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Neue Veröffentlichungen:
Tierschutzhunde aus Süd- und Osteuropa: Evaluation der Vermittlung, des Transports und des Verhaltens von durch Tierschützern nach Deutschland verbrachten Hunden
(2025) Graf, Jessica
Tierschutzhunde aus dem Ausland prägen zunehmend das Bild der Hundepopulation in Deutschland und sind häufige Patienten in der tierärztlichen Praxis. Während es in Deutschland keine freilebenden besitzerlosen Hunde gibt, gehören Straßenhunde zum alltäglichen Bild von zahlreichen Ländern in Süd- und Osteuropa. Um diese Hunde vor Leid, widrigen Lebensbedingungen oder auch Euthanasie zu schützen, werden sie von Tierschützenden nach Deutschland vermittelt. Sie werden per Flugzeug oder Straßentransport nach Deutschland verbracht und erreichen entweder direkt oder über Pflegestellen ihre neuen Besitzer.
Während die Thematik seit Jahren hohe mediale Aufmerksamkeit erlangt, gibt es bislang nach meinem Kenntnisstand keine wissenschaftliche Studie, die die Vermittlungspraxis und die nach Deutschland verbrachten Hunde näher untersucht hat.
Ziel der vorliegenden Forschungsarbeit war es, einerseits die Zahl der im Auslandstierschutz in Süd- und Osteuropa tätigen Vereine zu ermitteln sowie die Anzahl der jährlich verbrachten Hunde für die Jahre 2018 bis 2020 retrospektiv zu erfassen. Weiterhin sollte untersucht werden, inwieweit die Vermittlung und der Transport der Hunde unter tierschutz-, tiertransport- und tiergesundheitsrechtlichen Aspekten durchgeführt wird. Um beurteilen zu können, unter welchen Gesichtspunkten eine Verbringung von Hunden im Sinne des Tierwohls gerechtfertigt ist, wurde neben der Untersuchung der Einhaltung der rechtlichen Bestimmungen auch eine Evaluation des Verhaltens von Auslandshunden vorgenommen. Weiterhin wurde analysiert, inwiefern eine Betreuung und Aufklärung der neuen Besitzer durch die Tierschutzvereine stattfand.
Um die Arbeit der Tierschutzvereine aus unterschiedlichen Aspekten zu beleuchten, wurden drei methodische Ansätze kombiniert. Zum einen wurde eine Befragung von Amtstierärzten und Amtstierärztinnen durchgeführt, um die Tierschutztransporte und Gesetzesverstöße zu analysieren und zu quantifizieren. Den Hauptteil der Arbeit stellt eine Befragung von Hundebesitzern und Hundebesitzerinnen dar. Dabei ging es einerseits um die Erfassung von Daten der Hunde wie beispielsweiser Importalter, Rassezugehörigkeit, Geschlecht und Kastrationsstatus. Weiterhin wurde die Betreuung durch den Tierschutzverein während und nach dem Adoptionsprozess ermittelt und eine Evaluation des Verhaltens der Hunde anhand des C-BARQs (Canine Behavioral Assessment and Research Questionnaire) durchgeführt. In der dritten Teilstudie wurden durch eine Inhaltsanalyse von Internetpräsenzen von Tierschutzvereinen Daten zur Hundevermittlung ausgewertet.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Zahl der nach Deutschland verbrachten Hunde im Erhebungszeitraum steigend war und im Jahr 2020 mehr als 100.000 Hunde durch Tierschutzvereine nach Deutschland kamen. Es konnten 764 Vereine gefunden werden, die Hunde aus Süd- und Osteuropa nach Deutschland vermittelten. Bei diesen Zahlen muss jedoch von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, da die Vereinslandschaft eine starke Fluktuation aufweist und festgestellt werden konnte, dass das TRACES-System zur Registrierung von Hundetransporten von Tierschutzvereinen teilweise rechtswidrig umgangen wird. Die häufigsten festgestellten Verstöße im Zusammenhang mit dem Transport der Hunde bezogen sich auf die erforderliche Dokumentation im Zusammenhang mit der Nutzung des TRACES-Systems, tierschutzrechtliche Vergehen stellten eine Ausnahme dar.
