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Item Akzeptanzprobleme von Wissenschaft und Technik in der Öffentlichkeit(2003) Schultheis, HeinzDie vorliegend Arbeit behandelt die Akzeptanzprobleme von Wissenschaft und Technik und der hierauf gegründeten Industrien gegenüber der Öffentlichkeit bzw. den sie repräsentierenden Institutionen. Sie ist in Teil I und II gegliedert. Teil I beschreibt die historische Entwicklung solcher Probleme seit der Antike bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, wobei bis ins 15./16. Jahrhundert der Begriff 'Wissenschaft' unter den der Philosophie fällt; ebenso müssen unter dem Wort 'Öffentlichkeit' je nach Zeitepoche die freien Bürger der Polis oder die Organisation der Kirche(n) verstanden werden. Teil II behandelt die gegenwärtige Ära ab der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, vorwiegend für den mitteleuropäischen und besonders den (west-)deutschen Raum. Die jeweiligen Fakten werden erläutert; die Gründe für die Entwicklung derartiger Probleme und ihrer kritischen Phasen werden vor dem Hintergrund der entsprechenden religiösen, politischen und gesellschaftlichen Strömungen diskutiert. Als einer der wichtigsten Faktoren für diese Situation wird ein starker und akuter Mangel an naturwissenschaftlichen Elementarkenntnissen bei weiten Teilen der Bevölkerung fest gestellt. Aus dieser Analyse heraus werden Möglichkeiten zur Verbesserung dieses Zustandes erwogen.Item Ethik und Politik: Aristoteles und Martha C. Nussbaum : Antike Elemente in einem zeitgenössischen, ethischen Ansatz der Entwicklungspolitik(2005) Riesenkampff, Isabelle CarolineMartha C. Nussbaum ist eine zeitgenössische, amerikanische Philosophin, die als Mitarbeiterin des World Institute for Development Economics Research (WIDER) der United Nations University in Helsinki eine Ethik der Entwicklungspolitik erarbeitete. In der vorliegenden Dissertation wird der von ihr entworfene Fähigkeiten -Ansatz samt seiner gedanklichen Basis, der praktischen Philosophie des Aristoteles, untersucht. Mit ihrem Ansatz verfolgt Nussbaum das Ziel, elementaren Verfassungsprinzipien die philosophische Grundlage zu liefern. Sie will die Regierungen aller Staaten dazu verpflichten, die Bürger zu bestimmten menschlichen Grundtätigkeiten zu befähigen, um somit ein Minimum an Menschenwürde zu gewährleisten. Mit Hilfe des Fähigkeiten -Ansatzes soll ein Maßstab geschaffen werden, anhand dessen sich die Lebensqualität in verschiedenen Ländern messen und vergleichen lässt. Zur Darstellung der nussbaumschen Theorien wird in den ersten beiden Teilen der Arbeit ihr umfangreiches, gedankliches Fundament - die praktische Philosophie des Aristoteles - erörtert. Sowohl die Nikomachische Ethik als auch die Politik basieren auf der leitenden Grundidee des Eudämoniestrebens des Menschen, anhand dessen Aristoteles seine Vorstellungen von der Glückseligkeit, von den ethischen und dianoetischen Tugenden, von der Gerechtigkeit, von der Freundschaft, von dem Staatsbürger und vom Funktionieren des besten Staates entwickelt. Eine Untersuchung der aristotelischen Werke samt ihres politischen Umfelds auf den eudämonistischen Aspekt hin ist für den kommunitaristischen Ansatz Nussbaums unabdingbar. Am Anfang des dritten Teils der Dissertation wird dann das Rawls´sche Werk in Grundzügen veranschaulicht, es wird auf seine Überlegungen zum Guten eingegangen und im Anschluss daran wird die aus der Gerechtigkeitstheorie entstandene Kommunitarismus-Liberalismus Debatte erörtert. Der Eingliederung des nussbaumschen Ansatzes in den zeitgenössischen Kontext folgt seine Diskussion auf die Fragestellung hin, ob Nussbaum der aristotelischen Schriften bedarf und inwieweit sich heutzutage noch eine kommunitaristische Perspektive, die das Gute vor das Rechte setzt, vertreten lässt. Die Autorin ist der Ansicht, dass es nicht möglich ist, Vorstellungen zur Erziehung und zur Arbeit der antiken Oberschicht mit der der Gesamtbevölkerung eines heutigen Landes zu vergleichen, wie es Nussbaum tut. Des weiteren kritisiert sie die aus dem Kommunitarismus resultierende enge Verbindung zwischen dem privaten und dem öffentlichen Leben einer Person. Es herrscht in der heutigen Zeit eine große Diskrepanz zwischen Normen des Zusammenlebens und Ideen bezüglich des persönlichen Glücks.Item Freiheit und Determinismus in der stoischen Philosophie(2011) Gasser, CorneliaWir halten zunächst fest, dass der stoische Determinismus ursprünglich nicht als kausaler Determinismus eingeführt wurde, sondern mit einem stark teleologischen Element und dass er fest in der Kosmologie verankert ist.Die Welt der Stoiker ist ein ununterbrochenes Ganzes, in dem es keine noch so kleine Lücke gibt. Sie wird aus zwei Prinzipien gebildet, dem aktiven und dem passiven Prinzip.Das aktive Prinzip bezeichnen sie als Gott, Logos, Weltvernunft, und als Fatum ist für jegliche Veränderung in der Welt verantwortlich. Es verleiht jedem Objekt die ihm gemäße Grundbeschaffenheit, die mit zunehmender Vielschichtigkeit komplexer wird. Physikalisch gesehen ist das aktive Prinzip pneuma von unterschiedlicher Feinheit. Das feinste pneuma ist die Vernunft, die sich als Gottes herrschendes Prinzip manifestiert.Das passive Prinzip nennen sie Materie, ὕλη. Es initiiert zwar keinerlei Bewegung, aber