Der Einfluss des Staates auf wirtschaftliche Aufwertungsprozesse, untersucht am Beispiel der Elektronikindustrie im Perlflussdelta (China)

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2011

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Der wichtigste politische Akteur in China ist weiterhin die Kommunistische Partei China (KPCh.), die über eine zentralistische Organisationsstruktur mit mehr als 78 Millionen Mitgliedern verfügt. Die KPCh. hat die politische Macht über das Land nicht verloren, sondern diese gefestigt und teilweise sogar ausgeweitet. Sie ist im Zuge des Transformationsprozesses kein passiver Akteur gewesen und schützte sich während des ökonomischen und sozialen Wandels nachhaltig vor politischen Veränderungen, indem sie erfolgreich Verbindungen zu wichtigen Akteuren in Wirtschaft und Gesellschaft aufbaute. Das Ziel des Forschungsprojektes, das dieser Arbeit zu Grunde liegt, ist es, eine detaillierte Analyse der Unternehmensorganisation sowie der vorhandenen Institutionen im PRD zu erstellen. Ohne diese lassen sich der Wirtschaftserfolg und zukünftige Entwicklungen der Region nicht vollständig nachvollziehen. Das PRD soll, laut der National Development and Reform Comission (NDRC), bis 2020 in eine innovative High-Tech Region transformiert werden, in der die Unternehmen eigenständig neue und innovative Produkte entwickeln sowie neue Marken prägen, die nationale und globale Marktanteile erobern. Es stellt sich dabei die Frage, ob die Unternehmensstruktur und -organisation im PRD geeignet ist, diesem Entwicklungsgebot zu folgen und inwieweit die chinesische Politik in das Marktgeschehen eingreift, um die entsprechenden Entwicklungsdeterminanten auszulösen. Die vorliegende Arbeit untersucht dabei im Speziellen die Strukturmerkmale und Aufwertungsstrategien im PRD sowie den staatlichen Einfluss auf diese.Als Grundlage dieser Arbeit dienen Unternehmensdaten, die durch eine Primärerhebung in Shenzhen, Dongguan, Huizhou und Heyuan im Herbst 2009 gewonnen wurden. Zusätzlich werden diese Daten durch in Experteninterviews erworbene Erkenntnisse ergänzt, die in Guangzhou, Shenzhen, Donguan und Shunde im Herbst 2009 bzw. Frühjahr 2010 geführt wurden. Die Auswahl der Untersuchungsregionen ermöglicht es Unternehmen des wirtschaftlichen Zentrums im PRD genauer zu betrachten.Die Geschäftsstrategien im PRD gestalten sich homogen. In der Analyse lässt sich eine starke Spezialisierung auf wenige Produktkategorien identifizieren. Auslandsfinanzierte Unternehmen verfolgen im PRD hauptsächlich eine exportorientierte Marktausrichtung, während chinesische Privatunternehmen sich stärker auf den heimischen Markt konzentrieren. Der Schwerpunkt in der funktionalen Ausrichtung beim Export liegt auf der Kontraktfertigung, während eigene Marken und Produkte auf dem chinesischen Markt eine größere Bedeutung einnehmen. Die technologische Ausstattung ist in Joint Ventures am höchsten, die zusätzlich über den größten Anteil an Entwicklungsabteilungen und Patenten verfügen. Die wichtigste Ursache industrieller Aufwertungsaktivitäten im PRD ist der steigende Wettbewerbsdruck, der am stärksten auf Joint Ventures lastet. Exportorientierte Unternehmen haben insbesondere die Reduzierung ausländischer Aufträge in der Folge der Währungs- und Finanzkrise als Anlass genommen, ihre Aufwertungsaktivitäten auszuweiten. Die Ergebnisse zeigen, dass am oberen Ende der Wertschöpfungskette mehr Aufwertungsaktivitäten durchgeführt werden, während die Bereitschaft und die Fähigkeit zur Aufwertung am unteren Ende der Wertschöpfungskette geringer ausfallen. Die empirische Untersuchung ergibt, dass Beziehungen zum chinesischen Staat für die Unternehmen eine große Bedeutung einnehmen und dabei helfen Zugriff auf finanzielle Ressourcen zu erlangen oder an staatlichen Förderprogrammen zu partizipieren. Es zeigt sich, dass chinesische Unternehmen bei diesen Beziehungen über eindeutige kulturelle Vorteile verfügen. Zusätzlich sind formale Beziehungen zur KPCh. von Vorteil, da Unternehmen durch diese geringere Hürden beim Zugriff auf unterschiedliche Finanzierungsquellen zu nehmen haben. Der Aufwertungsdruck, der durch den Staat ausgeübt wird, ist im PRD sehr hoch. Mehr als ein Drittel der Unternehmen spürt einen direkten Druck seitens der Politik, Aufwertungsaktivitäten zu forcieren. Informelle Verbindungen zum chinesischen Staat lösen diese Effekte allerdings nicht aus. Bei Unternehmen, die einen regelmäßigen Kontakt zu Repräsentanten des Staates pflegen, ist eine Erhöhung der Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu beobachten. Ein Einfluss auf die Aufwertungsaktivitäten dieser Unternehmen lässt sich nicht feststellen.


