Peters, EvaHaller, Fabienne MartineFabienne MartineHaller2023-10-102023-10-102022https://jlupub.ub.uni-giessen.de/handle/jlupub/18545http://dx.doi.org/10.22029/jlupub-17909Eine Dysfunktion der HHNA ist bei Patienten mit schwerer depressiver Störung (MDD) ein häufiger Befund. Prätherapeutischer Hypercortisolismus wurde mit einem schlechteren Therapieerfolg (i.d.R. Pharmakotherapie oder verhaltenstherapeutische Therapiekonzepte sowie Kombinationstherapien) bei Patienten mit einer MDD in Zusammenhang gebracht. Des Weiteren konnte in zahlreichen Studien gezeigt werden, dass Frauen ca. doppelt so häufig an einer Depression erkranken wie Männer. Neben genetischen und soziodemografischen Unterschieden, werden hierfür auch Unterschiede in der HHNA Funktionalität bei Männern und Frauen diskutiert. Die Interaktion zwischen Depression, HHNA Achse und Geschlecht ist bislang jedoch noch nicht voll-ständig verstanden und bei Patienten mit leichter bis mittelgrader Depression sowie in stationärer psychosomatischer Therapie kaum untersucht. Die vorliegende Studie hatte daher zum Ziel den prädiktiven Wert der HHNA Aktivität an Hand des morgendlichen Serumcortisolspiegels für das Erreichen einer Depressionsremission bei überwiegend mittelgradig depressiven Patienten im Rahmen einer stationären psychosomatischen Komplextherapie zu untersuchen. Darüber hinaus sollte er-mittelt werden, ob sich die Entwicklung psychometrischer Parameter sowie des Serumcortisols über die Messzeitpunkte der Aufnahme, Entlassung und Katamnese zwischen den Geschlechtern unterscheiden und ob geschlechtsspezifische Interaktionen zu beobachten sind. Für das hier untersuchte Patientengut und Therapiekonzept konnte die Hypothese, dass hohe Ausgangscortisolwerte ein schlechteres Therapieoutcome prädizieren, nicht bestätigt werden, denn für die Gesamtgruppe konnte kein Einfluss des morgendlichen Serumcortisolspiegels auf das Erreichen einer Depressionsremission nachgewiesen werden. Bei Männern war jedoch ein höherer Cortisolspiegel zur Aufnahme ohne Berücksichtigung von Störvariablen mit dem Verfehlen einer Remission assoziiert. Bei Adjustierung möglicher Störfaktoren bestand jedoch kein Zusammenhang mehr. Des Weiteren zeigte sich, dass das Serumcortisol zur Aufnahme im Mittel im oberen Normbereich lag, ohne signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern. Die stationäre psychosomatische Komplextherapie konnte an Hand der Verbesserung von Depressivität und Angst (HADS), des Stresserlebens (PSQ) sowie des psychischen und physischen Wohlbefindens (SF12) als effektiv bewertet werden. Dabei profitierten Männer und Frauen gleichermaßen von der Therapie und die Katamnesewerte unter-schieden sich nicht wesentlich von den Entlasswerten, was für einen nachhaltigen Effekt der Behandlung spricht. Subgruppenanalysen deuteten darauf hin, dass Männer mit rezidivierender depressiver Episode und solche mit zusätzlicher Pharmakotherapie ein erhöhtes Risiko für ein Rezidiv aufweisen könnten. Frauen, die Antidepressiva ein-nahmen und bei Aufnahme hohe Depressionswerte aufwiesen, erreichten mit größerer Wahrscheinlichkeit keine Depressionsremission. Beide Beobachtungen waren unabhängig vom Ausgangscortisol. In Zukunft sind weitere Studien nötig, um den prädiktiven Wert der HHNA Aktivität für den Therapieerfolg depressiver Patienten in psychosomatischer Behandlung zu untersuchen. Dabei könnte die Berücksichtigung bestimmter Einflussfaktoren, wie Ge-schlecht, Depressionsschweregrad und -ausprägung sowie posttraumatischer Belastungen hilfreich sein, um perspektivisch biologische Parameter wie das Cortisol für eine erfolgreiche, individualisierte Therapie nutzen zu können.deIn CopyrightHypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-AchseCortisolDepressionPsychotherapieGeschlechtddc:150ddc:610Therapieerfolg stationärer multimodaler psychosomatischer Therapie mit psychodynamischer Orientierung bei depressiven Frauen und Männern in Abhängigkeit von der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achsen Aktivität