Die verbrachten Hunde stammten etwa zur Hälfte aus Rumänien. Es handelte sich in der Regel um junge Mischlinge, die mittelgroß und zumeist bereits vor Einreise nach Deutschland kastriert waren. Während die osteuropäischen Hunde eher den Herdenschutzhunden und Molossern angehöhrten, wurden aus den südlichen europäischen Ländern häufiger Jagdhunde verbracht. Die Hunde zeigten deutliche Verhaltensunterschiede im Vergleich zur Population westeuropäischer Hunde, wobei sie in den meisten Kategorien gemäß des C-BARQs wünschenswerte Verhaltenseigenschaften zeigten. Lediglich Angstverhalten gegenüber fremden Personen und der unbelebten Umwelt traten häufig auf. Dabei war festzustellen, dass osteuropäische Hunde eher Angst- und Aggressionsverhalten zeigten als südeuropäische Hunde, die wiederum aufgrund ihrer Rassezugehörigkeiten häufiger Jagdverhalten zeigten. Schwere Verhaltensstörungen traten kaum in der Gruppe der untersuchten Hunde auf. Bei diesen Verhaltensstörungen handelte es sich am häufigsten um schwere Angststörungen (6,7 %) und es muss davon ausgegangen werden, dass diese Hunde kein artgerechtes Leben führen können. Einschränkend muss hierbei jedoch angemerkt werden, dass in der Befragung keine Hundebesitzenden erfasst wurden, die ihren Auslandhund wieder abgeben hatten. Weitere Studien sind hier nötig, um die Prävalenz von Rückgaben und deren Gründe weiter zu evaluieren.
Insgesamt zeigte sich, dass die Besitzenden zufrieden waren mit ihren Auslandshunden und sowohl erneut einen Auslandshund adoptieren würden als auch den Tierschutzverein weiterempfehlen würden. Es zeigte sich jedoch nur eine ungenügende Aufklärung der Besitzenden durch die Tierschutzvereine. Etwa ein Drittel der Adoptanten wurde weder über typisches Verhalten von Auslandshunden noch über Infektionserkrankungen aufgeklärt. Auch wurden keine flächendeckenden Tests auf vektor-übertragene Infektionen vor der Einreise nach Deutschland durchgeführt und die Quote infizierter Hunde lag bei 37,2 % wobei etwa die Hälfte davon vektor-übertragene Infektionen waren. Dies birgt ein hohes Risiko für die Einschleppung von Erregern und eine Ausbreitung von Infektionen in Deutschland.
Zusammenfassend zeigt sich, dass eine Vermittlung von Hunden aus Süd- und Osteuropa nach Deutschland tiergerecht durchgeführt werden kann, wenn andere tiergerechte Lösungen im Ausland nicht zur Verfügung stehen und sich Tierschützende strikt an alle gesetzlichen Vorgaben halten. Dazu gehört außerdem eine umfassende Aufklärung und Betreuung der Adoptanten sowie eine sorgfältige Präselektion von zur Verbringung geeigneter Hunde.
Association of air pollution and mortality in individuals with high cardiovascular risk
(2024) Maitra, Rebecca Anjuli
Background and Aim: Non-communicable diseases, e.g. cardiovascular diseases, are among the leading causes of mortality worldwide. Well-established risk scores, such as the ESC SCORE 2 (European Society of Cardiology Systematic COronary Risk Evaluation) are used to predict the onset of cardiovascular disease and mortality. However, they consider patient intrinsic risk factors, e.g. smoking but not extrinsic risk factors like air pollution. Yet, there is extensive evidence for an unfavourable associa tion between air pollution exposure and cardiovascular and other mortality. This dissertation aims to explore the time-dependent association between the extrinsic risk factor air pollution and mortality in a population with pre-existing cardiovascular risk factors in Hesse, Germany. Moreover, it explores the utility of considering air pollution and socioeconomic status in mortality risk prediction, compared to existing risk scores.