The most important political player in China is the Chinese Communist Party (CCP), which has a centralized organizational structure with more than 78 million members. The CCP didn t lose the political power over the country, but instead the CCP consolidated and in some cases expanded its influence. The CCP was not passive in the course of the transformation process; however she protected its power during the economic and social changes successfully by building up links to key players in business and society. The aim of the research project, which this work is based on, is to create a detailed analysis of the business organization and the existing institutions in the PRD. Without it, the success and future economic developments in the region is not fully understandable. According to the "National Development and Reform Commission" (NDRC) the PRD will be transformed by 2020 into an innovative high-tech region which is capable in developing new and innovative products as well as national and international brands. This raises the question whether the corporate structure and organization in the PRD is suitable to follow this imperative and to what extent the Chinese development policy intervenes in market activities to trigger the development of appropriate determinants. The present work examines the structural features and enhancement strategies in the PRD and the political influence on these.This work uses company data, which were surveyed in Shenzhen, Dongguan, Huizhou and Heyuan in the fall of 2009. In addition, these data is supplemented by interviews with experts from Guangzhou, Shenzhen, Dongguan and Shunde in autumn 2009 and spring 2010. The selection of these study areas enables a closer look of companies in the economic core in the PRD.The business strategies in the PRD are relatively homogeneous. The analysis identifies a strong specialization on few product categories. Foreign-funded enterprises in the PRD follow mainly an export oriented market orientation, while Chinese private companies focus more on the domestic market. The emphasis in the functional orientation of the export is on the production, while own brand development is more important in the Chinese market. The technological equipment is highest in Joint Ventures, which hold also has the largest share of patents and development departments.The main cause of industrial upgrading activities in the PRD is due to the rising competitive pressure, which lies heavily on Joint Ventures. Export-oriented companies in particular take the reduction of foreign orders in the wake of the currency and financial crisis as an opportunity to extend their upgrading activities. The results show that at the upper end of the value chain more upgrading activities are carried out while the willingness and ability at the lower end of the value chain is fewer.The empirical investigation shows that relations with the Chinese government for the company continues to be very important and helps to gain access to financial resources or to participate in government subsidies. It turns out that Chinese companies have a unique cultural advantage. The upgrading pressure by the government is very high in the PRD. More than a third of all companies feel direct pressure from politicians to force or enhancement upgrading activities. Informal ties to the Chinese government don t show these strong effects. For companies who maintain regular contact with representatives, an increase of research and development spending could be observed. However, a direct influence on the overall enhancement activities cannot be determined.

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