es ist die Grundlage jedes Gegenstands, wobei Gott und die Materie zusammen die Grundlage der Welt bilden. Beide Prinzipien bilden für sie eine vollständige Durchmischung und beide Prinzipien sind für sie körperlich.Für diese Arbeit ist es bedeutsam, dass die Stoiker zwischen einer globalen und einer innerweltlichen Perspektive unterscheiden.Der kausale Determinismus der Stoiker wird im Hinblick auf Ursachen definiert. In diesem Zusammenhang lernen wir Chrysipps umstrittene Behauptung kennen, dass es keine Veränderung ohne vorab bestehende Ursachen gibt. Ursache und Wirkung gehören für sie unterschiedlichen ontologischen Kategorien an, das heißt, dass sie die Ursache für körperlich halten, die Wirkung hingegen als unkörperlich. Die Voraussetzung für jedes Beispiel von Kausalität ist die Interaktion zwischen Körpern und sie ist immer doppelgesichtig . Das hängt davon ab, ob eine aktive oder eine passive Perspektive eingenommen wird. Damit unterscheiden die Stoiker zwischen Ursachen und qualitativen Zuständen und Ursachen und Veränderungen. Ihre Theorie des ununterbrochenen Zusammenhangs führt zu der Feststellung, dass es für jede Bewegung eine Bewegung gibt, die ein Teil von ihr ist; und dass es für jeden qualitativen Zustand einen qualitativen Zustand gibt, der ein Teil von ihm ist, wobei Chrysipp Bewegung als Veränderung von Raum, Form und Körper definiert. Daraus kann er ableiten, dass Kontinuität ein Mangel an Bewegung sein muss.Eine weitere These Chrysipps besagt, dass jede Bewegung und jeder qualitative Zustand eines beliebigen Objekts in Übereinstimmung mit der allgemeinen Natur sei muss, die in ihrer Gesamtheit alles umfasst. Diese These lässt sich auf die Unterscheidung zwischen der weltumfassenden und der innerweltlichen Perspektive zurückführen. Sie manifestiert sich in Chrysipps Unterscheidung der allgemeinen und der individuellen Natur. Die allgemeine Natur ist dasselbe wie das aktive Prinzip oder Gott. Da sich diese allumfassende Natur in alle Dinge erstreckt ist sie verantwortlich für die Organisation des Universums in seiner Ganzheit und sie lässt sich durch nichts behindern.Diese Behauptungen führen zu der Vermutung, dass Chrysipp einer Art von universellem Determinismus vertritt, weil es genau einen Verlauf der Vorkommnisse und Zustände gibt, der in Übereinstimmung mit der vernünftigen alles umfassenden Natur ist.Einen weiteren Hinweis auf eine totale Determiniertheit lässt sich aus Chrysipps Vorstellung der Tugenden und Laster ableiten. Beide sind für ihn Teil des aktiven Prinzips in uns, weil sie Veranlagungen sind. Würde das zutreffen, wäre unserer Willensfreiheit jedoch der Boden entzogen und wir wären nicht frei in unseren Entscheidungen und Handlungen. Da Chrysipp aber keinen totalen Determinismus zugeben möchte führt die Existenz eines von innen heraus erfolgenden , freiwilligen, spontanen Antriebs und einer korrespondierenden Kraft im Geist ein. Damit gibt er dem Handlungsträger ein Mittel an die Hand, wie er das Dilemma lösen kann, zwischen zwei gleich wünschenswerten Dingen eine willentliche Entscheidung herbeizuführen, denn er ist der Überzeugung, dass diese Kraft im Geist von sich aus eine Neigung zu einer der beiden Alternativen ergreifen wird. Das trifft aber nur auf diejenigen Fälle zu, in denen sich die Dinge in nichts voneinander unterscheiden. Die von innen heraus erfolgende Bewegung wird hier nicht als kausal nicht bestimmt eingeführt, sondern als nicht- vorherbestimmt .Chrysipp vertritt die Ansicht, dass weder das nicht Verursachte noch die Selbstbewegung existiert. Es kann für ihn keine nicht zu unterscheidenden Situationen geben. Ein Unterschied besteht immer. Er liegt entweder im Objekt selbst oder in der Umgebung und er ist für den Unterschied im Ergebnis verantwortlich und damit, ob er im stoischen Sinn kausal ist oder nicht.Erkennen wir diesen Unterschied nicht, heißt das nicht, dass es ihn nicht gibt; es heißt nur, dass es nicht erkennbare, verborgene Faktoren geben muss, die dafür verantwortlich sind, dass wir die eine und nicht die andere Alternative ergreifen. Da es das nicht Verursachte für Chrysipp nicht gibt, gibt es folglich auch keine spontane Bewegung. Diese Behauptung bringt das allgemeine Kausalprinzip (AKP) mit sich: Nichts geschieht ohne Ursache . Dieses allgemeine Prinzip gewährleistet bislang aber keine umfassende Gesetzmäßigkeit oder Übereinstimmung zwischen Ursache und Wirkung. Chrysipps Determinismus ist nur dann ein alles umfassender kausaler Determinismus, wenn wir eine Erweiterung dieses allgemeinen kausalen Prinzips annehmen und das spezifizierte Kausalprinzip (SKP) hinzufügen. Damit liegt uns in eine vollkommene Formulierung des kausalen Determinismus in neuzeitlichem Sinn vor, denn das Prinzip führt dazu, dass jede Bewegung vollständig durch eine vorausgehende Situation festgelegt ist. Wäre das Ergebnis in der geringfügigsten Einzelheit anders, dann wäre auch die vorausgegangene Situation anders gewesen.Chrysipps Determinismus ist darum strenger , weil er zusätzlich zur Einheitlichkeit und Übereinstimmung (des gesamten Weltzustands, seiner Ausgangssituation und seiner Wirkungen) die aktive Verursachung setzt, die im stoischen Sinn in jeder Bewegung einbezogen ist und die als wichtigster determinierender Faktor gilt.Wie sich Chrysipps