Das autonome Porträt in Florenz : Studien zu Ort, Funktion und Entwicklung des florentinischen Bildnisses im Quattrocento

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1995

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Im Zentrum der Dissertation steht die Gattung des autonomen Florentiner Tafelbildnisses im 15. Jahrhundert unter den besonderen Fragestellungen nach ihrem Ort und ihrer Funktion. Im Vordergrund steht dabei neben der Auseinandersetzung mit der künstlerischen Form bestimmter Porträttypen die Analyse zeitgenössischer Quellen und sozialhistorischer Bedingungen, die bisher in der Porträtforschung des Florentiner Quattrocento vernachlässigt wurden. Während im ersten Abschnitt anhand der Auswertung von historischem Quellenmaterial der genaue Aufbewahrungsort der Gattung rekonstruiert wird, stehen im zweiten Abschnitt ausgewählte Einzelporträts und verschiedene Porträttypen im Vordergrund der Untersuchung.

Wie die Analyse der schriftlichen Quellen zeigt, war der Aufbewahrungsort autonomer Tafelbildnisse im Florentiner Quattrocento die camera des privaten Familienpalastes. Die Aufbewahrung von Tafelbildnissen in den Raumtypen anticamera, sala oder studiolo kommt nur vereinzelt vor. Innerhalb der Räume waren die Tafelbildnisse in der Regel über einer hölzernen spalliera entweder aufgestellt oder in der Wandzone zwischen spalliera und Zimmerdecke fest installiert. Florentiner Tafelbildnisse gehören demnach nicht zu der Gruppe der transportablen Privatporträts, die man in Truhen, Schränken oder Futteralen aufbewahrte. Vielmehr waren die Porträts sichtbarer Teil der repräsentativen Ausstattung der camera, die als zentraler Raum des Florentiner Palazzo immer auch einen öffentlichen Charakter hatte. Das autonome Florentiner Porträt des Quattrocento hatte in erster Linie Funktionen wie Dokumentation, Legitimation, Memoria und Repräsentation der Familie zu erfüllen. Anhand der Quellen kann belegt werden, dass fast ausschließlich Porträts der Kernfamilie für die repräsentativen Wohnräume des Familienpalastes in Auftrag gegeben wurden. Der Anlass für die Bestellung eines Porträts war zudem meistens mit einem besonders wichtigen Familienereignis wie Hochzeit oder Tod verknüpft. Eng mit diesen ganz auf die Darstellung der Florentiner Familie ausgerichteten Funktionen autonomer Tafelbildnisse sind im Florentiner Quattrocento die Entwicklung und Bevorzugung bestimmter Porträttypen verbunden. In der Gruppe der Männerporträts lassen sich vor allem das Pendantbildnis bzw. Porträtdiptychon sowie das Doppelbildnis als immer wiederkehrende Porträttypen für die Darstellung der patrimonialen Struktur der Florentiner Familie herauskristallisieren. Bei diesen Porträts, in denen meistens Vater und Sohn porträtiert sind, standen Dokumentation und Memoria im Vordergrund. Oft war der Tod des männlichen Familienoberhauptes der Anlass für die Bestellung solcher Porträts, die dann als bildlicher Ausdruck des Zusammenhalts und Fortbestandes der Familie fungieren sollten. Deutlich wird der Zusammenhang von Funktion und Form auch bei den Frauenporträts. Für die Darstellung Florentiner Bräute setzt sich schon früh der Porträttyp des weiblichen Profilbildnisses durch, der sich als besonders geeignet erwies, die sozialen und moralischen Anforderungen an junge Bräute zu vermitteln. Das typische weibliche Dreiviertelporträt entwickelt sich erst im letzten Viertel des Quattrocento durch die Auseinandersetzung mit Hans Memlings Madonnentafeln. Die Darstellung Marias im Innenraum vor einer Loggia wie sie typisch für Madonnenbilder der altniederländischen Tafelbilder ist entsprach der sozialen Rolle der Florentiner Frau, deren Handlungsspielraum sich durch die strengen moralischen Anforderungen dieser Zeit auf den häuslichen und religiösen Bereich beschränkte. Die eindeutige Rollenverteilung von Mann und Frau wird schließlich auch in den Florentiner Ehebildnissen thematisiert, in denen es um die Repräsentation der beteiligten Familien geht, als deren Vertreter die Eheleute sich porträtieren ließen.

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