Methods and results: Between 2010 and 2019, patients (N = 4610, 32% female, median age 69 years) scheduled for coronary angiography were enrolled in a prospective registry cohort at a certified German centre for cardiovascular research. Mortality was the outcome variable (1122 registered deaths). Air pollution data were retrieved from the Hessian State Agency for Nature Conservation, Environment and Geology (HLNUG) and assigned to patients according to postcode information. Air pollution markers of interest were: carbon monoxide (CO), nitrogen monoxide (NO), nitrogen dioxide (NO2), ozone (O3), particulate matter (PM10 and PM2.5 with an aerodynamic diameter of <10µm and <2.5µm, respectively) and sulphur dioxide (SO2). Receiver Operating Characteristic (ROC) analysis was conducted to identify the time period with the highest prognostic importance of air pollution exposure for its association with mortality within the range of 3 years prior to study enrolment. Exposure time periods with the highest prognostic ability varied for respective air pollution markers (CO [3 days], O3 [348 days], PM10 [232 days], PM2.5 [402 days], NO [1077 days], NO2 [1014 days], SO2 [1058 days]). Mean air pollution exposure concentrations for time periods of maximum predictive power were then each analysed in multivariate logistic regression models, with single air pollution markers. In these single air pollution marker models, adding NO, NO2, PM10, PM2.5, SO2 but not CO and O3 to a model including the ESC SCORE 2 variables, could significantly improve a models’ mortality prediction power. There was no significant benefit of adding purchasing power as an explanatory variable.
Conclusion: The findings of this dissertation indicate that considering air pollution exposure in mortality risk prediction for individuals with cardiovascular burden is likely to enhance mortality risk estimation and should be subject to further research.
Der Einfluss einer fünftägigen Behandlung mit intravenösen Immunglobulinen (IVIg) auf die Konzentration und Expression von B-Zell aktivierender Faktor (BAFF) sowie Proliferation-induzierender Ligand (APRIL) und die Expression der BAFF-Rezeptoren im Blut von Patienten mit Myasthenia gravis und Immunneuropathien
(2024) Spreunat, Anne-Teresa Juliane
Bei der Entstehung von Autoimmunerkrankungen spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: die genetische Prädisposition, Umgebungsfaktoren als potentielle Trigger und mögliche regulatorische Störungen innerhalb des Immunsystems. Die B-Zell-aktivierenden Faktoren BAFF und APRIL sind an der Pathogenese verschiedener Autoimmunerkrankungen beteiligt. Sie werden vorrangig von Monozyten, Makrophagen, Dendritischen Zellen und T-Zellen gebildet und binden an die Rezeptoren BAFF-R, BCMA und TACI, die hauptsächlich auf B-Zellen unterschiedlicher Entwicklungsstufen exprimiert werden. Bei einigen Autoimmunerkrankungen konnten BAFF-Inhibitoren zu einer Besserung führen.
In der vorliegenden Studie wurde Blut von Patienten mit Myasthenia gravis und Immunneuropathien vor, während und nach der fünftägigen Therapie mit IVIg hinsichtlich der BAFF- und APRIL-Spiegel im Serum, der Expression beider Zytokine auf und in Monozyten und der Rezeptorexpression von BAFF-R, BCMA und TACI auf B-Zellen untersucht. Die Bestimmung der BAFF- und APRIL-Serumkonzentrationen erfolgte mittels ELISA. Die extrazelluläre und/oder intrazelluläre Expression von BAFF, APRIL und deren Rezeptoren wurde durchflusszytometrisch bestimmt.
Es fanden sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den basalen BAFF- und APRIL-Serumspiegeln der Patienten im Vergleich zu den gesunden Kontrollpersonen. Allerdings war die Expression von APRIL in Monozyten bei beiden Patientengruppen im Vergleich zur Kontrollgruppe deutlich erhöht. Der Einfluss von IVIg auf die Serumkonzentrationen von BAFF und APRIL war uneinheitlich. Es zeigte sich jedoch, dass ein gutes Ansprechen auf IVIg in der Gesamtpatientengruppe mit einer Reduktion des BAFF-Serumspiegels einhergeht. IVIg hatte keinen Einfluss auf die Expression der BAFF- und APRIL-Rezeptoren auf B-Zellen.
Die vorgestellten Ergebnisse sprechen dafür, dass eine Fehlregulation von BAFF und APRIL in der Pathogenese der Immunneuropathien und der Myasthenia gravis eine Rolle zu spielen scheint. Zudem fand sich ein inhibitorischer Effekt der IVIg auf die BAFF-Freisetzung bei Patienten mit gutem Ansprechen auf die Therapie. Dieser legt damit einen weiteren Wirkmechanismus von IVIg bei neurologischen Autoimmunerkrankungen nahe.
