Lierz, MichaelBauerfeind, RolfHerden, ChristianeGrewer, Anna KatharinaAnna KatharinaGrewer2025-05-052025-05-052025978-3-8359-7226-1https://jlupub.ub.uni-giessen.de/handle/jlupub/20498https://doi.org/10.22029/jlupub-19848Die Mykobakteriose ist eine beim Vogel nicht therapierbare chronische Erkrankung, die mit hohen Verlustraten in Vogelhaltungen einhergeht. Erkrankte Vögel scheiden bereits im subklinischen Stadium Mykobakterien über den Kot aus, was zur Infektion von Kontakttieren führen kann. Im Vogeltropenhaus des Krefelder Zoos traten zwischen 2014 und 2016 vermehrt Todesfälle mit Mykobakteriose auf, sodass sich der Bestand seltener tropischer Vögel massiv reduzierte. In der vorliegenden Arbeit wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet, welches MAA aus einem mit MAA infizierten Vogelbestandes in einem Vogeltropenhaus eliminierte. Dies schloss die Reinigung und Desinfektion der Großraumvoliere, die labordiagnostische Untersuchung von Umweltproben aus der Großraumvoliere, die labordiagnostische Untersuchung der Vögel des Bestandes, die Quarantänisierung und engmaschige Überwachung der Vögel des Bestandes, die Separierung von mit MAA infizierten Vögeln von nicht mit MAA infizierten Vögeln und die anschließende Elimination von mit MAA infizierten Vögeln, den Umbau der Haltungseinrichtung um Keimreservoire für Mycobacterium spp. zu verhindern sowie die Infektionskontrolle von Neuzugängen mit ein. Die Vögel des Vogeltropenhauses wurden mittels kultureller Anzucht aus Kot und anschließender PCR auf MAA untersucht. Alle positiv getesteten Vögel wurden euthanasiert und die negativ getesteten Vögel wurden nach Vogelarten getrennt in der Quarantäne untergebracht. Während der Quarantänisierung wurden alle Vögel über einen Zeitraum von anderthalb Jahren regelmäßig mittels kultureller Anzucht und anschließender PCR, Ziehl-Neelsen-Färbung und Duplex-Realtime-PCR aus Kotproben auf säurefeste Stäbchen und MAA untersucht. Alle bei den Vögeln detektierten MAA wurden mittels MIRU-VNTR typisiert. Verstorbene Vögel wurden histopathologisch untersucht. Alle Einrichtungsgegenstände, die meisten Pflanzen und der Bodengrund wurden aus dem Vogeltropenhaus entfernt und alle Oberflächen mit 50 °C warmem Wasser und 50 bar gereinigt, chemisch mit einer 5 %-igen VENNO VET 1 super-Lösung desinfiziert und abschließend mit einem Dampfstrahlgerät bei einer Oberflächentemperatur von 80 °C behandelt. Zur Kontrolle des Desinfektionserfolgs wurden Valo-SPF-Hühner für insgesamt zehn Monate in das Vogeltropenhaus eingesetzt und anschließend histopathologisch und kulturell mit anschließender PCR auf MAA untersucht. Retrospektiv wurden archivierte Daten zu histopathologischen Befunden bei 1578 Vögeln der zwischen 2009 und 2019 im Zoo Krefeld gehaltenen Vogelordnungen analysiert, um Zusammenhänge zwischen Todesfällen mit Mykobakteriose und Vogelordnungen, Geschlecht und Herkunftsort zu detektieren. Durch die Kotprobenuntersuchung des quarantänisierten Altbestandes über anderthalb Jahre konnten alle mit MAA infizierten Vögel des Altbestandes identifiziert werden. Der Nachweis säurefester Stäbchen, ebenso wie die Duplex-Realtime-PCR, erwiesen sich für die MAA-Diagnostik der im Vogeltropenhaus