Charakterisierung von ernährungsphysiologischen und technologischen Eigenschaften der Milch und wirtschaftliche Analyse von Rinderrassen im Berggebiet

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2020

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Die Südtiroler Milchwirtschaft ist wie in vielen Berggebieten durch kleinstrukturierte Familienbetriebe gekennzeichnet, welche unter schwierigen Produktionsbedingungen Viehwirtschaft betreiben. Die höheren Produktionskosten im Vergleich zu landwirtschaftlichen Gunstlagen müssen durch die Veredelung der Milch zu Joghurt oder Käse und den daraus erzielten höheren Milchpreisen sowie durch Subventionen seitens der Europäischen Union ausgeglichen werden. In Zukunft werden, unter Umständen durch die COVID 19 Pandemie gestärkt, Ernährungssouveränität sowie regionale Produktionskreisläufe an Wichtigkeit zunehmen. Folglich kann und muss eine standortangepasste und standortabhängige Landwirtschaft forciert und als Chance solcher Gebiete erkannt werden. Dies kann beispielsweise mit Rinderrassen erreicht werden, welche mit lokal verfügbaren Ressourcen Milch und Fleisch produzieren können. Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit dem Effekt der Rassenzusammensetzung einer Herde hinsichtlich erzeugter Milchqualitäten in Einzelmilch- und Tankmilchproben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den ernährungsphysiologischen und technologischen Eigenschaften der Milch. Kapitel 2 befasst sich im Speziellen mit unterschiedlichen Herdenzusammensetzungen (reinrassig, mehrrassig) und deren Effekt auf die Milchzusammensetzung und -qualität. Für die Analyse wurden die drei meistgenutzten Rassen in Südtirol, nämlich Braunvieh, Fleckvieh und Holstein Friesian, berücksichtigt. Im finalen Datensatz wurden jeweils die unterschiedlichen Herdenkombinationen bestehend aus nur einer Rasse bzw. aus zwei oder drei Rassen mittels linear gemischtem Modell und orthogonalen Kontrasten miteinander verglichen, um jene Variante ausfindig zu machen, welche unter Südtiroler Verhältnisse die höchste Milchqualität erzielt. Die im Kapitel 2 veranschaulichten Ergebnisse beinhalten praxisrelevante Informationen, um die Milchqualität mit der entsprechenden Herdenzusammensetzung unter alpinen Produktionsbedingungen zu verbessern. Kapitel 3 analysiert die Käsetauglichkeit und den Mineralstoffgehalt in Tankmilchproben von reinrassigen Grauvieh und Pinzgauer Herden. Zur Bewertung der Käsetauglichkeit wurden Milchgerinnungseigenschaften wie Labgerinnungszeit, Zeit für das Erreichen einer Gerinnungsfestigkeit bei 20 mm und die Koagulationsrate nach 30 Minuten der Zugabe des Labenzyms in der Milch berücksichtigt. Für die statistische Auswertung wurden zwei Datensätze mit Sammelmilchproben und Herdbuchinformationen berücksichtigt. Ein linear gemischtes Modell hat die Gerinnungseigenschaften und die Mineralstoffgehalte auf die fixen Effekte der Rasse, der Jahreszeit sowie des Jahres der Beprobung korrigiert. Die Ergebnisse zeigen einen starken Zusammenhang zwischen Eutergesundheit und Käsetauglichkeit der Milch. Diese Studie hat den Zweck zum einen die beiden lokalen Zweinutzungsrassen aufzuwerten und zum anderen wichtige Erkenntnisse für Käser zu liefern. Kapitel 4 hat das Ziel die Effekte der Parität, Kalbesaison, Laktationsstadium auf die Milchzusammensetzung von Original Braunviehkühen zu untersuchen. Mittels linear gemischter Modellanalyse wurde der finale Datensatz bestehend aus 4034 Milchproben von 237 Kühen auf die fixen Effekte der Parität, Tage Laktation, Kalbesaison und deren Interaktionen erster Ordnung korrigiert. Hervorzuheben ist, dass Originale Braunviehkühe typischerweise in extensiven Bergbauernhöfen gehalten werden, die sich durch geringe Futterqualität, Sommerweide und Transhumanz charakterisieren. Daher können Original Braunviehkühe anderen Rassen, einschließlich Brown Swiss, in Bezug auf Effizienz, Anpassungsfähigkeit, Weidenutzung und Robustheit unter gleichen Bedingungen überlegen sein. Die Ergebnisse in Kapitel 4 zeigen im Allgemeinen eine sehr gute Eignung der Originalen Braunviehrasse für die alpine Milchwirtschaft in Südtirol, um qualitativ hochwertige Milch und Milchprodukte zu erzeugen. In einem zweiten Schritt wurde die Wirtschaftlichkeit, bezogen auf die Produktivität (Milch, Fleisch), für die in Südtirol gehaltenen Rassen berechnet. Hierfür wurden in Kapitel 5 MLP-Daten sowie Kälber- und Schlachtkuhpreise berücksichtigt. Neben der deskriptiven Auswertung der Daten wurden eine Varianzanalyse für die Rassen berechnet. In der Berechnung zeigt sich eine ökonomische Überlegenheit der Rasse Holstein Friesian im Vergleich zu den anderen Rassen, da der gegenwärtig hohe Milchauszahlungspreis in Bezug auf das Milch-/Fleischpreisverhältnis eine hohe Milchleistung ökonomisch begünstigt. Nichtsdestotrotz wird in der Berechnung auch der Effekt der Doppelnutzung ersichtlich, welcher sich in den höheren Kälber- und Schlachtviehpreisen für Grauvieh, Pinzgauer und Fleckvieh im Vergleich zu Brown Swiss und Holstein Friesian wiederspiegelt. Im Verlauf des Beobachtungszeitraumes kam es zusehends zu einer Substitution von Brown Swiss durch Fleckvieh aufgrund der ähnlichen Milchleistung aber einer höherer Kälber- und Schlachtkuhpreise für Letztere. Darüber hinaus wird in den Ergebnissen die Beständigkeit der lokalen Rinderrasse Grauvieh und Pinzgauer über den untersuchten Zeitraum deutlich, obwohl deren ökonomischer Ertrag geringer ausfällt als bei Holstein Friesian und Fleckvieh. Diese Erkenntnis und die Tatsache, dass im Vergleich zu anderen Ländern in Südtirol nur in einem kleineren Maß eine Holsteinisierung zustande gekommen ist, verdeutlicht das Potential für die Südtiroler Milchproduktion sich weiter zu diversifizieren, um die lokale Wertschöpfung und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu steigern.

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