Einfluss von Entlastungskraniektomien und Durotomien auf eine artifizielle intrakranielle Hypertension am Katzenkadaver
(2025) Taube, André
Traumatische Verletzungen sind ein häufiger Vorstellungsgrund von Notfallpatienten in der Kleintiermedizin. Neurologische Ausfälle, die ursächlich mit einer intrakraniellen Hypertension zusammenhängen können, haben sich in diesen Fällen als negativer prognostischer Faktor erwiesen. Auch bei anderen Erkrankungen (z.B. intrakraniellen Neoplasien, Entzündungen) wirken sich Befunde, die für einen erhöhten intrakraniellen Druck sprechen, negativ auf den Behandlungserfolg aus.
In der Humanmedizin existieren Richtlinien für die Behandlung von Patienten mit Schädel-Hirn-Traumata und intrakranieller Hypertension. In der Tiermedizin existieren beim lebenden Patienten häufig nur einzelne Fallberichte oder kleine Fallserien, die den Effekt verschiedener Therapieoptionen auf den intrakraniellen Druck darstellen. Isolierte Effekte chirurgischer Maßnahmen, wie die Entlastungskraniektomie und Durotomie sowie die benötigte Fläche der Kraniektomie sind bisher wenig erforscht. Über die klare Ursache-Wirkungsbeziehung dieser Maßnahmen auf den intrakraniellen Druck ist bei Katzen und Hunden zum aktuellen Zeitpunkt wenig bekannt.
Die evidenzbasierte Therapie eines Schädel-Hirn-Traumas in der Kleintiermedizin ist trotz der hohen Prävalenz aufgrund des Mangels an klinischen Studien in diesem Bereich zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich. Ein Großteil der therapeutischen Maßnahmen wird häufig direkt aus Richtlinien der Humanmedizin übernommen. Vor diesem Hintergrund werden zwar viele Maßnahmen in der Literatur empfohlen, jedoch mangelt es häufig an detaillierten Anweisungen zur Durchführung dieser Maßnahmen und deren Einfluss auf den Therapieerfolg. Diese Kadaverstudie soll eine Grundlage an Informationen über die praktische Durchführung einer Kraniektomie und Durotomie bei Katzen liefern. Dabei sollte ein Fokus auf die Fläche der Kraniektomie sowie die Technik der Durotomie gelegt werden und der direkte Einfluss dieser Maßnahmen auf den intrakraniellen Druck festgestellt werden. An 19 verstorbenen oder euthanasierten, mesozephalen Katzen ohne Hinweis auf intrakranielle Erkrankung wurde eine Kadaverstudie durchgeführt. Der intrakranielle Druck wurde mittels Dehnungsstreifen-Drucksensor direkt gemessen. Durch Einbringen und Inflation eines Ballonkatheters in die Schädelhöhle auf Höhe der Mittellinie wurde eine artifizielle intrakranielle Hypertension von 20 mmHg erzeugt. Anschließend wurden eine schrittweise Kraniektomie und Durotomie durchgeführt, um den Einfluss der Kraniektomiegröße und der Durotomietechnik auf den intrakraniellen Druck festzustellen. Wenn bereits eine Kraniektomie von < 400 mm² zu einem Druckabfall von ≥ 10 mmHg führte, wurde eine schrittweise Durotomie durchgeführt (Kriterium 1). Wenn die Kraniektomie bereits auf 400 mm² erweitert wurde und dennoch kein Druckabfall von ≥ 10 mmHg zu diesem Zeitpunkt messbar war, wurde die Durotomie ebenfalls durchgeführt (Kriterium 2). Wenn auch hierdurch kein Abfall des intrakraniellen Drucks um ≥ 10 mmHg erreicht wurde, wurde die Kraniektomiefläche so lange erweitert, bis dieser Zielwert erreicht wurde. Die Durotomie erfolgte bei allen Versuchen schrittweise durch drei vertikale Einschnitte (Durotomieschritt 1-3) der Dura mater und einem anschließenden horizontalen Einschnitt (Durotomieschritt 4).
