Der Sport und die traditionelle Bewegungskultur der Aborigines

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2001

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Zusammenfassung

Bei mehreren Studienaufenthalten in Australien wurde nach den Betrachtungsweisen der deutschen Sportwissenschaft umfangreichesMaterial der nachstehenden Quellen gesammelt: persönliche Kontakte zu einzelnen Personen, Besuch von öffentlichen und privatenInstitutionen, Verfolgen des aktuellen Mediengeschehens, narrative Interviews mit Aborigines, Gespräche mit Experten unterschiedlicherFachrichtungen, Politikern und Personen der multikulturellen australischen Gesellschaft, Teilnahme an interdisziplinären Kongressen,Workshops, Ausschusssitzungen und Vorträgen, informelle Beobachtungen in den australischen Bundesstaaten (mit AusnahmeTasmanien) sowie Besuch der Kommune der Aborigines in Oenpelli im Arnhemland.Bedingt durch eine andersartige Konzeption und thematische Interessenlage der Sportwissenschaft, durch die soziale und politischeRandstellung der betrachteten Population und die problembehaftete Thematik, ist in Australien kaum sportwissenschaftliches Materialvorhanden, wie bereits die vorangegangene Magisterarbeit 'Die Bewegungskultur der australischen Ureinwohner (Aborigines)' belegt. Soerfolgte bei der Sichtung des größtenteils fachfremden Materials eine Vorauswahl fachspezifischer Informationen.Nach der kritischen Diskussion von ausgewählten sportwissenschaftlichen Aspekten mit der Zielsetzung, die Besonderheiten deraustralischen Ureinwohner im Sport und der eigenen Bewegungskultur zu erkennen und zu berücksichtigen, lassen sich in derZusammenfassung nachstehende Aussagen treffen, die im Detail einen erheblichen Forschungsbedarf für die Sportwissenschaft anzeigen.Die negativen Folgen der Akkulturation der ursprünglichen Jäger und Sammler mit dramatischen pathologischen Veränderungen vonHerz-Kreislauf, Stoffwechsel und verschiedenen Organen sowie ihrer psycho-sozialen Situation schränken die Bewegung erheblich ein undbeschleunigen den gesundheitlichen Zerfall. Eine gezielte gesundheitsorientierte Bewegungsförderung in Abstimmung der dominantenaustralischen Kultur und der Kultur der Aborigines durch qualifiziertes Personal könnte die desolaten Umstände positiv beeinflussen.Die kulturspezifischen Besonderheiten der Ureinwohner sollten nachdrücklich Berücksichtigung finden, auch um Bestrebungen zurAkkulturation entgegenzutreten. Dem Rassismus, dem Sexismus und anderen Formen der Diskriminierung im Sport, auch zwischentraditionell orientierten und akkulturierten Aborigines, sollte durch Aufklärung anhand von Informationskampagnen undBildungsprogrammen entgegnet werden. Sportlerpersönlichkeiten haben die Möglichkeit hierbei Unterstützung zu leisten. Regeln undBewertungsrichtlinien im Sport sollten auf diskriminierende Aspekte geprüft werden.Das kulturspezifische Lernverhalten der Aborigines traditioneller Bindung sollte im Sportunterricht und Training bedacht werden, um einebestmögliche Förderung der Schüler bzw. Sportler zu erreichen. Eine abgestimmte sportliche Betätigung scheint für einen Transferpositiver Effekte in den übrigen schulischen und beruflichen Alltag zu sprechen.Eine bikulturelle bzw. multikulturelle Erziehung könnte für den Sportunterricht eine Annäherung der Kulturen bewirken und zur Pflege dereinzelnen Kultur beitragen. Ideal wäre eine Integration von traditionellen Bewegungsformen im Schul- und Freizeitsport, was für einepositive interkulturelle Verständigung spräche und den australischen Sport bereichern würde.Der Sport scheint letztendlich die traditionelle Bewegungskultur der Aborigines, die eine starke kulturtragende Funktion hat, zu verdrängenund somit ein Stück ihrer Identität. Nur Toleranz, Einsicht und das Engagement beider Kulturen könnte dies noch verhindern.

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