Vergleichende Therapieeffekte von einmaligem Warmwasser- und Kohlensäurehandbad auf die akrale Durchblutung bei systemischer Sklerose

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2019

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Etwa 90% der Fälle mit systemischer Sklerose leiden an einem sekundären Raynaud-Phänomen, das in vielen Fällen der Grunderkrankung um Jahre vorausgeht. Es führt zu Durchblutungsstörungen der Akren, die häufig die Entstehung schmerzhafter Ulzerationen nach sich ziehen. Kohlensäurehaltige Handbäder aus dem Therapiebereich der physikalischen Medizin erreichen durch ihre gefäßdilatierende Wirkung eine Verbesserung der akralen Durchblutung. Die moderne Kapillarmikroskopie wie auch die Doppler-Sonographie sind Untersuchungsverfahren, die den Blutfluss in kleinsten Arterien darstellen können. Mit verschiedenen Ultraschalltechniken wurde in anderen Studien bereits der kurzfristige gefäßerweiternder Effekt von Bastianbädern nachgewiesen. In der durchgeführten Arbeit wurden neben dem evaluierten Verfahren der Dopplersonographie als zweites diagnostisches Verfahren die Kapillarmikroskopie zum Nachweis von Behandlungseffekten nach einmaligem Kohlensäure- bzw. Warmwasserhandbad gewählt.Eingeschlossen wurden 12 Patienten mit manifester SSc und mindestens seit einem halben Jahr bestehendem Raynaud-Phänomen und 12 Probanden ohne entzündlich-rheumatische Erkrankung (Kontrollkollektiv) die ein einmaliges kohlensäurehaltiges Handbad bei 35°C Wassertemperatur für 15 Minuten erhielten. Die Therapieeffekte wurden mittels kapillarmikroskopischer und sonographischer Untersuchungen vor Therapie sowie 0,10 und 20 Minuten nach dem Handbad evaluiert. Die Kapillarmikroskopie erfolgte am Ringfinger rechts (Videocap 3.0), wobei Messungen am afferenten, efferenten Schenkel, Scheitelpunkt und die Gesamtbreite der Kapillarschleife erfolgten.Die Dopplersonographie (MyLab25, Esaote) erfolgte am Zeigefinger rechts an der A. digitalis palmaris ulnarseitig (2D-Darstellung und RI-Bestimmung).Bei 12 Patienten mit SSc und sekundärem Raynaud-Phänomen wurde ein einmaliges warmes Handwasserbad bei ansonsten identischem Untersuchungsaufbau durchgeführt.Die Auswertung der Daten macht deutlich, dass neben der Dopplersonographie auch mit der Kapillarmikroskopie als diagnostisches Verfahren zur Beurteilung der akralen Durchblutung der kurzfristig dilatierende Effekt des kohlensäurehaltigen Handbades nachgewiesen werden kann. In der Gruppe der SSc-Patienten kann sogar eine signifikante Dilatation der Kapillaren an allen 4 Messpunkten festgestellt werden. Während die Gruppe der gesunden Teilnehmer in der Differenz der Zeitpunkte vor zu T0 Signifikanzen aufweist, sind in der Kontrollgruppe der Patienten ohne CO2-haltigen Zusatz im Handbad keine signifikanten Unterschiede, weder zu den einzelnen Messzeitpunkten, noch an den verschiedenen Analysepunkten an den Kapillaren, feststellbar. Die Kapillarmikroskopie erwies sich als einfach anzuwendende Methode, die in kürzester Zeit auswertbare Ergebnisse erbringt und die ohne weiterführende Verfahren zur Datenerhebung bereits auf den ersten Blick einen Eindruck über herrschende periphere Kapillarveränderungen, wie beispielsweise eine verminderte Kapillardichte, Ektasien, Megakapillaren oder Hämorrhagien liefert. Die Kapillarmikroskopie bietet durch ihre hohe Spezifität und Sensitivität die Möglichkeit Patienten schnell und kostengünstig zu kategorisieren. Dies liefert die Voraussetzung, die Patienten frühzeitig in ein engmaschiges Monitoring einzubinden.Das CO2-Bad ist als physikalische Therapieoption bei Patienten mit systemischer Sklerose eine kostengünstige und leicht zu handhabende Behandlungsmethode, wenn eine systemische medikamentöse Therapie nicht möglich ist oder von den betroffenen Patienten nicht gewünscht wird. Sie kann aber auch als Paralleltherapie unterstützend zum Einsatz kommen. Durch die leichte Anwendung in heimischer Umgebung ist sie so für den Patient jederzeit einsetzbar und kann mit minimalem Aufwand für die Betroffenen vorübergehend zu einer Linderung der Beschwerden beitragen.Die Studie zeigt nicht nur den therapeutischen Effekt von kohlensäurehaltigen Handbädern auf die akrale Durchblutung, sondern verdeutlicht auch die wichtige Rolle der kapillarmikroskopischen Untersuchung im Rahmen von Früherkennung, Diagnosestellung und Monitoring rheumatischer Erkrankungen.