kausaler Determinismus mit dem teleologischen Determinismus vereinbaren lässt, hängt von seiner Vorstellung vom Fatum ab. Bislang bestimmen zwei Aspekte Chrysipp Vorstellung von Determinismus:Zunächst die Behauptung, dass jeder qualitative Zustand und jeder Antrieb bis ins kleinste Detail mit der rationalen allumfassenden, alles durchdringenden Natur der Welt besteht und durch sie gestaltet wird und dass das nicht anders sein kann. Das bezeichnen wir als die teleologische Komponente. Dann die Behauptung, dass es keine Bewegung ohne eine Ursache gibt. Das bezeichnen wir als kausale Komponente. Beide Aspekte ergänzen einander in einer umfassenden Theorie. Die Verbindungen zwischen beiden Aspekten (den teleologischen und den kausalen) ist Chrysipps Fatumstheorie.Dass sich Chrysipps und Kleanthes Vorstellung vom Begriffsumfang des Fatums und der Vorsehung unterschieden, ist belegt. Während Chrysipp davon überzeugt ist, dass welches Ereignis oder welcher Zustand auch immer, aus der Sicht des Einzelnen schlecht ist, aus der weltumfassender Sicht aber gut ist und Gott dafür verantwortlich ist, steht für Kleanthes fest, dass die persönliche Schlechtigkeit und der Unverstand der Menschen nicht Gott zuzuschreiben sei, sondern dem uneinsichtigen Menschen. Beide aber stimmen darin überein, dass das Fatum einen besonderen Aspekt Gottes bezeichnet: es ist das aktive Prinzip, das die Welt strukturiert und bewegt und es wird als ewig während beschrieben. Es hat selbst zwar keinen Anfang, aber es war schon von jeher als das organisierende und verwaltende Prinzip der Welt da. Was auch immer geschieht, ist bereits von Ewigkeit her festgelegt, bevor es geschieht Es ist das unabänderliche Weltgesetz und es ist die vorausblickende Fürsorge Gottes.Weil für die Stoiker der Verlauf der Welt zyklisch ist, führt die Vorstellung der Unabänderlichkeit des Fatums zur unbegrenzten Wiederholung aller Zustände und Ereignisse. Zu diesem unabänderlichen Weltgesetz gehört auch die stoische Vorstellung der ewigen Wiederkehr von Weltenbrand und Weltordnung.Das ist nun ein ganz besonderes Thema, über das mehr gesagt werden müsste. Aus diesem Grund wurde es ausführlich behandelt und in den Anhang unter Punkt 11 gestellt.Ein weiterer Aspekt des Fatums ist seine Unerbittlichkeit und Unvermeidlichkeit, was auf eine nicht vorhandene Freiwilligkeit hinweist. Die Unerbittlichkeit des Fatums lässt sich damit erklären, dass nichts, was von außen kommt oder unabhängig von seiner allumfassenden Natur ist, weder beinträchtigen noch verhindern kann, was geschieht, weil es nichts gibt, das von außen kommt oder unabhängig von ihm ist. Vor allem können Menschen in kein Geschehnis eingreifen, weil ihre Natur selbst Teil der gemeinsamen Natur bzw. des Fatums ist.Für Chrysipp verknüpft das Fatum ferner qua pneuma in allen Dingen diese durch Zeit und Raum. Durch die Zeit auf dem Weg der vorausgehenden Ursachen, durch den Raum auf dem Weg der unterstützenden Ursachen und der sympatheia. Es kann im stoischen Sinn keine Verkettung von Ursache und Wirkung vorliegen, da Ursache und Wirkung ontologisch verschiedene Kategorien sind.Ein anderer Aspekt betrifft das Fatum insofern, als es gemäß Chrysipp einzelne Dinge miteinander verflicht. Die Verflechtung wiederum erklärt er als Dinge, die auf andere Dinge folgen und die schon von jeher in anderen Dingen mit eingeschlossen sind und das von Ewigkeit her. Da jeder Körper, der eine Ursache in der Kette oder in einem partiellen Netzwerk ist, das zu einer späteren Wirkung führt, ist er kausal für diese Bewegung verantwortlich.Das Prinzip, dass alles in Übereinstimmung mit dem Fatum geschieht, wurde in der Folge das Fatumssprinzip genannt wurde und kein Stoiker scheint von diesem Prinzip abgewichen zu sein.Fasst man die bisherigen Ergebnisse zusammen, sieht man, dass die Stoiker das Fatum und sein Wirkweise auf zwei ontologisch unterschiedlichen Wegen konzipiert und beschrieben haben. Auf der Seite der körperlichen Dinge ist das Fatum verantwortlich für die Ausbildung der Individualität der Dinge, für ihre Beschaffenheit und ihre ununterbrochene Verknüpfung durch Raum und Zeit. Auf der Seite der unkörperlichen Dinge sind alle qualitativen Zustände und alle Veränderungen das Ergebnis oder die Wirkung des Fatums.Item Der Gottesinstinkt : Bausteine für eine Evolutionäre Religionstheorie(2002) Söling, CasparDie Arbeit ´Der Gottesinstinkt´ versucht, Einblicke in die religiösen Verhaltensweisen zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen zu geben und nach ihrem Beitrag für den Reproduktionserfolg bzw. nach ihrer Selektionsgeschichte zu fragen.Methodisch beruht sie auf dem Ansatz der Evolutionären Psychologie. Ziel der Untersuchung ist es, diejenigen Datenverarbeitungsmechanismen (in diesem Sinn auch ´Instinkte´ oder ´Darwinische Algorithmen´ genannt) herauszufinden, auf denen religiöses Verhalten beruht. Dazu muss sie (1.) die Universalität einer Verhaltensweise nachweisen, (2.) die Probleme rekonstruieren, für die religiöses Verhalten Lösungsmechanismen bietet und (3.) Religiosität in eine evolutionäre Kategorie einzuordnen.Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass sich jede Religion aus vier universal verbreiteten Verhaltensweisen (Mystik, Ethik, Mythen und Rituale) konstituiert. Ihnen liegen die folgenden angeborenen Datenverarbeitungsmechanismen zugrunde:1.Die Grundlage mystischer Erfahrungen sind intuitiven Ontologien. Normalerweise dienen intuitive Ontologien dazu, die Wirklichkeit zum Beispiel in belebte oder unbelebte Gegenstände, Tiere oder Pflanzen zu klassifizieren. Die Vermischung unterschiedlicher ontologischer Kategorien wird als religiös kategorisiert.2.Die Grundlagen der Ethik liegen in der Sozialkompetenz des Menschen und gründen auf dem Konzept des sozialen Austauschs social exchange, social-contract-algorithm).3.Grundlage der Mythen ist der ´Sprachinstinkt´. Mythen sind sprachliche Ausformungen kognitiven Gehalte einzelner Module.4.Rituale beruhen auf dem Handicap-Prinzip. Indem sie bestimmte Symbole und Handlungen verteuern, stehen im Dienst ehrlicher Kommunikation zur Festigung einer verlässlichen in-group Moral.Die Diskussion kommt zu dem Ergebnis, dass es sich bei der auf intuitiven Ontologien beruhenden Mystik um eine Exaptation handelt, während die anderen drei Säulen (Ethik, Mythen und Rituale) als Ausdifferenzierung bestehender Angepasstheiten verstanden werden können. Religiosität hat selektierte, psychologische Mechanismen zur Voraussetzung, die sich als ´Gottesinstinkt´ zusammenfassen lassen.Item Handlungsfreiheit und Virtualität : Zur ethischen Dimension der Computerfiktion(2007) Debusmann, SylviaDie virtuellen Umgebungen im Bereich der Computerspiele ermöglichen dem jeweiligen Nutzer vielfältige Handlungsoptionen. Die Unterhaltungs- und Spielindustrie bietet ein fast unüberschaubares Angebot, um Phantasie, Ideen, Bedürfnisse, Neigungen und vieles mehr aktiv oder interaktiv umsetzen zu können. Auch bizarre und ungewöhnliche Nutzerpräferenzen bleiben dabei nicht unberücksichtigt. Hierbei stellt sich vor allem die Frage, ob der virtuelle Handlungs- und Gestaltungsspielraum des jeweiligen Nutzers moralischen Beschränkungen unterliegen soll oder ob erlaubt ist, was gefällt. In Politik, Gesellschaft und auch Wissenschaft gehen diesbezüglich die Meinungen weit auseinander. Wenn es speziell um gewalthaltige Inhalte einzelner Computerspiele geht, werden zahlreiche negative Konsequenzen für den jeweiligen Nutzer und seine Umgebung befürchtet. Diese Ängste und Sorgen werden in Entwicklungsdefiziten, Suchttendenzen, technologischem Autismus und vielem mehr formuliert. Deshalb wird seit geraumer Zeit erörtert, ob Verbote, Sanktionen, Einschränkungen, Beschlagnahmungen oder Zensur sinnvolle Maßnahmen und probate Mittel sein könnten. Die vielfältigen Möglichkeiten im Bereich der Computerfiktion sind unter dem Aspekt menschlichen und gesellschaftlichen Fortschritts zu betrachten und Computerspiele sind als solche kultureller Bestandteil unseres modernen Technologiezeitalters. In den elektronisch erzeugten Handlungsräumen der Computerspiele sind individuelle und kollektive Entfaltungs-, Erfahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb eines programmierten Spiels erfahrbar. Dem Handlungs- und Gestaltungsspielraum des jeweiligen Nutzers oder einer bestimmten Nutzergemeinschaft werden dabei lediglich Beschränkungen innerhalb des Spielprogramms gesetzt, sowie technische Ka-pazitätsgrenzen des Computers. Im Rahmen dieser Regulierungen kann der Einzelne seine Handlungsfreiheit nutzen, erweitern oder sich selbst neu inszenieren. In virtuel-len Erlebnisräumen ist auch die Modellierung der eigenen Persönlichkeit als eine Form kreativer Lebensgestaltung zu betrachten. Den Vorlieben des Einzelnen bleibt dabei überlassen, ob er sich monströser Avatare, blutrünstiger Actionhelden, körperloser Alleskönner oder selbst kreierter Fabelwesen bedient. In unserem Grundgesetz ist das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und auch die grundsätzliche Garantie der allgemeinen Handlungsfreiheit des Individuums festgelegt. Diese Handlungsfreiheit gestattet dabei jedem Einzelnen, zu tun und zu lassen wonach ihm beliebt, solange nicht die Rechte anderer Menschen oder jene der Verfassung verletzt werden. Dieses Grundrecht scheint nicht ohne Einschränkung für die virtuelle Handlungsfreiheit des Menschen zu gelten. Auf welche Weise oder aus welcher Motivation heraus der einzelne Mensch als eigenständiges Individuum seine Handlungsfreiheit in virtuellen Computerwelten gestaltet, ist derzeit leider nicht ausschließlich seinen persönlichen Entscheidungsgründen überlassen. Der virtuelle Spielraum (z. B. Computerspiele mit gewalthaltigem Inhalt) soll von Seiten des Gesetzgebers eingeschränkt werden, weil er im Verdacht steht, Kinder und Jugend verderbend zu sein, allgemein sozial- und gesellschaftsschädlich, unmoralisch, sowie geschmack- und sittenlos. Jugendschutz, Jugendmedienschutz, die Bundesprüfstelle wie auch die Strafverfolgungsbehörden unseres Landes konfrontieren die Unterhaltungs- und Spielindustrie oftmals mit Vorwürfen, Bedenken, Verboten und Zensur. Die inhaltliche Wirkungseinschätzung von Computerspielen wird oft aus mangelnder Sachkenntnis völlig überschätzt und mutiert somit zur Zielscheibe apokalyptischer Prophezeiungen. Dies ist kaum verwunderlich, wenn man die zahlreichen, in diesem Bereich existierenden Untersuchungsergebnisse aus Politik, Wissenschaft und Medienwirkungsfor-schung in ihren oftmals widersprüchlichen Aussagen betrachtet. Ein Konsens in Bezug auf