Um einen Druckabfall um 10 mmHg zu erreichen, war eine Kraniektomiefläche von 313,61 ± 164,75 mm² notwendig. Dieser Druckabfall konnte bei 13 von 19 Versuchen alleine durch die Durchführung einer Kraniektomie erreicht werden (Kriterium 1). Bei fünf der Versuche war eine zusätzliche Durotomie notwendig, um einen Druckabfall von 10 mmHg zu erreichen (Kriterium 2). Bei einem Versuch war neben der Durotomie eine anschließende Erweiterung der Kraniektomie notwendig. Ein Bonferroni-korrigierter post-hoc-Test zeigte signifikante Unterschiede im intrakraniellen Druck zwischen den Durotomieschritten, insbesondere zwischen Schritt 0 und 4 (p < 0,0001; Druckdifferenz = 5,57 mmHg). Eine starke negative Korrelation zwischen der Kraniektomiefläche und dem intrakraniellen Druck wurde mit Spearmans ρ = .608 (p < .0001) bei 17 von 18 Versuchen festgestellt, wobei in einem Versuch eine ungewöhnlich starke positive Korrelation (ρ = .959, p < .0001) auftrat.
In diesem Experiment wurde gezeigt, dass bei Entlastungskraniektomien an Katzen eine großzügige Kraniektomiefläche im Verhältnis zum gesamten Neurokranium erforderlich ist, um einen effektiven intrakraniellen Druckabfall zu erzielen. Selbst bei vergleichsweise niedrigem Ausgangsdruck im Vergleich zu akuten intrakraniellen Hypertensionen im klinischen Kontext war teilweise eine Durotomie notwendig, um den gewünschten Druckabfall zu erreichen. Die rostrotentorielle Kraniektomie erwies sich aufgrund ihrer einfachen Zugänglichkeit und ausreichenden Fläche als geeignete Lokalisation. Die Ergebnisse legen die Bedeutung der Durotomie als integralen Bestandteil der Entlastungskraniektomie nahe. Es werden jedoch weitere Studien mit praxisnäheren operativen Zugängen und rekonstruktiven Operationstechniken benötigt, bevor diese Erkenntnisse am lebenden Patienten angewendet werden können. Die Studie bietet eine Grundlage für künftige Versuche, insbesondere für Kadaverstudien, um die Effekte von Kraniektomie und Durotomie bei verschiedenen Ausgangsdrücken zu identifizieren und die optimale Kombination für unterschiedliche Krankheitsbilder zu ermitteln. Trotz der Einschränkungen in der direkten Übertragbarkeit auf lebende Patienten, liefert die Studie wertvolle Einblicke, die die Planung künftiger experimenteller Untersuchungen und potenzieller chirurgischer Eingriffe erleichtern können.
TRH-Stimulationstests bei mindestens 15 Jahre alten Pferden und Ponys sowie nach Placebo-kontrollierter Therapie mit Pergolid
(2025) Taube, Mareike
Der TRH-Stimulationstest wird zur Diagnostik der Pituitary Pars intermedia Dysfunction (PPID) genutzt und üblicherweise mit 1 mg TRH pro Pferd (entspricht 2 μg/kg bei 500 kg KGW) dosiert. Das Hauptziel dieser Studie war es, die ACTH-Ausschüttungen nach 0,5 bzw. 2 μg/kg TRH bei mindestens 15 Jahre alten Pferden und Ponys zu vergleichen (TRH- Dosisvergleich). In einem weiteren Schritt sollte – Placebo-kontrolliert - der Effekt einer vier- bis sechswöchigen Therapie mit Pergolid auf die Ergebnisse des TRH- Stimulationstests untersucht werden (Therapiestudie).
An der prospektiven, randomisierten Cross-over-Dosisvergleich-Studie haben 18 Pferde und Ponys (19,9 ± 4,1 Jahre) teilgenommen. Als Einschlusskriterium galt ein Mindestalter von 15 Jahren. Alle erhielten 0,5 und 2,0 μg/kg TRH (TRH Ferring, Kiel) intravenös in randomisierter Reihenfolge und mit einer Wash-out-Phase von 10-14 Tagen. Die ACTH-Messungen erfolgten direkt vor (0) und 5, 10, 15, 30, 60, 90, 120 Minuten nach TRH-Injektion. Für die Statistik wurde ein linear gemischtes Modell mit den fixen Effekten „Sequenz“ (0,5/2 oder 2/0,5), „Periode“ (erste oder zweite TRH Gabe) sowie „TRH-Dosis“ (0,5 oder 2,0 μg/kg) und mit dem Zufallseffekt „Individuum“ gewählt. Als Hauptzielparameter wurden die Flächen unter den ACTH-Kurven (Areas under the curves, AUCs) von 0 bis 120 Minuten nach TRH-Injektion berechnet. Zudem wurden die ACTH-Werte zu den Zeitpunkten 0, 10 und 30 Minuten nach TRH sowie die Maximalwerte und der Zeitpunkt ihres Auftretens auf signifikante Unterschiede geprüft.