Around 90% of all cases of systemic sclerosis suffer from secondary Raynaud´s phenomenon, in many cases preceding the underlying disease by years. It leads to circulatory disorders of the acra, often causing the development of painful ulcerations. Carbonated hand baths, a therapeutic treatment taken from the field of physical medicine, achieve an improvement in acral blood circulation through their vasodilating effect. Both modern capillary microscopy and Doppler ultrasonography are examination methods able to depict the blood flow in the smallest arteries.The short-term vasodilator effect of Bastian baths has already been proven in other studies using various ultrasound techniques. In addition to the evaluated method of Doppler sonography, the second diagnostic procedure selected for this study, in order to demonstrate the treatment effects after a single carbonic or hot water hand bath, was capillary microscopy.Included were 12 patients with manifest SSc suffering from Raynaud´s phenomenon for at least half a year and 12 subjects (control group) without inflammatory rheumatic disease. Both groups received a single carbonated hand bath at 35°C for 15 minutes. Therapy effects were evaluated by both capillary microscopy and ultrasound examinations before begin of therapy as well as 0, 10 and 20 minutes applying the hand bath.Capillary microscopy was performed on the ring finger on the right (Videocap 3.0). Measurements were taken on the afferent and efferent limb, the vertex and the total width of the capillary loop.Doppler sonography (MyLab25, Esaote) was performed on the right-hand index finger on the arteria digitalis Palmaris, ulnar-sided (2D imaging and RI determination).12 patients with SSc and secondary Raynaud´s phenomenon received a one-time warm hand water bath with an otherwise identical examination setup.The evaluation of the data makes it clear that in addition to Doppler sonography, the short-term dilating effect of the carbonated hand bath can also be demonstrated by capillary microscopy as a diagnostic method for assessing acral perfusion. In the group of SSc patients it was possible to detect a significant dilation of the capillaries in all 4 measuring points.While the group of healthy participants shows significant differences in the time difference from before up to T0, there are no significant differences in the control group of patients without a CO2 supplement in the hand bath, neither at the individual points of measurement nor at the different points of analysis at the capillaries.Capillary microscopy proved to be an easily applicable method that generates evaluable results in a very short time. Without any further data collection procedures, it gives a first-hand impression of prevailing peripheral capillary changes, such as reduced capillary density, ectasias, megacapillaries or haemorrhages. With its high specificity and sensitivity, capillary microscopy offers the possibility to categorize patients quickly and inexpensively. This provides the prerequisite for early involvement of patients in close monitoring.As a physical therapy option for patients with SSc, the CO2-bath is a cost-effective and easy to use method of treatment, if systemic drug therapy is not possible or not desired by the patients. It can also be used as a supportive parallel therapy. Due to its easy application within the home environment, it can be used by the patient at any time and can temporarily contribute to alleviating the symptoms with minimal effort for those affected.The study not only shows the therapeutic effect of carbonated hand baths on the acral perfusion, but also highlights the important role of capillary microscopic examination in the early detection, diagnosis and monitoring of rheumatic diseases.

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