Auswirkungen von fiktiver Darstellung von Computergewalt auf tatsächlich real ausgeübtes Gewaltverhalten wurde bislang nicht erzielt. Dies scheitert an der Komplexität des Untersuchungsbereichs und den oftmals unberücksichtigten Rahmenbedingungen. Versucht man dennoch vorsichtig und vorläufig eine Zusammenfassung der unterschiedlichen Untersuchungsergebnisse zu wagen, so ergibt sich, dass manche Formen von Mediengewalt für einige Individuen unter gewissen Bedingungen und unter Berücksichtigung vielfältiger Einflussfaktoren, negative Folgen nach sich ziehen können.Item Imitation, consumption, and imaginary credit-debt relations: The case of Greece(2019) Bakas, Spyros; Langenohl, Andreas; Schraten, JürgenIn a referendum on July 5, 2015, a majority of 61% voted against continued austerity in Greece. On September 20 of that year, Syriza, a radical left-wing party that previously ran on an anti-austerity platform, won the elections despite announcing the adoption of a new memorandum and the continuation of austerity. This study aims to shift the question from what happened to Syriza’s radical left program to what caused the part of Greek society that initially supported this program to, in what seemed like a heel turn, passively accept the continuation of austerity measures. This question is answered through the construction of a subjectification theory (based on the concepts of imaginary credit and imaginary debt) which brings together Louis Althusser’s notions of Unique Subject and interpellation, the sociology of imitation of Gabriel Tarde, and the social imaginary of Charles Taylor. The social and political response of individuals during periods of political-economic crisis can be better understood by investigating how they create and expand their social and moral bonds, which in turn provides insight into their polity (social becoming) during the pre-crisis period. This study analyzes people’s self-governing and the reproduction of the consumption sphere, as a modern space of social becoming, through the social mechanism of imaginary credit and debt. The individuals’ desire to conform, based on an imaginary credit which allows them to freely imitate higher-status members of society and thus socially ascend, constructs an imaginary of social mobility which is then ‘paid back’ through conformity, that is, following the practices necessary for the conformist subject to close the social and the moral distance between them and the Unique Subject. This imaginary debt – that is, the desire to conform – is facilitated through political and economic channels, such as mass credit expansion and political strategies that foster the social becoming of individuals within the consumption sphere. When this moral order and social structure comes into crisis, individuals, even if they cannot repay their real debts, will still desire to pay back their imaginary debt and defend their moral order because it mediates their social coherence – the moral viability of their polity. Social and political protest and passivity during periods of crisis should thus be approached through the question of whether any of these (in)actions facilitate the established self-governing order and belonging of individuals. The case of Greece and its transition from social protest against the austerity measures to sociopolitical passivity offers a contemporary example of this process.Item Re-thinking Democracy in Resistance: A Theoretical Approach to Social movements, Collective Action, Social Transformation and Political Subjects(2023) Gallo-Gómez, Juan Camilo; Kreide, Regina; Muñoz-Fonnegra, SergioThis work intends to focus on social movements as the core of political action under the current political conditions. Democracy is understood as the action of transformation toward emancipation and inclusion, not just as a set of institutions or legal standards. I try to go beyond the defense of a specific institutional design or propose new institutional designs. My goal is to highlight the role of communicative dissent and the appearance in the public sphere of the real experiences of injustice to construct a participatory model of democracy that complements and serves as a critique of traditional republican and liberal visions of consensus and rational deliberation. I also try to give to the idea of political participation the concrete historical content from the experience of injustice as the source of social transformation. I suggest that democracy should be understood as a constant process of resistance and conflict for the normative field of justification of social order and the exercise of political power.Item Das Realismus-Problem der Quantenmechanik angesichts der Dekohärenz-Interpretation(2007) Messer, Joachim AugustDie Quantenmechanik, in der Fassung, in der sie heute vorliegt, enthält was ihr begriffliches Verständnis und ihre Interpretation betrifft zahlreiche Paradoxien. Die bekannteste, Kopenhagener Interpretation wird kritisiert und andere Interpretationen, wie die Viele-Welten-Interpretation und die moderne, heute am meisten vertretene Dekohärenz-Interpretation werden dieser beschreibend zur Seite gestellt. Axiomatische Klärungsversuche, wie die von Mackey, Jauch und Piron werden analysiert und das Messprozessproblem aus drei Sichtweisen