Ermittlung, Beschreibung und Bewertung der medikamentösen Therapie einer Operativen Intensivstation einschließlich der detaillierten Analyse der Antibiotikatherapie mit Hilfe eines Patienten-Daten-Management-Systems

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2005

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Die vorliegende Arbeit hatte die Erfassung, Beschreibung und Bewertung der medikamentösen einschließlich der antimikrobiellen Therapie einer Operativen Intensivstation mit Hilfe eines Patienten-Daten-Management-Systems (PDMS) zum Ziel. Zu diesem Zweck wurden Werkzeuge für die Analyse der Medikamentendaten entwickelt. Auf Basis dieser Werkzeuge wurden umfassende Medikamentengebrauchsuntersuchungen einschließlich der verwendeten Antibiotika, die durch die Anwendung der Anatomisch-Therapeutisch-Chemischen Klassifikation (ATC-Klassifikation) mit Defined Daily Doses (DDD) international vergleichbar gemacht wurden, durchgeführt. Die Bedeutung von allgemeinen Aspekten der Antibiotikatherapie auf das Outcome (Sterblichkeit) der Patienten wurde durch Methoden aus der Modellierung und Evaluierung von Scoring-Systemen im Vergleich zum SAPS-II-Score untersucht. Das eingesetzte PDMS speichert seit Einführung der zweiten Version detaillierte Medikamentendaten in einer zentralen Oracle -Datenbank für klinische Daten. Diese Datenbank ist nach der Entität-Attribut-Wert-Architektur aufgebaut. Das Medikamentenmodul speichert neben Medikamentennamen Applikationsformen, Dauer und Zeitpunkt der Gabe, applizierte Dosis und den Status der Medikamentengabe. Mit Hilfe von selbst entwickelten SQL- und PL/SQL-Skripten ließen sich die Medikamentendaten aus der klinischen Datenbank erheben, aufbereiten und für die weiteren Auswertungen in ein relationales Datenmodell umformen. Im Zeitraum vom 31.03.2000 bis zum 13.07.2001 wurde der vollständige Aufenthalt von 1.775 Patienten (2.052 Episoden) untersucht. Es wurden 462 Generika mit 917 unterschiedlichen Handelsnamen dokumentiert, wobei parenterale Lösungen die meistverwendete Medikamentengruppe waren. Die parenterale Applikationsform war mit 77,9 % der am häufigsten verwendete Applikationsweg. 40 verschiedene Antibiotika-Generika mit 65 verschiedenen Handelsnamen wurden eingesetzt. Bei den 2.052 untersuchten Episoden wurden von 1.190 Episoden (58,0 %) die Patienten mit mindestens einem Antibiotikum, meistens in Form einer Kurzinfusion, therapiert. Am häufigsten wurden Antibiotika aus der Gruppe der Cephalosporine verordnet, wobei Cefazolin am meisten eingesetzt wurde. 63,9 % der antimikrobiellen Behandlungen erfolgten als Monotherapie. Nach neun Tagen Liegezeit wurden 94,0 % der Patienten mit mindestens einem Antibiotikum behandelt. Nach DDD/100 Bettentage (DDD/100 BT) wurden Kombinationspräparate aus Penicillinen und Beta-Lactamase-Inhibitoren mit 45,2 % der Fälle am häufigsten gegeben, Ampicillin/Sulbactam wurde mit einer DDD/100 BT von 45,8 am meisten appliziert. In der Outcome-Analyse zeigte das Modell mit der zusätzlichen Information der Antibiotikatherapie ('Anzahl der eingesetzten Antibiotika' (odds ratio = 2,99) und 'Dauer der Antibiotikatherapie' (odds ratio = 1,70)) mit einer Fläche unter der Kurve (AUC = 0,81) eine bessere Diskrimination als der SAPS-II allein als prädiktorisches Modell für die Vorhersage der Sterblichkeit. Mit dem PDMS ließen sich die dokumentierten Medikamentendaten für wissenschaftliche und administrative Auswertungen Computer-gestützt erheben. Die hier erhobenen Medikamentendaten erlaubten eine vollständige Auswertung der medikamentösen Therapie einer Intensivstation. Bei der genaueren Betrachtung der Antibiotikatherapie fiel eine hohe Anwendungsdichte von üblicherweise zur perioperativen Prophylaxe eingesetzten Antibiotika auf. Eine genauere Betrachtung war auf Grund fehlender Dokumentation der Indikation jedoch nicht möglich. Die hier erhobenen Daten würden bei Surveillancestudien zur Antibiotikaresistenzentwicklung erstmals eine individuelle Betrachtung der Resistenzentwicklung jedes einzelnen Patient ermöglichen. Die Outcome-Analyse zeigte, dass Patienten mit intensivierter oder prolongierter Antibiotikatherapie einem erhöhten Risiko unterliegen, während des Intensivaufenthaltes zu versterben. Ob die Antibiotikatherapie eine Ursache für die erhöhte Sterblichkeit darstellte oder vielmehr als Surrogat für die Erkrankungsschwere zu betrachten ist, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht geklärt werden.


