Eliten und Gesellschaft in der Côte d Ivoire : Perzeptionen des Sozial- und Strukturwandels im Kontext von Identität und Gedächtnis

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2017

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Die Entwicklung des westafrikanischen Staates Côte d´Ivoire ist von zwei widersprüchlichen Tendenzen geprägt. Einerseits galt das Land seit 1960 als Modellbeispiel für ein stabiles Wirtschaftssystem und eine erfolgreiche demokratische, technische und soziale Modernisierung. Andererseits brach es in den folgenden 1990er Jahren wirtschaftlich und soziopolitisch zusammen. Die Gesamtsituation verschlechterte sich durch den ersten Militärputsch des Landes gegen den amtierenden Präsidenten Henri Konan Bédié zum Jahresende 1999.Wie und warum das Land zu diesen chaotischen Zuständen gekommen ist, nachdem es in den 1960er und 1970er Jahren auf der gleichen Entwicklungsebene wie manche ostasiatischen Länder stand und ob es Zusammenhänge sowie eine Ursachenbeziehung zwischen den endogenen und exogenen Faktoren gibt, ist Gegenstand der Untersuchung und Analyse der vorliegenden Arbeit. Die Arbeit definiert sich als ein soziologisches Werk.Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die ivorischen Eliten als handelnde Akteure und Mitentscheidungsträger, deren Rolle während der französischen Kolonialherrschaft sowie in der Gegenwart von zentraler Bedeutung war und ist. Die vorliegende Arbeit vertritt die zentrale These, dass der Industrialisierungs- und Demokratisierungsprozess und dadurch die Friedenssicherung sowie die Konfliktlösung in der Côte d Ivoire stets deshalb scheitert, weil die aus der französischen Kolonialherrschaft geerbte Kollektivbewusstseinskrise der ivorischen Eliten weiterbesteht. Diese Krise widersteht dem Druck des über die Zeit weitergehenden Sozial- und Strukturwandels und mündet in vertikale Machtverhältnisse ein, die auf der transaktionalen Führung beruhen. Ziel ist es, zu prüfen, welcher Perzeptionswandel bzw. welche Perzeptionskonstanz sich bei den ivorischen Eliten seit 1960 zu den Fragen Eigene kollektive Identität, Eigene Erinnerungskultur, Westliche Demokratie, Mobilisierung von Möglichkeiten zur Modernisierung ihres Landes vollzogen hat. Diese Perzeptionen werden einerseits durch eine Momentaufnahme empirisch untersucht. Andererseits werden der Prozess der Identitätsfindung und bildung der ivorischen Eliten sowie die Struktur ihrer Reproduktion unter Rückgriff auf unterschiedliche theoretische Ansätze ausgewählter Autorinnen und Autoren aus dem Bereich der Soziologie und anderen sozialwissenschaftlichen Teildisziplinen behandelt und analysiert. Im Fortgang der Arbeit werden alle historisch wirkungszusammenhängenden Ereignisse von der Kolonialzeit bis hin zur Gegenwart dargestellt und beleuchtet. Eine elitenorientierte konzeptualisierte Teilung Afrikas dient zum besseren Verständnis für die Elitenproblematik in Afrika. Die empirische Untersuchung zur Datenerhebung hat vom 01.03.2010 bis zum 30.05.2010 in der Côte d Ivoire stattgefunden. Dabei wurden zunächst 539 Personen im Rahmen einer Pretest-Untersuchung befragt, dann wurden die Hauptinterviews mit insgesamt 307 Persönlichkeiten (Eliten) des Landes als Stichprobe in einer quantitativen Forschungsmethode vom 07.05.2010 bis zum 29.05.2010 durchgeführt. Diese 307 Persönlichkeiten des Landes wurden in drei Elitengruppen unterteilt: 1) Machtelite, 2) Politische Elite und 3) Wertelite.Die Arbeit gliedert sich folgendermaßen in sechs Teile: Teil I: Identität ivorischer Eliten;Teil II: Erinnerungskultur bei ivorischen Eliten;Teil III: Demokratieperzeptionen bei ivorischen Eliten;Teil IV: Perzeptionen von Herrschaftsalternativen bei ivorischen Eliten;Teil V: Perzeptionen zum Transformations- und Modernisierungsprozess;Teil VI: Empirische DatenDie empirischen Daten zeigen, dass die Antwortvorgaben der Angehörigen der drei Elitengruppen in einigen Fragen und Punkten offensichtlich voneinander abweichen. Sie deuten jedoch darauf hin, dass es nach wie vor eine Identitätskrise in der Côte d Ivoire gibt, was die in der vorliegenden Arbeit vertretene zentrale These teilweise bestätigt. Darüber hinaus weisen die Daten zwei entscheidende Punkte auf: Einerseits insistieren die ivorischen Eliten auf der Notwendigkeit von Erinnerungskultur zur besseren Gestaltung des Lebens innerhalb der Gesellschaft. Andererseits vertreten sie die Ansicht, dass das kollektive Gedächtnis in der Côte d Ivoire durch die französische Kolonialherrschaft zerstört wurde. Dies untermauert die in der Literatur stehende These, dass Menschen bereits im präkolonialen Afrika eine Eigendynamik der Rationalisierung und Modernisierung am Beispiel vom Mali-Reich unter der Führung von Sundiata Keita hatten. Mit dieser Feststellung erweist sich die zentrale These der vorliegenden Arbeit als teilweise bestätigt.

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