heraus diskutiert: der Einführung eines Schnittes durch Georg Süßmann, des Skalierungsformalismus von Klaus Hepp und der Philosophie von Bernulf Kanitscheider. Insbesondere die von Albert Einstein gelieferte Kritik an der Bohr-Heisenbergschen Kopenhagener Interpretation und an der Vollständigkeit einer realistischen Quantentheorie durch das EPR-Gedankenexperiment (benannt nach Einstein, Podolsky und Rosen) wird näher untersucht und zu einem holomorphen Realismus erweitert, bei der die Meßgrößen als Randwerte einer holomorphen Funktion sichtbar werden. Diese analytische Fortsetzung wirft auch ein neues Licht auf den Leib-Seele-Parallelismus, das die Positionen von Platon und Feigl übersteigt. Neben der Dekohärenz sind auch die Superauswahlregeln, die ausführlich diskutiert werden, ein Beispiel für eine realistische Zustandsreduktion jedoch zwingt die Nichtlokalität einer realistischen Quantenmechanik zu einem Dualismus von Higgsscher Symmetriebrechung mit lokaler Dekohärenz im irdischen Laboratorium. Es wird die Position eines holomorphen baryzentrischen Realismus erarbeitet durch Rückgriff auf die Quantenfeldtheorie von Lehmann, Symanzik und Zimmermann (LSZ) mit Ihrer Reduktionsformel. Quantenkosmologische Implikationen, nicht-kommutative Geometrie, K-Theorie und Hintergrundfeld werden ebenfalls besprochen. Die neu entworfene Erkenntnistheorie des holomorphen, baryzentrischen Realismus der im klassischen Limes in einen kritischen Realismus übergeht bildet auch eine Brücke zu einem vertieften Humanismus, der sich aus der rein klassischen Physik nicht konstruieren lässt. Wie Eugene P. Wigner zeigte, ist eine Emergenz der klassischen Welt aus der Quantenwelt auch nicht zwingend notwendig. Alles beruht auf Quantenmechanik (nach Carl Friedrich von Weizsäcker in einer Bemerkung über Parmenides).Item Sein, Sollen und der Mensch. Anthropologie im politischen Liberalismus(2023) Rübel, Johannes; Özmen, ElifTrotz einer langen gemeinsamen Geschichte ist die Verschränkung von Anthropologie, Anthropologiekritik und normativer politischer Theorie bislang unzureichend erforscht. Um mich sinnvoll der literaturstarken Gemengelage anzunähern, beschränke ich mich auf die argumentativen Funktionen anthropologischer Aussagen im Paradigma des politischen Liberalismus – der politischen Theorie von John Rawls. Meine erste These – der meta-perspektivischen politischen Anthropologie entgeht, dass anthropologische Aussagen sogar im erklärtermaßen anthropologisch enthaltsamen politischen Liberalismus Schlüsselfunktionen übernehmen – verteidige ich, indem ich die methodischen Unzulänglichkeiten dieser Anthropologie an zwei ihrer aktuell charakteristischen Varianten nachweise. Die Erste lehnt es ab, sich überhaupt mit Normenbegründung und -rechtfertigung zu befassen, denn Anthropologie habe rein deskriptiv zu forschen. Die Zweite ist zwar an den anthropologischen Programmen normativer Theorien interessiert, sie beschränkt sich jedoch aufs Prüfen des Wahrheitsanspruchs anthropologischer Aussagen. Damit belege ich, wie notwendig ein systematischer Neustart der meta-perspektivischen politischen Anthropologie unter besonderer Beachtung der argumentativen Funktionen anthropologischer Aussagen ist. Mit meiner zweiten These attackiere ich die Praktikabilität des politischen Liberalismus. Ich kritisiere zuerst Rawls. Er beabsichtigt, anthropologische Aussagen mittels eines formalen Rechtfertigungsverfahrens zu vermeiden, was ihm jedoch nicht gelingt, denn er verwendet sie weiterhin zum Legitimieren seiner Theorie. Er konkretisiert mit den anthropologischen Eigenschaften „Beständigkeit“ und „Normalverteilung“ die Stabilität seiner Gerechtigkeitskonzeption im menschlichen Denken und Handeln, was er als unverzichtbaren Teil jeder Legitimation ansieht. Allerdings zeige ich, dass ihn das mit einem Dilemma konfrontiert. Entweder er verzichtet auf die Stabilitätsbegründung, was die Praktikabilität seiner Gerechtigkeitskonzeption infrage stellt oder er verlässt sich auf die stabilisierende Wirkung einer öffentlich geförderten ethischen Erziehung. Martha Nussbaum ergänzte Rawls’ Gerechtigkeitstheorie um ihr Modell einer anspruchsvollen ethischen Erziehung, in der Hoffnung, den politischen Liberalismus an die zweite Seite des Dilemmas anzupassen. Allerdings rechtfertigt sie die Erziehung mit einer für den politischen Liberalismus zu umfangreichen Theorie des Guten. Damit verteidigt Nussbaum unabsichtlich die Liberalismuskritik meiner zweiten These und unterstreicht die mangelnde Praktikabilität des politischen Liberalismus.Item Simmels Philosophie des Tausches(2005) Paucker, Holger vonAnhand von Georg Simmels Werk "Philosophie des Tausches" wird über die Entwicklung des Tausches sowie dessen Auswirkungen auf den Menschen nachgedacht. Der Tausch wird dargestellt als allgemeines Handlungs-Prinzip des individuellen und auch des gesellschaftlichen Menschen, wonach gemäß dem ökonomischen Prinzip immer ein Wert eingesetzt werden muss, um einen Wert zu gewinnen. Die Arbeit setzt sich u.a. auseinander mit folgenden Thesen Simmels: 1)Durch den Tausch ist es zu einem diskrepanten Verhältnis von objektiver und subjektiver Kultur gekommen. 2)Durch den Tausch hat die objektive Freiheit des Menschen von der Aussenwelt zugenommen, die subjektive Freiheit der Innenwelt aber abgenommen. 