gehaltenen Vögel als nicht aussagekräftig, während die kulturelle Anzucht mit anschließender PCR mit 83,3 % am sensitivsten war. Im Vogeltropenhaus konnten mittels MIRU-VNTR zwei MAA-Stämme mit den Genotypen INMV 106 und INMV 67 nachgewiesen werden, die in verschiedenen Volieren auftraten. Bei den nach der Desinfektion in das Vogeltropenhaus eingesetzten Valo-SPF-Hühnern waren weder krankhafte Befunde noch MAA-Infektionen nachweisbar. Innerhalb von zwei Jahren nach Wiederbelegung des Vogeltropenhauses verstarb kein Vogel mit einer MAA-Infektion der Stämme INMV 106 und INMV 67. Der einzige Todesfall mit Mykobakteriose trat bei einem Neuzugang auf, der ohne Beprobung ins Vogeltropenhaus eingesetzt worden war. Bei diesem Vogel wurde mit dem Genotyp INMV 88 ein anderer und somit nach der Sanierungsmaßnahme neu in das Vogeltropenhaus eingetragener MAA-Stamm nachgewiesen. Das in dieser Studie erstmalig durchgeführte Sanierungskonzept zur Eliminierung von MAA aus einem mit MAA infizierten tropischen Vogelbestandes in einem Vogeltropenhaus erreichte eine vollständige Elimination der zuvor nachgewiesenen MAA und konnte alle mit MAA infizierten Kontaktvögel des Altbestandes identifizieren. Es kann somit als Modell für die Sanierung vergleichbarer Vogelhaltungen dienen. Eine besonders hohe Prävalenz für Mykobakteriose bei den im Zoo Krefeld gehaltenen Vogelordnungen trat bei den Mausvögeln mit 30 %, den Rackenvögeln mit 25 %, den Hühnervögeln mit 12,7 % und den Taubenvögeln mit 11,9 % auf, wohingegen bei Papageien (0 %), Pinguinen (0 %) und Spechtvögeln (0 %) keine Todesfälle mit Mykobakteriose festgestellt wurden. Es ergab sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen Todesfällen mit Mykobakteriose und dem Geschlecht des Vogels, allerdings konnten bei Wildfängen signifikant häufiger Todesfälle mit Mykobakteriose (p = 0,001) nachgewiesen werden. Infektionsquellen für Vogelbestände in einem Vogeltropenhaus sind insbesondere Neuzugänge, sodass eine stringente mehrmalige Beprobung auf MAA unabdingbar ist, um einen Neueintrag zu verhindern. Die Untersuchung von nur einer einzelnen Kotprobe (Beprobungsintervall-Typ M der vorliegenden Studie, Sensitivität 51,3 %) oder von gepoolten Kotproben über vier Wochen (Beprobungsintervall-Typ Q der vorliegenden Studie, Sensitivität 50,0 %) auf MAA besaßen keine ausreichende Aussagekraft. Zur Detektion von MAA ausscheidenden Vögeln sollte eine tägliche Beprobung über mindestens zwei Wochen (Sensitivität 97,7 %), besser über vier Wochen (Sensitivität 100 %) erfolgen, wobei die Beprobung über vier Wochen 1,4 mal teurer ist als die zweiwöchige Beprobung. Um die Quarantänezeit im Empfängerbetrieb zu verkürzen, empfiehlt es sich, erste Kotproben bereits vor dem Transport in der Herkunftsinstitution zu analysieren. Idealerweise sollten Vogelbestände routinemäßig auf das Vorkommen von MAA im Kot getestet werden, sodass jederzeit ein aktueller Status über Mykobakterien ausscheidende Vögel im eigenen Vogelbestand erhoben werden kann.deIn CopyrightM. avium aviumMIRU-VNTRddc:630Erarbeitung eines Konzepts zur Sanierung eines mit Mycobacterium avium ssp. avium infizierten Vogelbestandes am Beispiel des Vogeltropenhauses im Zoo Krefeld