Die italienischen Kriege zwischen Karl V. und Franz I. in den Jahren 1521 1530 : Medienereignisse in zeitgenössischen deutschen, italienischen und französischen Flugschriften

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2010

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Gegenstand der Dissertation ist die Kommunikation in der druckgestützten Öffentlichkeit über die in den 1520er Jahren ausgefochtenen militärischen Konflikte zwischen Kaiser Karl V. und dem französischen König Franz I. Sie gewinnt Erkenntnisse über die Wirklichkeitswahrnehmung und Wirklichkeitskonstruktion der an der Kommunikation Beteiligten und die Verwendung und das Verständnis des transportierenden Mediums, der Flugschrift. Volkssprachliche Flugschriften stellen bereits in den 1520er Jahren das wichtigste Medium aktueller Konfliktkommunikation dar. Das der Arbeit zugrundeliegende Quellenkorpus umfasst 70 Flugschriftendrucke, die sich zeitnah auf acht politische und militärische Ereignisse der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen 1521 und 1530 beziehen und in den jeweiligen Volkssprachen publiziert wurden. Dabei handelt es sich um 24 italienischsprachige, 25 deutschsprachige und 21 französischsprachige Drucke, die in insgesamt 142 Auflagen nachgewiesen werden konnten. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. In einem ersten Teil wird das Textkorpus in seiner länderspezifischen Eigenart vorgestellt. Der zweite und quantitative Hauptteil der Arbeit besteht in einer Textanalyse der jeweiligen Druckschriften zu acht Geschehenszusammenhängen: Der Eroberung Mailands und der Schlacht von Bicocca (1522), der Plünderung Genuas (1522), der Schlacht von Pavia (1525), dem Vertrag von Madrid (1526), dem Sacco di Roma (1527) sowie dem Einzug Karls V. nach Bologna (1529), den Einzügen der zukünftigen Königin Eleonore nach Frankreich (1530) und der Krönung Karls V. in Bologna (1530). Die realgeschichtlichen Kontexte der einzelnen Ereignisse werden dabei jeweils kurz vorgestellt, woraufhin dann die einzelnen Flugschriften gesondert nach sprachlicher Herkunft interpretiert werden. Es wird deutlich, dass allein die Schlacht von Pavia und der Sacco di Roma Ereignisse waren, die in allen drei Sprachbereichen gleichermaßen zum Gegenstand publizisitischer Aufarbeitung wurden.Dieser chronologischen Interpretation folgt im dritten Teil ein systematischer Vergleich der untersuchten Flugschriften anhand ihrer divergierenden sprachlichen Form, in der Wirklichkeit publizistisch vermittelt wird: in Form von gereimten Texten (Lamenti, Lieder, Reimpaarsprüche und Gedichte) bzw. in Prosa verfassten Texten (Avisi, Neue Zeitungen, Vertragstexte, Offene Briefe ). Dabei richtet sich das Augenmerk darauf, was (Ereignishaftigkeit, Information, kausale Erklärungen) wie (Erzählsituation, Erzählmodus, Beglaubigungsstrategien) berichtet und erzählt wird. Diese Analysen lassen Rückschlüsse auf das jeweils anvisierte Publikum zu. Diesen dritten Teil schließt ein Kapitel zum Text-Bild-Zusammenhang ab, das entlang einer von Carsten-Peter Warncke entwickelten Typologie der Abbildfunktionen (signifikativ, mimetisch, symbolisch) strukturiert ist. Die Flugschrift als Informationsträger speist ihre Gestaltung aus der Tradition mündlicher Nachrichtenvermittlung sowie aus der Tradition der Briefkommunikation. Während des beobachteten Zeitraums existieren beide Formen parallel, wobei sich eine tendenzielle Entwicklung in Richtung eines zunehmenden Gebrauchs der Neuen Zeitung abzeichnet. Der Verzicht auf fiktionales Erzählen, die Verpflichtung auf Wahrheitstreue und weitgehende Objektivität bedingen deren zukunftweisendes Potential.Die vergleichende Untersuchung italienischer, deutscher und französischer Flugschriften lässt Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervortreten und liefert so Erkenntnisse über die unterschiedliche Darstellung und Wahrnehmung militärischer und politischer Ereignisse, zeigt die differenten Perspektiven und Interessen der Beteiligten und der potentiellen Rezipienten der Flugschriften auf und macht nationale Besonderheiten des Flugschriftengebrauchs deutlich. Während in den italienischen und französischen Druckschriften die Versform überwiegt (Lieder, Reimdichtungen), verhält es sich bei den deutschsprachigen Schriften umgekehrt. Hier nimmt das Genre der Neuen Zeitung breiten Raum ein.

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