Universalismus, Relativismus und Repräsentation : Eine Kritik des modernen Wissensbegriffs

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2002

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In der Arbeit wird versucht die gemeinsame Grundlage von modernem, subjektivistischem Relativismus und szientistischem Universalismus im Begriff der Repräsentation zu verorten und die in dieser Aufteilung implizierte Hierarchisierung von Wissensansprüchen kritisch in Frage zu stellen. Im selben Zug wird die Philosophie als ein Unternehmen zur vollständigen Säkularisierung und Naturalisierung des Selbst und Weltverständnisses verteidigt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt der Moderne, wenden sich Pragmatisten und Prozessphilosophen gegen die Idee, dass die Welt in ihrem Wesen darstellbar ist. Sie machen deutlich, dass Säkularisierung und Naturalisierung einen anti-repräsentationalen Kern haben. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts reaktualisieren französische 'postmoderne' Philosophen und Neo-Pragmatisten wie Rorty diese Kritik an der Idee des Geistes als Spiegel der Natur. Ich versuche im ersten Kapitel der Arbeit zu zeigen, dass auch Rortys Spiegel der Natur noch an Dualismen hängt, die hinter die Einsichten eines William James zurückfallen. Ein zentraler Kern des klassischen Pragmatismus und der Prozessphilosophie ist die Naturalisierung des Geistes in Form eines 'Panpsychismus', der Idee eines unbewussten, vorsubjektiven Denkens. Im zweiten Kapitel wird am Beispiel Daniel Dennetts, den ich als 'Panintentionalist' lese, versucht, dem Begriff eines unbewussten Denkens seinen schlechten Ruf zu nehmen. Den Begriff des Denkens zu entsubjektivieren ist Voraussetzung für die Naturalisierung des Mentalen. Im dritten Kapitel wird der Zusammenhang von Szientismus und Subjektivismus erläutert und auf den 'Krieg der Wissenschaften' eingegangen. Der Streit zwischen der rechten und der linken Hand der Wissenschaft, Naturalisierern und Kulturalisierern, lässt sich aus Restbeständen eines vornaturalistischen Weltbildes erklären. Die einen halten mit dem Beharren auf 'harte Fakten' und 'den Fortschritt der Wissenschaft' eine anti-naturalistische, teleologische Erkenntniskonzeption hoch, die anderen lassen sich von einem anti-naturalistischen Freiheitsbegriff motivieren. Im vierten Kapitel stelle ich Bergsons Begriff des Virtuellen vor, der Grundlage einer naturalistischen Ontologie ist. Dieser Begriff impliziert eine Philosophie des Werdens und der Kreativität. Mit ihm wendet sich Bergson gegen die Idee einer Ready-Made-World. Das fünfte Kapitel wendet sich Gilles Deleuzes Kritik der Repräsentation zu. Denken wird von Deleuze als ein naturalistischer Prozess verstanden, der den Unterschied von Modell und Kopie aufhebt. Differenz bekommt den Vorrang vor Identität, der Prozess vor seinem Produkt. Der Gegensatz von szientistischem Objektivismus und subjektivistischem Konstruktivismus kann nun ersetzt werden durch einen naturalisierten Perspektivismus. Perspektiven richten sich nicht auf die eine nicht-perspektivische Welt, sondern sie sind ein wirklicher Prozess in der Welt. Das sechste Kapitel versucht das Problem des Relativismus mit Hilfe eines naturalisierten Perspektivismus zu lösen. Im letzten Kapitel der Arbeit diskutiere ich anhand von Habermas und Latour die Folgen dieser Metaphysik für das universalistische Selbstverständnis der Moderne. Mit Latour werde ich argumentieren, dass die Aufgabe des Universalismus paradoxerweise einem wirklichen Universalismus den Weg bahnen kann. Anders als Latour verteidige ich jedoch den Moderne-Begriff.

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