Du hast einen anderen Geist als wir! : Die "große Kontroverse" um Thomas Mann 1945-1949

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2002

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Thomas Mann provozierte im September 1945 mit seiner Weigerung, aus dem amerikanischen Exil in das zerstörte Deutschland zurückzukehren, und seiner Kritik an den im nationalsozialistischen Deutschland verbliebenen Schriftstellern und Künstlern eine jahrelange öffentliche Debatte um seine Person. Zentraler Gegenstand der kontroversen Diskussion um Thomas Mann war der Komplex der deutschen Schuld. Thomas Manns Position einer Akzeptanz der deutschen Schuld widersprach dem in der deutschen Gesellschaft weitverbreiteten Bewußtsein, selbst Opfer des Nationalsozialismus zu sein. Im Kern zielte die gegen Thomas Mann geführte Argumentation auf eine nationale Exkulpation.

In der Arbeit wird zum ersten Mal die Diskussion um Thomas Mann aus dem Jahr 1945 und ihr Fortwirken bis 1949 auf breiter Quellenbasis untersucht. Ziel der Arbeit ist es, ein umfassendes Bild `der großen Kontroverse´ und ihrer Tiefendimension zu gewinnen. Dazu werden nicht nur die Texte der eigentlichen Diskussion vom Herbst 1945 herangezogen, sondern auch Kommentare, Rezensionen, Leserbriefe und Briefe aus den nachfolgenden Jahren. Die unterschiedlichen Quellen ermöglichen einen guten Einblick in die Mentalität der deutschen Nachkriegsgesellschaft.

Eine eingehende Behandlung findet die deutsche Rezeption der beiden Exilromane Lotte in Weimar´ und Doktor Faustus´, die aufgrund ihrer Deutschland-Thematik einen neuralgischen Punkt des deutschen Selbstverständnisses nach 1945 berührten.

Den Schwerpunkt bildet die Untersuchung der Debatte um Thomas Mann im Jahr 1949 als Thomas Mann sowohl in Westdeutschland als auch in Ostdeutschland mit dem `Goethe-Preis´ausgzeichnet wurde und zum ersten Mal nach über 16 Jahren zu einem Besuch nach Deutschland kam.

Die gesellschaftliche Dimension der Auseinandersetzung um den Schriftsteller dokumentiert nicht zuletzt der Niederschlag, den die Kontroverse auch in der deutschen Literaturgeschichtsschreibung der späten vierziger und fünfziger Jahre gefunden hat.

Den Abschluß bildet die Analyse von ausgewählten Briefen von und an Frank Thiess, der sich als Sprachrohr´der inneren Emigration´ begriff und neben Manfred Hausmann der markanteste Opponent Thomas Manns war.

Als wesentliches Ergebnis ist festzuhalten, daß die Kontroverse um Thomas Mann, in der sich der Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit dem `Dritten Reich´spiegelt, die Kontinuität eines emphatischen Begriffs von Deutschland über das Datum der Kapitulation hinaus belegt.

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