Beeinflusst die audiovisuelle Wahrnehmungsförderung (AVWF) als ergänzendes Behandlungsmodul der stationären multimodalen psychosomatischen Komplexbehandlung die Symptome des Hyperarousals sowie die subjektive Stresswahrnehmung, die Schlafqualität und auf der physiologischen Ebene die Herzratenvariabilität? : eine randomisiert kontrollierte Untersuchung

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2022

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Hintergrund: Viele Menschen leiden aufgrund von traumatischen Lebensereignissen unter den Symptomen eines Hyperarousals (erhöhte Reizbarkeit, vegetative Übererregung). Die audiovisuelle Wahrnehmungsförderung (AVWF) hat durch das Hören von schallmodulierter Musik im Hochleistungssport, aber auch in klinischen Settings positive Effekte auf das Hyperarousal gezeigt. Bisher lag keine randomisierte kontrollierte Studie zur Wirkung von AVWF auf subjektive und physiologische Stressparameter vor. Fragestellung: Es soll untersucht werden, ob die Integration der AVWF-Methode in ein multimodales psychosomatisches stationäres Behandlungssetting im Vergleich zu einer aktiven Kontrollbedingung (Fernsehserie) einen günstigen Einfluss auf das Hyperarousal sowie weiterer stressassoziierter Parameter (Schlafqualität, Herzratenvariabilität, depressive und Angstsymptomatik, subjektives Stresserleben, globale psychische Beeinträchtigung) hat. Methodik: Im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Studie wurden 72 stationär behandelte Patienten der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Gießen mit Hyperarousal in die Studie einbezogen. Die Interventionsgruppe (n=36) erhielt eine multimodale psychosomatische stationäre Komplexbehandlung (OPS 9-63) sowie eine 10-tägige Intervention mit AVWF (1h/täglich). Die Kontrollgruppe schaute in Ergänzung der stationären Behandlung (OPS 9-63) eine Filmserie (10 Ta-ge/1h pro Tag). Als primärer Outcome-Parameter diente die Veränderung des Hyperarousals (Subskala Übererregung des Impact of Event-Scale (IES-R-Ü)), als sekundäres Outcome dienten die Symptome der Depression und Angststörung (Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS)), die Schlafqualität (Regensburger Insomnie Skala (RIS)), das subjektive Stresserleben (Percieved Stress Questionaire (PSQ-30)), die globale psychische Beeinträchtigung (Global Severity Index (GSI) der Symptomcheckliste-90 (SCL-90-R)) sowie die Herzratenvariabilität. Statistische Analysen erfolgten deskriptiv sowie als prä/post-Vergleiche mittels t-Test für unabhängige Stichproben und ANOVAs mit Messwiederholung. Ergebnisse: Für das primäre Outcome Hyperarousal reduziert sich der Mittelwert (IES-R-Ü) in der Interventionsgruppe von M(prä) = 25,25 (SD = 6,30) auf M(post) = 18,78 (SD = 9,38) sowie in der Kontrollgruppe von M(prä) = 25,64 (SD = 7,11) auf M(post) = 23,00 (SD = 8,34). In der Primäranalyse mittels t-Test ergeben sich im Gruppenvergleich bei der post-Messung keine signifikanten Unterschiede für das Hyperarousal (IES-R-Ü: t(58) = 1,829, p = ,073). In der Varianzanalyse zeigt sich für das primäre Outcome Hyperarousal ein deutlicher Messzeitpunkteffekt (Innersubjektfaktor: F(1,58) = 21.22, p < ,001), aber kein signifikanter Interaktionseffekt (F(1,58) = 3.74, p = ,085), wobei sich hier eine Tendenz zugunsten der AVWF-Methode bezüglich der Reduktion des Hyperarousals abzeichnet. Auch in den sekundären Parametern finden sich hohe Messzeitpunkteffekte und keine Interaktionseffekte. Schlussfolgerungen: Die Empfehlung zum Einsatz von AVWF als zusätzlichem Therapieelement während einer multimodalen stationären psychosomatischen Behandlung ergibt sich aus den Ergebnissen nicht. Da die Fallzahlkalkulation von einem sehr großen Effektstärkenunterschied (Cohen`s d = 0.8) ausging und wir eine Tendenz zugunsten der AVWF-Methode identifizieren konnten, sollten mittlere und kleinere Effekte in einer weiteren randomisiert kontrollierten Studie mit einer höheren Fallzahl untersucht werden.

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