Sprachliche Verfahren des Wissensmanagements im Kriminalroman : Ein Beitrag zur dynamischen Texttheorie

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2011

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Für die Textlinguistik ist der Kriminalroman als Untersuchungsgegenstand ausgesprochen lehrreich, weil darin zwei textlinguistische Parameter besonders markant ausgeprägt sind, nämlich der Wissensaufbau und das darauf bezogene Referieren. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die sprachlichen Verfahren des Wissensmanagements im Kriminalroman aus textlinguistischer Sicht einer pragmatischen und referenzsemantischen Untersuchung zu unterziehen. Dieser Zielsetzung entsprechend werden in der Arbeit unter anderem die folgenden Thesen aufgestellt und anhand ausgewählter Textbeispiele plausibel gemacht: (1) Im Kriminalroman ist ein spezifisches Wissensmanagement nachweisbar, durch welches sich der Kriminalroman von anderen Texttypen unterscheidet, und (2) Die Art und Weise, wie Wissen in Texten typischerweise aufgebaut, strukturiert und vermittelt wird, kann als Spezifikum eines Texttyps gelten. Am Beispiel des Kriminalromans wird gezeigt, dass Formen des krimispezifischen Wissensmanagements und die dafür verwendeten charakteristischen sprachlichen Verfahren zu den konstituierenden Besonderheiten des Texttyps gehören. Als Grundlage für die Untersuchung dient ein Textkorpus mit mehr als 100 deutschsprachigen Krimis, das sowohl Originalwerke als auch Übersetzungen umfasst. Bei der Untersuchung liegt der Fokus vor allem auf Verfahren des systematischen Wissensaufbaus und der Wissensentwicklung sowie dem Zusammenspiel von Wissensvermittlung und Formen des Referierens.Theoretische Grundlage der Arbeit ist eine funktionale und dynamische Texttheorie. Der Ausgangspunkt bildet demnach die Grundidee, dass das Wissensmanagement ein zentraler Aspekt der Textorganisation ist, der eng mit anderen Aspekten zusammenhängt und mit diesen auf vielfältige Weise zusammenwirkt. Ausgehend von den Annahmen, dass die Grundfunktion des Kriminalromans darin besteht, durch die Erzeugung von Spannung den Leser zu unterhalten, und dass Spannungserzeugung im Wesentlichen durch den Wissensaufbau geleistet wird, werden grundlegende Mittel und Strategien des Wissensmanagements im Kriminalroman beschrieben. Zum theoretischen Rahmen der Arbeit gehören auch eine handlungstheoretische Referenztheorie, literaturwissenschaftliche Krimi-Forschung und Erzähltheorien sowie Schreibratgeber für Krimis, in denen erfolgreiche Krimiautoren reflexiv Darstellungsstrategien und Erfolgsrezepte beschreiben. Bei der Untersuchung wird die Ergiebigkeit textlinguistischer Methoden und Ansätze im Zuge einer umfassenden sprachlichen Analyse des Wissensmanagements im Genre Kriminalroman erwiesen.Diese Arbeit stellt insbesondere einen Beitrag zur dynamischen Texttheorie dar. Anhand einer Fallstudie von Andrea Maria Schenkels "Tannöd", bei der das Verfahren der Wissensbuchführung in Form eines Leseprotokolls mit anschließender Mikroanalyse zum Einsatz kommt, werden die Wissensdynamik in "Tannöd" und die jeweils verfügbaren Wissensstände und Wissensressourcen zu unterschiedlichen Text-Zeitpunkten modelliert. Dadurch wird der Grundgedanke einer dynamischen Texttheorie veranschaulicht, nämlich dass sich mit jedem neuen "Zug", jeder neuen Texthandlung, der "Spielstand" bzw. Wissensstand verändert. Diese Fallstudie belegt, dass der Kriminalroman ein besonders markantes Beispiel für den dynamischen Aspekt des Wissensaufbaus in Texten ist. Der Wissensaufbau ist ein Parameter der Textorganisation, der bisher in der Diskussion von Texttypologien noch nicht ausreichend Beachtung gefunden hat. Die Untersuchung von Krimis ist damit auch ein besonders lohnendes Untersuchungsfeld für die Weiterentwicklung der textlinguistischen Theoriebildung.

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