Böning, AndreasWelk, EdgarEdgarWelk2023-08-142023-08-142023https://jlupub.ub.uni-giessen.de/handle/jlupub/18373http://dx.doi.org/10.22029/jlupub-17737Hintergrund: Während die Indikation von Levosimendan (Levo) bei der akuten dekompensierten schweren Herzinsuffizienz gegeben ist, ist die aktuelle Studienlage bei der Anwendung in der Herzchirurgie umstritten. Viele groß angelegte Studien detektieren keinen Vorteil bei der präoperativen Gabe von Levo, besonders in den harten Endpunkten wie z.B. das Langzeitüberleben (43,52). Grieshaber et al. zeigte vielmehr, dass es zu einem erhöhten Risiko für das Auftreten von Vorhofflimmern kommt (24). Es gibt jedoch Arbeitsgruppen, die durchaus zu einem Vorteil in der Verwendung von Levo vor Operationen gelangen (15,72,80). Um die Anwendung von Levosimendan (Levo) in der Herzchirurgie näher zu beleuchten, stellt diese Arbeit Untersuchungen an Versuchstieren dar, die nahe an der Anwendung im klinischen Alltag orientiert sind. Materialien und Methoden: In 36 männlichen Wistar-Ratten wurde eine subkutane Minipumpe implantiert, welche Levo oder NaCl für 2- bzw. 24 Stunden intravenös applizierte. Um die Herzfunktion zu beurteilen, wurden die Herzen anschließend in Langendorff-Technik mit und ohne kardioplegischer Lösung nach Bretschneider perfundiert. Anschließend erfolgte eine Ischämie von 45 oder 90 Minuten. Die Reperfusionszeit betrug immer 90 min. Die Kontrollgruppe erhielt lediglich eine 90-min Reperfusion. Während der Perfusion wurden dabei verschiedene Herzparameter gemessen. Anschließend erfolgte eine Myozytenisolation mit Zellkontraktionsmessung und Proteinanalyse oder die Kryokonservierung zur Bestimmung des Ödemindex. Ergebnisse: Um den Erfolg der Applikation darzustellen, wurde Levosimendan und sein relevanter Metabolit OR 1896 im Blutplasma analysiert. Die prä-ischämischen Druckmessungen im Langendorff-Apparat ergaben einen signifikant höheren Wert bei den Levo Gruppen im Vergleich zur NaCl-Kontrolle (Levo 24 h Ischemia vs. NaCl 2 h: 151 ± 6 mmHg vs. 91 ± 31 mmHg, p = 0,038) sowie eine ähnliche Herzfrequenz (194 ± 52 bpm vs. 215 ± 75 bpm bei p = 0,33). Nach einer 45- bzw. 90-minütigen Ischämie wiesen die Herzen aus Levosimendan-behandelten Tieren in der Reperfusion nur eine geringe Funktionserholung auf. Am schlechtesten erholte sich die Gruppe mit Levo und zusätzlicher kardioplegischer Lösung (Levo 24 h Cardioplegia vs. NaCl 2 h Perfusion: 12 ± 9 % der BL vs. 148 ± 28 % der BL, p < 0,05). Die Gruppe mit 2-stündiger Infusionsdauer von Levosimendan konnte keine messbaren Druckparameter nach der Ischämie aufbauen. Auch in der Zellkontraktionsmessung wiesen isolierte Kardiomyozyten aus den Herzen Levosimendan-behandelter Ratten nach Ischämie/Reperfusion eine signifikant reduzierte Zellverkürzung auf (5,46 ± 2,04 % vs. 8,03 ± 2,04 %, p < 0,005). Im Myokard ließ sich nach Applikation von Levosimendan zudem ein hoher Ödemindex feststellen. Darüber hinaus waren die isolierten Herzmuskelzellen sämtlicher Levosimendan-Behandlungsgruppen kürzer als die Zellen der NaCl Gruppe und wiesen eine signifikant reduzierte Expression der SERCA2a auf (p = 0,02). Schlussfolgerung: Levosimendan erhöht die Kontraktionsfähigkeit der Kardiomyozyten ohne Ischämie/Reperfusion. Wird Levosimendan 24 h vor einer Ischämie/Reperfusion gegeben, erholen sich die Kardiomyozyten nach der Reperfusion schlechter als die der NaCl Kontrolle, besonders bei Anwesenheit von kardioplegischer Lösung. Außerdem resultiert eine geringere Konzentration der SERCA2a unter Anwendung des Medikaments. Die Ergebnisse dieser Versuche zeigen, dass Levosimendan, gegeben 24 Stunden vor herzchirurgischen Eingriffen, die postoperative Herzfunktion nicht verbessern kann.  deIn CopyrightLevosimendanLangendorffLangendorff-Modellddc:610Der Einfluss von intravenös verabreichtem Levosimendan auf die post-ischämische Funktionserholung ex vivo-perfundierter Rattenherzen