3)Der Tausch lässt die Beziehungen der Menschen zu Beziehungen der Gegenstände werden. 4) Die Verringerung der subjektiven Freiheit verhindert die Entwicklung einer idealen, breiten Persönlichkeit, aktiv in mehreren Lebensformen.Item Die Transformation von Gefühlsdarstellungen in Buch und Film : medienwissenschaftliche Analysen zu vier filmischen Literaturadaptionen von Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften(2005) Grimm, ClaudiaDer filmtheoretische Vorspann dieser Arbeit beginnt mit einem Überblick über prominente Filmtheorien von den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts bis heute. Geht im Weiteren auf die Methodik und Terminologie der Filmanalyse ein und umfasst darüber hinaus ein Kapitel zur Geschichte des Films und Literaturverfilmung. Das Untersuchungsmaterial dieser Dissertation setzt sich aus dem Roman 'Die Wahlverwandtschaften' und den vier folgend angeführten filmischen Literaturadaptionen zusammen. 1. Regisseur Siegfried Kühn, DDR 1974 2. Regisseur Claude Chabrol, Frankreich 1981 3. Regisseur Rudolf Thome, BRD 1985 4. Regisseure Paolo und Vittorio Taviani, Italien 1996 Die Profilstrukturen der vier Filme und ihre Regisseure werden vorgestellt. Den Hauptteil dieser Arbeit bilden drei systematisch strukturierte Sequenzanalysen. Die Analysen untersuchen verschiedene Gefühlskomplexe des Romans inhaltlich und semiotisch vergleichend. Deskription und Kommentierung sind jeweils getrennt dargestellt. Am Ende jedes der drei Analyseteile finden sich die Teilergebnisse in synoptischen Grafiken zusammengeführt. Darüber hinaus wurde die grundsätzliche Frage erörtert, wie und bis zu welchem Grad lassen sich Gefühle von einem Medium ins andere transformieren. Die Arbeit enthält einen Übersichtplan der Gefühlssituationen des Romans 'Die Wahlverwandtschaften' und vier kommentierte Sequenzpläne der bearbeiteten Filme.Item Universalismus, Relativismus und Repräsentation : Eine Kritik des modernen Wissensbegriffs(2002) Farshim, AlexanderIn der Arbeit wird versucht die gemeinsame Grundlage von modernem, subjektivistischem Relativismus und szientistischem Universalismus im Begriff der Repräsentation zu verorten und die in dieser Aufteilung implizierte Hierarchisierung von Wissensansprüchen kritisch in Frage zu stellen. Im selben Zug wird die Philosophie als ein Unternehmen zur vollständigen Säkularisierung und Naturalisierung des Selbst und Weltverständnisses verteidigt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt der Moderne, wenden sich Pragmatisten und Prozessphilosophen gegen die Idee, dass die Welt in ihrem Wesen darstellbar ist. Sie machen deutlich, dass Säkularisierung und Naturalisierung einen anti-repräsentationalen Kern haben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts reaktualisieren französische 'postmoderne' Philosophen und Neo-Pragmatisten wie Rorty diese Kritik an der Idee des Geistes als Spiegel der Natur. Ich versuche im ersten Kapitel der Arbeit zu zeigen, dass auch Rortys Spiegel der Natur noch an Dualismen hängt, die hinter die Einsichten eines William James zurückfallen. Ein zentraler Kern des klassischen Pragmatismus und der Prozessphilosophie ist die Naturalisierung des Geistes in Form eines 'Panpsychismus', der Idee eines unbewussten, vorsubjektiven Denkens. Im zweiten Kapitel wird am Beispiel Daniel Dennetts, den ich als 'Panintentionalist' lese, versucht, dem Begriff eines unbewussten Denkens seinen schlechten Ruf zu nehmen. Den Begriff des Denkens zu entsubjektivieren ist Voraussetzung für die Naturalisierung des Mentalen. Im dritten Kapitel wird der Zusammenhang von Szientismus und Subjektivismus erläutert und auf den 'Krieg der Wissenschaften' eingegangen. Der Streit zwischen der rechten und der linken Hand der Wissenschaft, Naturalisierern und Kulturalisierern, lässt sich aus Restbeständen eines vornaturalistischen Weltbildes erklären. Die einen halten mit dem Beharren auf 'harte Fakten' und 'den Fortschritt der Wissenschaft' eine anti-naturalistische, teleologische Erkenntniskonzeption hoch, die anderen lassen sich von einem anti-naturalistischen Freiheitsbegriff motivieren. Im vierten Kapitel stelle ich Bergsons Begriff des Virtuellen vor, der Grundlage einer naturalistischen Ontologie ist. Dieser Begriff impliziert eine Philosophie des Werdens und der Kreativität. Mit ihm wendet sich Bergson gegen die Idee einer Ready-Made-World. Das fünfte Kapitel wendet sich Gilles Deleuzes Kritik der Repräsentation zu. Denken wird von Deleuze als ein naturalistischer Prozess verstanden, der den Unterschied von Modell und Kopie aufhebt. Differenz bekommt den Vorrang vor Identität, der Prozess vor seinem Produkt. Der Gegensatz von szientistischem Objektivismus und subjektivistischem Konstruktivismus kann nun ersetzt werden durch einen naturalisierten Perspektivismus. Perspektiven richten sich nicht auf die eine nicht-perspektivische Welt, sondern sie sind ein wirklicher Prozess in der Welt. Das sechste Kapitel versucht das Problem des Relativismus mit Hilfe eines naturalisierten Perspektivismus zu lösen. Im letzten Kapitel der Arbeit diskutiere ich anhand von Habermas und Latour die Folgen dieser Metaphysik für das universalistische Selbstverständnis der Moderne. Mit Latour werde ich argumentieren, dass die