde in 15 Familien mit Säuglingen im Alter von sechs bis zwölf Monaten die familiäre Essumgebung in mündlich geführten Interviews qualitativ eruiert. Anschließend wurde eine semi-quantitative Befragung im Rahmen der kinderärztlichen Früherkennungsuntersuchung U6 durchgeführt. In dieser Studie wurden 204 Eltern mit Säuglingen im durchschnittlichen Alter von 11,3 (SD 0,7) Monaten mit Hilfe eines schriftlich auszufüllenden Fragebogens befragt. Betrachtet wurden elterliche Mahlzeiten- und Fütterungspraktiken, der Lebensmittelverzehr von Säuglingen sowie u. a. Einstellungen, Ernährungswissen, Aspekte der Informationsbeschaffung und wahrgenommene Ernährungsprobleme von Eltern. Beide Studien werden zunächst unabhängig voneinander dargestellt und diskutiert. Anschließend werden wesentliche Erkenntnisse beider Studien aus dem Blickwinkel der gesundheitsfördernden Ernährungskommunikation zusammengeführt. Aus der qualitativen Befragung wird deutlich, dass Beköstigungsarbeit einen hohen zeitlichen Stellenwert in den Familien einnimmt. Insbesondere Familien in Multiproblemlagen benötigen Unterstützung in der Ausgestaltung einer gesundheitsfördernden Essumgebung. Dabei ist wichtig anzuerkennen, dass jede Familie Ressourcen mit sich bringt, an denen man ansetzen kann. Aufsuchende und stationäre Hilfsangebote in Notsituationen bringen Entlastung und hilfreiche Unterstützung, jedoch müssen passgenaue Angebote mit gesundheitsförderndem und primärpräventivem Charakter ausgebaut werden. Anforderungen an gesundheitsfördernde Maßnahmen sind Kommunikation auf Augenhöhe, schnelle unkomplizierte Hilfe, und längerfristig begleitende Formate. Weiterhin dürfen eine angemessene finanzielle Unterstützung von Familien, strukturelle Versorgungsangebote und eine geschlechter-sensible Unternehmenskultur, die Fürsorgeaufgaben schätzt und Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht, nicht vernachlässigt werden. Diese stellen die nötigen Rahmenbedingungen, in denen sich verhaltenspräventive Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebote erst entfalten können. Aus der quantitativen Studie wird deutlich, dass mit dem Übergang von der Bei- zur Familienkost Verzehrhäufigkeiten von relevanten Lebensmittelgruppen, wie wünschenswerte Getreideprodukte, Obst und Gemüse nicht mehr zufriedenstellend erreicht werden. Auch finden sich bereits im Säuglingsalter Unterschiede im Lebensmittelverzehr nach finanzieller Situation und Bildung der Eltern. So erreichen Säuglinge von Eltern mit niedrigerem Schulabschluss als auch mit finanzieller Benachteiligung weniger häufig Verzehrempfehlungen. Fast ein Drittel der Säuglinge bekommt Beikost vor den empfohlenen Zeitraum. Bei Säuglingen von Eltern mit niedrigerem Schulabschluss beginnt sogar die Hälfte vorzeitig mit der Beikost. Um sich über Beikost und Familienessen zu informieren, nutzen Eltern vorrangig Printmedien wie Zeitschriften, Bücher, Flyer und Broschüren. Dabei nutzen Eltern mit niedrigerem Schulabschluss häufiger informelle Kommunikationsquellen, Herstellerangaben und Fernsehwerbung. Die vorliegende Arbeit stellt heraus, dass gesundheitsfördernde Ernährungskommunikation eine umfassende Betrachtung des Essverhaltens benötigt, welches ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit voraussetzt. In Familien müssen soziale, räumliche und organisatorische Faktoren des Essverhaltens stärker berücksichtigt werden und Empfehlungen zum Lebensmittelverzehr ergänzen. Die familiären Mahlzeitenstrukturen, Mahlzeitenorte, Interaktionen oder Ablenkungen während der Mahlzeiten als auch die häusliche Verfügbarkeit von Speisen sind wichtige Ansatzpunkte zur Förderung einer gesundheitsfördernden Essumgebung. Hierfür benötigt es künftig Qualitätskriterien, die diese Faktoren festlegen und operationalisieren gefolgt von einem standardisierten Monitoring. Um die Effektivität von Maßnahmen der Ernährungskommunikation zu befördern und um Stigmatisierung zu vermeiden, benötigt Ernährungskommunikation partizipative Ansätze. Maßnahmen und Botschaften müssen fortlaufend mit der Zielgruppe entwickelt und rückgeprüft werden. Die Arbeit konnte zeigen, dass qualitative Bedarfserhebungen hierfür wichtig sind. Diese ermöglichen es Sinnsetzungen, Logikketten und Argumente unter Berücksichtigung der familiären Lebenslagen zu erarbeiten, derer sich die Ernährungskommunikation zu Nutze machen kann. Weiterhin sind qualitative Zugänge ein nötiges Instrument, um Familien in benachteiligten Lebenslagen zu erreichen. Schwerpunktthemen der Ernährungskommunikation im ersten Lebensjahr sind die Förderung des Stillens und die Vermeidung der vorzeitigen Einführung von Beikost. Eltern benötigen Hilfestellung bei der Erarbeitung von geeigneten Mahlzeitenstrukturen, um die Geschmacksvorlieben ihres Säuglings positiv beeinflussen zu können und bei der Umsetzung von Verzehrempfehlungen mit dem Übergang von der Beikost zur Familienernährung.de_DE
dc.description.sponsorshipBundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF); ROR-ID:04pz7b180de_DE
dc.language.isodede_DE
dc.rightsAttribution-NonCommercial-NoDerivatives 4.0 International*
dc.rights.urihttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/*
dc.subjectErnährungsverhaltende_DE
dc.subjectFamiliede_DE
dc.subjectErnährungskommunikationde_DE
dc.subjectGesundheitsförderungde_DE
dc.subjectPräventionde_DE
dc.subject1. Lebensjahrde_DE
dc.subjectSäuglingsernährungde_DE
dc.subjectMahlzeitenpraktikende_DE
dc.subjectBeikostde_DE
dc.subjectResponsive Ernährungde_DE
dc.subject.ddcddc:640de_DE
dc.titleDie familiäre Essumgebung - Eine Betrachtung von Mahlzeiten- und Fütterungspraktiken im 1. Lebensjahr und Schlussfolgerungen für die gesundheitsfördernde Ernährungskommunikationde_DE
dc.typedoctoralThesisde_DE
dcterms.dateAccepted2022-05-23
local.affiliationFB 09 - Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagementde_DE
local.project01EA1411A, 01EA1411Ede_DE
thesis.levelthesis.doctoralde_DE


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