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Entnahmemorbidität nach Fibulatransplantation : retrospektive Untersuchung der Entnahmestelle und Beinstabilität

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2022

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Zusammenfassung

Das Fibulatransplantat ist seit über 30 Jahren eines der wichtigsten mikrovaskulären Transplantate zur orofazialen Rekonstruktion und wird dabei hauptsächlich nach Tumorresektion des Unterkiefers verwendet. Auch wenn die Komplikationsrate an der Entnahmestelle als gering gilt, so schwanken die Angaben teilweise stark. Besonders Einschränkungen der Stabilität und Balance des Beines und deren Auswirkungen für die Patienten sind bisher sehr uneinheitlich beschrieben. Vor diesem Hintergrund wurden erstmals Patienten der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Gießen nach Fibulatransplantation genauer untersucht. Zwischen Dezember 2014 und Januar 2018 konnten von insgesamt 119 Patienten 68 auf ihre Entnahmemorbidität hin untersucht werden, was einer Quote von 57 % entspricht. Die Untersuchung fand durchschnittlich 47 Monate postoperativ statt (2 Monate - 14 Jahre) und konzentrierte sich hauptsächlich auf Einschränkungen der Funktion des Beines und der Auswirkung auf das Leben der Patienten. Als Indikator für Balance und Stabilität wurde das Sprunggelenk ausgewählt, an welchem die Fibula als einer von 3 Knochen beteiligt ist. Es wurden zwei dafür spezifische Testverfahren verwendet, der Star Excursion Balance Test (SEBT) als praktischer Test der Sprunggelenksfunktion sowie der Foot and Ankle Disability Index (FADI) als Fragebogen zur Beurteilung der vom Sprunggelenk abhängigen Lebensqualität. Der mit 97 % größte Teil der Patienten wurde aufgrund eines Tumors operiert, der Rest entfiel auf Nekrosen und Atrophien des Kieferknochens. Der mit 69% häufigste Tumor war dabei das Plattenepithelkarzinom. Dabei wurde bei 76,4 % ein osteomyocutanes Transplantat entnommen und die Entnahmestelle zu 73,5 % mittels Spalthauttransplantat verschlossen. Der stationäre Aufenthalt lag bei durchschnittlich 20 Tagen und verlängerte sich bei Plattenepithelkarzinomen sowie osteomyocutanen Transplantaten. Die postoperative Schmerzintensität wurde auf einer Skala von 0-10 mit durchschnittlich 3,2 angegeben, dabei waren 88 % der Patienten nach spätestens 3 Monaten schmerzfrei. Bei Spalthautdeckung dauerten die Schmerzen länger und es kam häufiger zu Wundheilungsstörungen. Bei 41 % der Patienten kam es zu vorrübergehenden Komplikationen an der Entnahmestelle, hauptsächlich Wundheilungsstörungen, bei 16 % zu Langzeitkomplikationen, meist Parästhesien und chronischen Schmerzen. Es wurde bei 10,3 % der Patienten eine Fußhebeschwäche festgestellt, was auf eine Schädigung des N. fibularis hindeutet. Lediglich 3 % der Patienten waren mit der gesamten Operation, 6 % mit der Ästhetik der Entnahmestelle unzufrieden. Beim SEBT erreichten die Teilnehmer in allen 8 Richtungsachsen signifikant kürzere Werte mit dem operierten Bein als Standbein. Durchschnittlich betrug die Differenz zum gesunden Bein dabei 4,5 %, was Studien zur chronischen Sprunggelenksinstabilität (CAI) entspricht. Der FADI Score von 89,4 % liegt ebenfalls im Bereich der CAI Studien, wonach Einschränkungen zwar vorhanden sind, diese die Patienten allerdings nur gering beeinträchtigen Bei der Untersuchung auf statistische Zusammenhänge wurden niedrige p-Werte unter anderem zwischen Plattenepithelkarzinomen, osteomyocutanen Transplantaten, Spalthautverschlüssen, Wundheilungsstörungen und N. fibularis Läsionen festgestellt. Der FADI scheint von diesen Werten negativ beeinflusst zu werden, wohingegen zwischen FADI und SEBT keinerlei statistische Zusammenhänge gefunden wurden. Insgesamt liegt die Entnahmemorbidität auch in unserer Studie in einem niedrigen, vertretbaren Bereich und entspricht damit der Literatur. Leider kommt es aufgrund uneinheitlicher Methoden und Kollektiven oft zu starken Abweichungen zwischen einzelnen Studien. Auch bei der einzigen Studie, welche ebenfalls SEBT und FADI nach Fibulatransplantation verwendet, liegen die Werte des SEBT im Widerspruch zu den unseren. Dennoch scheinen sowohl SEBT als auch FADI vielversprechende Instrumente für Patienten nach Fibulatransplantation zu sein und besitzen durch ihre Einfachheit viele Vorteile. Um diese Methoden weiter zu etablieren sind allerdings weitere Studien mit prä- und postoperativem Vergleichen sowie Kontrollgruppen notwendig.

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Erstpublikation in

Giessen: VVB Laufersweiler Verlag, 2022

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