Versorgung akuter Myokardinfarkte in der Kardiochirurgie – sofortige oder verzögerte Operation?
Datum
Autor:innen
Betreuer/Gutachter
Weitere Beteiligte
Herausgeber
Zeitschriftentitel
ISSN der Zeitschrift
Bandtitel
Verlag
Lizenz
Zitierlink
Zusammenfassung
Das optimale Timing einer aortokoronare Bypass-Operation bei akutem Myokardinfarkt wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Die Ziele einer optimalen Revaskularisation im akuten Infarktgeschehen sind die Rettung von reversibel geschädigtem Myokard und die Limitierung der Infarktgröße. Das optimale Timing wäre das geringste Zeitintervall zwischen Symptombeginn und Operation, bei welchem diese negativen Auswirkungen sowie periprozedurale Komplikationen ein Minimum und die Erhaltung der Herzleistung ein Maximum erreichen. Bisweilen deuten die vorliegenden Daten auf tendenziell bessere Resultate bei verzögerter Strategie hin oder konnten keine signifikanten Unterschiede messen, wobei vor allem die ersten Stunden nach Infarktbeginn mit einer besonders hohen Letalität behaftet sind. Mittels retrospektiver Analyse haben wir untersucht, ob sich eine Operation nach 48 Stunden bei akutem Myokardinfarkt gegenüber einer Versorgung innerhalb dieser Zeitspanne positiv auf die Outcomes auswirkt. Die verzögert operierten Patienten zeigten eine tendenziell höhere Krankenhausletalität sowie eine signifikant gesteigerte Rate an postoperativen Re-Infarkten und ein schlechteres Langzeit-Überleben. Gründe hierfür waren vor allem die Entwicklung eines kardiogenen Schocks während des Bridgings, welcher die perioperative Letalität und Komplikationsrate erhöht hat. Unsere Resultate machen deutlich, dass eine Verzögerung der OP, falls notwendig, nur unter engmaschigem Monitoring stattfinden sollte. Wie in bisherigen Studien beobachtet, wiesen Patienten unserer Arbeit, welche älter als 70 Jahre waren oder eine linksventrikuläre Ejektionsfraktion von ≤30% aufwiesen, eine dramatisch gesteigerte Letalität auf, insbesondere wenn diese zeitnah operiert wurden. Hier könnte sich ein Bridging durchaus positiv auswirken. Andererseits deuten unsere Resultate bei präoperativer Infektion auf bessere Outcomes bei zeitnaher Reperfusion hin. Insgesamt erscheint es, als sollte das Timing einer Operation individuell für entsprechende Risikogruppen anhand verschiedener Faktoren ähnlich eines Scoring-Systems evaluiert werden. Letztlich könnte eine weitere Optimierung der perioperativen Phase das Bridging sicherer gestalten, sodass die Vorteile einer verzögerten Strategie eventuell überwiegen.