The objective of this investigation was the registration, description and evaluation of drug therapy including antibiotics of an operative intensive care unit using a Patient-Data-Management-System (PDMS). For this purpose tools for analysing drug data were developed. On the basis of these tools comprehensive drug utilisation studies were performed including used antibiotics, which were made internationally comparable by using the Anatomical Therapeutic Chemical (ATC) classification with Defined Daily Dose (DDD). The influence of general aspects of the antibiotic therapy on the outcome (mortality) of the patients was examined by methods from the modelling and evaluation of scoring systems in comparison to the SAPS-II-Score. Since the introduction of the second version, the deployed PDMS stores detailed drug data in a central Oracle database for clinical data. This database is designed after the entity-attribute-value architecture. Besides drug names, routes of application, duration and point of time of application, the drug documentation module stores applied dosis and status of the drug application. With self-developed SQL- and PL/SQL-scripts it was possible to generate drug data from the clinical database and, after preparation, transformation into a relational data model was performed. In the period between 31.03.2000 and 13.07.2001 1.775 patients (2.052 episodes) were investigated. 462 generics with 917 different trading names were documented with parental solutions being the most used drug group. With 77,9% usage the parental route of application was the most used one. 40 different antibiotic generics with 65 trading names were in use. Out of 2.052 investigated episodes, 1.190 episodes (58,0%) were treated with at least one antibiotic, mostly applied by short time infusion. Antibiotics of the cephalosporine group were the most used, with cefazoline being the most used single preparation. 63,9% of antimicrobial treatments happened to be mono-therapy. After nine days of stay 94,0% of patients were treated with at least one antibiotic drug. According to the DDD/100 bed days (DDD/100 bd), combining preparations from penicillines and beta-lactamase-inhibitors were the most used antibiotic drugs with 45,2% of the treated cases. With 45,8 DDD/100 bd, ampicllin/sulbactam was the most applied single antibiotic. In the outcome-analysis the predictive model with additional information about antibiotic treatment ('number of applied antibiotics' (odds ratio = 2,99) and duration of antibiotic therapy (odds ratio = 1,70)) had a better discrimination (AUC = 0,81) then the SAPS-II alone for the prediction of mortality. With the PDMS it was possible to derive computer-assisted documented drug data for scientific and administrative evaluations. The drug data raised here allowed for a complete evaluation of drug therapy of an intensive care unit. The investigation demonstrated a high application use of antibiotics usually applied for perioperative prophylaxis. However, a more exact view was not possible due to missing documentation of the indication. With surveillance studies for antibiotic resistance development, the data raised here would allow for the first time an individual view with respect to the resistance development for each individual patient. The outcome analysis showed that patients with intensified or prolonged antibiotic therapy are subject to an increased mortality risk during the intensive stay. Whether the antibiotic therapy represents a cause for the increased number of deaths or whether is a surrogat for the severity of illness could not be clarified so far.

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