Heiß, ChristianFölsch, ChristianTimm, KarstenKarstenTimm2024-11-182024-11-182024https://jlupub.ub.uni-giessen.de/handle/jlupub/19763https://doi.org/10.22029/jlupub-19120In der Literatur finden sich mehrere Hinweise darauf, dass die Frakturheilung durch das jeweilige begleitende Trauma beeinflusst wird. Experimentelle Studien deuten darauf hin, dass ein begleitendes Thoraxtrauma die Frakturheilung langer Röhrenknochen prolongiert und die Kallusbildung reduziert. Jedoch existieren bis dato keine klinischen Studien, die diese Ergebnisse bestätigen. Daher war es das primäre Ziel dieser Studie zu untersuchen, ob Patienten mit einem begleitenden Thoraxtrauma eine verminderte Frakturkonsolidierung langer Röhrenknochen im Vergleich zu Patienten mit isolierter Fraktur oder Patienten mit Frakturen zweier langer Röhrenknochen aufweisen. Zudem sollte analysiert werden, ob sich Unterschiede hinsichtlich der Frakturkonsolidierung im zeitlichen Verlauf sowie in der anatomischen Verteilung zeigen. Zuletzt galt es demografische Unterschiede zwischen den Patienten mit begleitendem Thoraxtrauma, Patienten mit isolierter Fraktur und Patienten mit Frakturen zweier langer Röhrenknochen sowie eine Korrelation von Thoraxtraumascores mit der Frakturkonsolidierung zu evaluieren. Diese klinisch retrospektive Studie umfasst 113 Patienten eines Level I Traumacenters, aufgeteilt in drei Gruppen. Die erste Gruppe ist die Referenzgruppe mit 44 Patienten (♂ = 32; ♀ = 12), die ein Thoraxtrauma und eine Fraktur eines langen Röhrenknochens erlitten, die zweite Gruppe ist eine Vergleichsgruppe aus 31 Patienten (♂ = 25; ♀ = 6), die Frakturen zweier langer Röhrenknochen erlitten und nochmals zufällig auf zwei Untergruppen (Fraktur 1 und 2) aufgeteilt wurden. Die dritte Gruppe ist eine weitere Vergleichsgruppe aus 38 Patienten (♂ = 24; ♀ = 14), die eine isolierte Fraktur eines langen Röhrenknochens erlitten. Die Einschlusskriterien für alle drei Gruppen waren ein Alter ≥ 18 Jahre und Röntgenbilder der Fraktur sechs bis acht Monate (Zeitpunkt t4) nach definitiver operativer Versorgung. Für die erste Gruppe musste weiterhin ein CT-Thorax oder Röntgen-Thorax bei der Patientenaufnahme vorliegen. Ausschlusskriterien waren für alle drei Gruppen ein Alter von < 18 Jahren, ein letal verlaufener Krankenhausaufenthalt sowie ein mittelschweres und schweres Schädelhirntrauma (Glasgow Coma Scale 3 – 12). Die Frakturkonsolidierung wurde anhand des RUST (Radiographic Union Scale in Tibial Fractures) definiert. Ein Wert von ≥ 10 nach sechs bis acht Monaten stellte dabei eine vollständige Frakturkonsolidierung dar, ein Wert von < 10 zeigte eine nicht konsolidierte Fraktur an. Der Schweregrad des Thoraxtraumas wurde mittels des Thoracic Trauma Severity Score (TTS), der Abbreviated Injury Scale Thorax (AISThorax) und des Pulmonary Contusion Score (PCS) evaluiert. In der ersten Gruppe fanden sich nach sechs bis acht Monaten 19 (43,2 %) nicht konsolidierte Frakturen, in der zweiten Gruppe 14 (45,2 %) bzw. 13 (41,9 %) und in der dritten Gruppe 14 (36,8 %). Es ergaben sich keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich Konsolidierung der Frakturen (p = 0,84) sowie dem RUST zum Zeitpunkt t1 (p = 0,09), t2 (p = 0,07), t3 (p = 0,28) und t4 (p = 0,49). Es zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede bezüglich der Konsolidierung zwischen den Gruppen hinsichtlich der Frakturseite (p = 0,95) und der anatomischen Lokalisation (p = 0,05). Außerdem ergaben sich keine demografischen Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen. Es zeigte sich lediglich ein signifikanter Unterschied (p= 0,009) zwischen Gruppe I und Gruppe III in Bezug auf die gesamtstationäre Aufenthaltsdauer. Zudem war der ISS in Gruppe I signifikant höher als in Gruppe II (p < 0,001) und Gruppe III (p < 0,001). Der ISS der Gruppen II und III unterschied sich nicht (p = 0,66). Zuletzt fand sich bei den Thoraxtraumascores eine positive Korrelation zwischen dem AISThorax und der Konsolidierungsrate in Gruppe I. Diese war allerdings statistisch nicht signifikant (r = 0,15, p = 0,34). Der PCS zeigte auf einem 0,05 Signifikanzniveau eine positive Korrelation mit der Konsolidierungsrate (r = 0,33, p = 0,03). Der TTSmin. (r = 0,18, p = 0,25) und der TTSmax. (r = 0,18, p = 0,25) wiesen hingegen keine Korrelation mit der Konsolidierungsrate auf. Die Ergebnisse, dass ein Thoraxtrauma die Frakturkonsolidierung langer Röhrenknochen vermindert, konnten in dieser klinischen Studie nicht bestätigt werden. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass gleichzeitige Frakturen zweier langer Röhrenknochen ebenfalls nicht negativ auf die Frakturkonsolidierung auswirken.deAttribution-NonCommercial 4.0 InternationalFrakturheilungThoraxtraumaPseudarthrosenon-unionnonunionFrakturkonsolidierungRUSTddc:610Einfluss des Thoraxtraumas auf die Frakturheilung langer Röhrenknochen - eine klinische Fallanalyse