Aufgabe des Universalismus paradoxerweise einem wirklichen Universalismus den Weg bahnen kann. Anders als Latour verteidige ich jedoch den Moderne-Begriff.Item Wem gehört die Evolution? Zur Frage der Nutzung genetischen Materials(1999) Uhl, MatthiasDie vorliegende Arbeit stellt eine Analyse der Diskussion um Genpatente dar. Der zentrale und vor allen Dingen strittige Punkt der untersuchtenAuseinandersetzung ist eine Frage der praktischen Ethik: Soll es Patente auf gentechnologische Entwicklungen geben und, wenn ja, in welchem Ausmaß? Zieldieser philosophisch ausgerichteten Auseinandersetzung mit dem Thema Patente und Gentechnologie ist eine Klärung der verwendeten Begriffe und Argumente. Inhaltliches Vorgehen: Im ersten Teil ('Das Problem') werden die Informationen geliefert, die den bestehenden Konflikt um eine Patentierung von Gen- undBiotechmaterial nachvollziehbar machen. Der zweite Teil ('Die Rahmenbedingungen') stellt die Grundlagen der bestehenden Auseinandersetzung dar. Dieselassen sich in drei Teilbereiche gliedern: den biologischen, den wissenschaftlich-ökonomischen und den kulturhistorisch-rechtlichen. Der dritte Teil der Arbeit('Analyse der Diskussion') unternimmt eine eingehende Untersuchung der Auseinandersetzung um das Für und Wider von Patenten im Bereich derGentechnologie. Der vierte Teil ('An Stelle einer Konklusion') zieht ein Resümee der Untersuchung. Zentral ist hierbei die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt,die analysierte Diskussion in einer konstruktiveren Weise zu führen. Eine kurze Betrachtung widmet sich den gesellschaftlich-ökonomischen Perspektiven derPatente für Gentechnologie und zeigt mögliche zukünftige Szenarien auf. Den Abschluß bilden Erwägungen zur Frage, welche Konsequenzen für das Selbstbilddes modernen Menschen möglicherweise aus der Entwicklung der Gentechnologie resultieren werden. In dieser Arbeit werden vier Thesen zu der untersuchten Auseinandersetzung um Patente für gentechnologische Entwicklungen vertreten: These Nr. 1: Der Begriff des Patentes wird in der Gentechnologiediskussion in unterschiedlicher Weise und mit unterschiedlichem Bedeutungsumfangverwendet. These Nr. 2: Es finden sich zwei verschiedene Auffassungen darüber, welcher Stellenwert der Ethik innerhalb der Diskussion zukommt. These Nr. 3: Das Finden einer einvernehmlichen Lösung in der Auseinandersetzung um Patente für die Gentechnologie wird dadurch erschwert, daß es nichtnur unterschiedliche Meinungen sind, die aufeinandertreffen, sondern - zumindest teilweise - verschiedene Weltanschauungen. These Nr. 4: Viele Argumente in der Diskussion um Patente für gentechnologische Entwicklungen weisen bei eingehender Analyse Schwächen auf:Inkonsistenzen, rhetorische Überladungen oder Kategorienfehler.Item Die Wunderkritik Immanuel Kants(2001) Peddicord, ClarkDie Problematik übernatürlicher Eingriffe in den gesetzesartigen Ablauf der Natur hat nicht nur Theologen sondern auch Naturphilosophenund Erkenntnistheoretiker immer wieder beschäftigt. Diese Frage ist nicht erst in der heutigen Diskussion entstanden. Sie hat tiefeWurzeln, die bis in die Antike zurückreichen. Aber ihre moderne Gestalt stammt aus der Anfangszeit der modernen Naturphilosophie im 17.und 18. Jahrhundert. Als der prägende Philosoph der deutschen Aufklärung hat sich Immanuel Kant der von der jüdischen und christlichenTheologie immer bejahten Möglichkeit eines göttlichen Eingriffes in die realen Prozesse der Welt entschieden widersetzt.Merkwürdigerweise hat aber seine Analyse bisher wenig Beachtung gefunden. Daher liegt es nahe, die Wunderkritik Kants zumGegenstand einer systematischen Studie zu machen. Ziel dieser Arbeit ist aber nicht nur die historischen Abhängigkeiten und diezeitgenössische Begriffsgeschichte zu analysieren, sondern auch die Kant'sche Argumentation für die moderne Auseinandersetzung unddas Problem des Naturalismus versus Theismus aufzuschließen. Kant hat seine Verpflichtung gegenüber dem schottischen Skeptiker, David Hume offen zugegeben. So wird in einem ersten Teil Hume'sErkenntnistheorie im Hinblick auf dessen Betrachtungen über Wunder im zehnten Abschnitt seiner Untersuchungen über denmenschlichen Verstand aufbereitet. Das leitet über zu Kant's Analyse und dessen philosophischer Auswertung der damals neuen Newton'schen Mechanik undGravitationstheorie. Danach wird Kants Argumentation in der Allgemeinen Naturgeschichte und im Einzig möglichen Beweisgrund imDetail verfolgt. Darnach widmet sich der Autor Kants erkenntnistheoretischem Ansatz in seiner kritischen Phase, da seine Schrift über die Zurückweisungjeglichen Wundergeschehens dieser Epoche angehört. Das Argument selber führt tief in Kants Konzeption von Raum und Zeit hinein unddie formalen und materialen Voraussetzungen von Kants Beweisgang werden herausgehoben. Es wird dabei gezeigt, dass KantsNachweis der Apriori-Unmöglichkeit von Wundern auf von ihm vorschnell als evident vorausgesetzten faktischen Annahmen beruht und ausheutiger Sicht nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Der Schlußteil der Arbeit wendet sich mit den aus der historischen Analyse gewonnenen Erkenntnissen und Fragestellungen der heutigenimmer noch hochaktuellen Diskussion zwischen einem konsequenten Naturalismus und einem supernaturalistischen Theismus zu.