Pädagogik und das Wissen der Gesellschaft : Erziehungswissenschaftliche Perspektiven auf Wissen
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Zusammenfassung
Mit der prominenten Zeitdiagnose 'Wissensgesellschaft' werden nicht nur gesellschaftliche, ökonomische und kulturelle Veränderungen verbunden, sondern auch der Wissensbegriff spezifisch in den Vordergrund wissenschaftlicher Betrachtung gerückt. Im vorliegenden Papier werden zunächst sowohl die strukturellen Veränderungen in der Wissensgesellschaft nachgezeichnet, als auch das Konzept bzw. der Diskurs über Wissensgesellschaft selbst zum Gegenstand der Analyse gemacht. Ein kritischer, diskursanalytischer Blick auf die pädagogische Rezeption dieses Konzepts zeigt eine 'pädagogisierende Verkürzung' soziologischer Probleme und Fragestellungen. Der Gewinn für die Pädagogik liegt unter anderem in einer diskursiven Aufwertung der Disziplin, die mit den Konzepten des lebenslangen Lernens, des selbstorganisierten Lernens oder der Kompetenz gesellschaftlich und politisch wieder stärker gefragt ist. Eine genaue Diskursanalyse entsprechender Konzepte macht die neoliberale Überformung zentraler Begriffe wie 'Bildung' und 'Subjekt' deutlich. Nach dieser kritischen Betrachtung wird in einem weiteren Schritt begründet, warum 'Wissen' in mehrfacher Hinsicht für die Pädagogik von zentralem Interesse ist. Einmal spielen die vielfältigen Formen von Wissen für die Pädagogik, insofern sie sich auch als Vermittlungswissenschaft begreift, eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus lassen sich Bildungsprozesse und deren Veränderungen in der Ableitung aus gewandelten Wissensformen genauer beschreiben als mithilfe des normativ stark aufgeladenen Konzepts des Bildungssubjekts. Schliesslich böte ein postkognitivistischer Wissensbegriff die Möglichkeit, jenseits der Vorstellungen von Subjekten als Instanzen der Informationsverarbeitung und -optimierung Praktiken des Wissens, seiner Genese und seiner Transformation zu untersuchen und sie so als 'situierte Kognition' zu begreifen. Die Merkmale eines entsprechenden Wissensbegriffs sowie mögliche empirische Perspektiven für eine derart orientierte pädagogische Wissensforschung werden abschliessend aufgezeigt.