Thrombozytenaktivierung und Thrombozyten-Leukozyten Interaktion bei Patienten mit myeloproliferativen Erkrankungen

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2003

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Einleitung: Patienten mit myeloproliferativen Syndromen (MPS) leiden verstärkt unter thrombo-embolischen Komplikationen, welche auf Veränderungen in der Thrombozytenfunktion und der Anzahl der Blutplättchen zurückzuführen sind. Derzeitig ist eine genaue Vorhersage dieser lebensbedrohlichen Ereignisse nur bedingt möglich. Unsere Studie hat mit Hilfe der Durchflußzytometrie die Thrombozytenaktivierung sowie die Thrombozyten-Leukozyten Interaktion bei MPS Patienten untersucht. Zusätzlich haben wir neue Gerinnungstests und Thrombophiliemarker eingesetzt. Methodik: Für die Studie wurde Vollblut von insgesamt 47 MPS Patienten (10 mit chronischer myeloischer Leukämie (CML), 13 mit Polycythaemia vera (PV), 12 mit Osteomyelosklerose (OMF), 12 mit Essentieller Thrombozythämie (ET)) sowie von 16 gesunden Probanden für die Durchflußzytometrie mit Hilfe fluoreszierender monoklonaler Antikörper analysiert. Thrombozyten-Mikropartikel und Thrombozyten-Mikroaggregate wurden durch anti-CD42b und Forward Scatter (FS) identifiziert, Thrombozytenaktivierung durch anti-CD62p, anti-CD42b und anti-CD14, die Thrombozyten-Leukozyten Interaktion durch anti-CD45. Ergebnisse: MPS Patienten mit thrombo-embolischen Komplikationen in der Anamnese zeigten hinsichtlich der durchflußzytometrischen Parameter sowie der Ergebnisse in der Gerinnungsanalyse und der Thrombophiliediagnostik keinen Unterschied zu der MPS Vergleichsgruppe ohne entsprechende Vorgeschichte. Tendenziell zeigten sich bei MPS Patienten mit thrombo-embolischen Ereignissen aber höhere Mikropartikelwerte, eine geringere Anzahl von Thrombozyten-Neutrophilen-Aggregaten, eine erniedrigte Aktivität von Protein C, -S und Antithrombin sowie erhöhte Werte von Tissue Faktor und Prothrombinfragment F 1+2. Alle MPS Untergruppen wiesen eine erhöhte Thrombozytenaktivierung (CD62p-positive Thrombozyten) auf. Mit Ausnahme der CML Patienten hatten alle Untergruppen signifikant höhere Mikropartikelwerte als die Kontrollgruppe. Patienten mit PV und ET, die die höchste Rate an thromboembolischen Komplikationen unter allen Untergruppen vorwiesen, zeigten signifikant höhere Werte von Thrombozyten-Neutrophilen- und von Thrombozyten-Monozyten Aggregaten als die gesunde Vergleichsgruppe. Die Thrombozytenfunktion, die mit Hilfe des PFA-100 (Platelet Function Analyzer) simuliert wurde, offenbarte bei fast allen Subtypen des MPS signifikant verlängerte Verschlußzeiten im Vergleich zu der Kontrollgruppe. Ein Unterschied zwischen Patienten mit thromboembolischen Komplikationen und ohne konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Schlußfolgerung: Die geschilderten Ergebnisse sprechen dafür, daß Thrombozytenaktivierung, Thrombozyten-Mikropartikel sowie Thrombozyten-Leukozyten Interaktion bei Patienten mit myeloproliferativen Syndromen (MPS) eine wichtige Rolle spielen. Erhöhte Mikropartikelwerte könnten durch ihre prokoagulatorische Wirkung die Thrombinbildung und damit die Thromboseneigung fördern. Dies würde die klinische Symptomatik von MPS Patienten erklären, die durch ein höheres Risiko für arterielle oder venöse thrombo-embolische Komplikationen gekennzeichnet ist. Insgesamt läßt sich eine erhöhte Aktivierung des Gerinnungssystems sowie eine abnorme Thrombozytenfunktion bei allen Untergruppen des MPS feststellen, ohne jedoch daraus eine genauere Vorhersage der thrombo-embolischen Ereignisse ableiten zu können.


Introduction: Changes in platelet count and function contribute to thrombo-hemorrhagic episodes in chronic myeloproliferative syndromes (MPS). We used flow cytometry to study platelet leukocyte conjugates and markers of platelet activation in patients with MPS. Methods: Whole blood from patients with chronic myelogenous leukemia (CML), polycythemia vera (PV), chronic myelofibrosis (MF), and essential thrombocythemia (ET) and from healthy volunteers was prepared for flow cytometry. Platelet microparticles and platelet microaggregates were identified with anti-CD42b and forward scatter, activated platelets with anti-CD62p. Anti-CD42b, anti-CD14, and anti-CD45 were used to study platelet leukocyte conjugates. Results: The percentage of CD62p-positive platelets was elevated in all myeloproliferate syndrome subtypes. The median percentage of platelet microparticles was 5.4% in controls and significantly higher in PV (11.2 %), MF (10.7 0%), and ET (10.4 %, all p<0.05). There was an increased percentage of platelet neutrophil conjugates in patients with PV (9.1%) and ET (10.7%) compared to normal controls (6.6%, all p<0.05). Platelet monocyte conjugates were 8.8 % in controls and elevated in PV (16.6 %) and ET (19.1 %, all p<0.05). Patients with a history of venous or arterial thrombotic events had slightly less platelet leukocyte conjugates and slightly more microparticles than patients without thrombosis; however, this difference was not statistically significant. Conclusions: These findings suggest that platelet leukocyte conjugate formation occurs in myeloproliferative syndromes and indicates platelet activation. Also, platelet microparticles are elevated and might provide a catalytic surface for thrombin generation. This could explain the clinical observation that patients with myeloproliferative syndromes have an increased risk to experience arterial or venous thrombotic events.

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Thromb Res, 108(2-3): 139-45 2002

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