Im Dosisvergleich zwischen 0,5 und 2 μg/kg TRH ergaben sich keine signifikanten Unterschiede der ACTH-AUCs, Basal-, Zehnminuten- und Maximalwerte. Allerdings wiesen die ACTH-Dreißigminutenwerte nach 0,5 μg/kg TRH eine hochsignifikante Reduktion auf (p = 0,0005). Es wurden keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Sequenz und Periode festgestellt.
Somit erscheinen 0,5 μg/kg TRH ausreichend für die PPID-Diagnostik bei Verwendung der ACTH-Zehnminutenwerte. Allerdings gab es in den Medianen eine Tendenz zu niedrigeren Werten nach der geringeren TRH-Dosis. Für die Diagnosestellung mittels ACTH-Dreißigminutenwerten sollte die TRH-Dosierung von 0,5 μg/kg grundsätzlich nicht angewandt werden, da dies falsch zu niedrige Ergebnisse ergeben kann.
Auf Grundlage ihrer Ergebnisse im TRH-Dosisvergleichstest mit 2 μg/kg TRH nahmen 13 Probanden (19,8 ± 4,5 Jahre) an der prospektiven, Placebo-kontrollierten Therapiestudie teil. Als Einschlusskriterium musste ein ACTH-Wert 10 Minuten nach 2 μg/kg TRH von mindestens 100 pg/ml vorliegen. Die Pferde lagen also entsprechend der Empfehlungen der Equine Endocrinology Group (2023) hinsichtlich ihres PPID-Status entweder in der Interpretive Zone oder in der Kategorie PPID likely. Die Probanden erhielten zunächst vier bis sechs Wochen ein Placebo und danach für den gleichen Zeitraum den zugelassenen Wirkstoff Pergolid in der empfohlenen Dosis von 2 μg/kg. Jeweils nach der Placebo- bzw. Pergolidgabe wurden erneute TRH-Stimulationstests mit der TRH-Dosierung von 2 μg/kg durchgeführt. Für die statistischen Berechnungen erfolgte ein t-Test für gepaarte Stichproben. Es wurden die ACTH-AUCs sowie die ACTH- Werte zum Zeitpunkt 0, 10 und 30 Minuten nach TRH, die Maximalwerte und der Zeitpunkt ihres Auftretens nach Placebo- und Pergolidgabe verglichen. Des Weiteren wurden die Ergebnisse nach dem initialen TRH-Test mit jenen nach Placebo- bzw. Pergolidgabe auf signifikante Unterschiede geprüft.
Trotz Therapie mit Pergolid ergaben sich beim Vergleich der ACTH-Werte (post Placebo mit post Pergolid, initial mit post Pergolid sowie initial mit post Placebo) ganz überwiegend keine signifikanten Unterschiede. Lediglich bei den ACTH- Zehnminutenwerten zeigten sich signifikant (p = 0,04) niedrigere Werte nach Placebo (log10_ACTH10 min: 2,39 ± 0,31 pg/ml) als initial (log10_ACTH10 min: 2,47 ± 0,25 pg/ml).
In anderen Studien konnten positive Effekte des Pergolids vor allem auf erhöhte basale ACTH-Konzentrationen bei an PPID erkrankten Pferden gezeigt werden. Auch 5 der 13 eigenen Probanden erreichten eine bessere PPID-Kategorie, wenn ihr ACTH- Zehnminutenwert ausgewertet wurde. Die fehlenden signifikant niedrigeren, durch TRH stimulierten ACTH-Werte nach der vier- bis sechswöchigen Pergolidgabe führen dazu, dass eine Therapiekontrolle oder Pergoliddosisanpassung anhand der Ergebnisse des TRH-Stimulationstests nicht sinnvoll erscheint.