Verbreitung von Chlamydien in thüringischen Schafbeständen

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2012

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Zusammenfassung

Ziel der vorliegenden Studie war es, die Verbreitung von Chlamydien in den 252 thüringischen Schafbeständen mit mehr als 100 Mutterschafen zu ermitteln. Die Beprobung erfolgte in den Jahren 2009 und 2010 während der Hauptlammzeit im Bestand. Die Planung sah vor, anhand einer mehrstufigen Zufallsauswahl jeweils zwei Bestände pro Landkreis zu beproben. Da nicht in allen Landkreisen und kreisfreien Städten genügend Bestände existierten, wurden zusätzlich sieben geimpfte Bestände in die Studie aufgenommen und separat ausgewertet. Insgesamt wurden 32 von 202 (16 %) ungeimpften und sieben von 50 (14 %) geimpften Beständen aus 16 Landkreisen und fünf kreisfreien Städten mit einer durchschnittlichen Abortrate unter 1 % beprobt. Zum Geburtszeitpunkt und drei Wochen post partum wurden Serumpaare von 29 Tieren pro Bestand gewonnen. Der Versuch des Erregernachweises erfolgte zum Zeitpunkt des Ablammens aus Vaginal- und Kottupfern von elf dieser Tiere sowie aus allen verfügbaren Nachgeburten und abortierten Feten. Insgesamt wurden bei der regulären Beprobung in ungeimpften und geimpften Schafbeständen 2141 Seren von 1136 Tieren, 862 Vaginaltupfer, 430 Kottupfer, 71 Nachgeburten, 4 abortierte Feten und 5 Rachentupfer lebensschwacher Lämmer gewonnen.Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass, trotz niedriger Abortraten, Chlamydien in den großen thüringischen Schafbeständen weit verbreitet waren. Die mit Hilfe des CHEKIT Chlamydia ELISA (IDEXX) ermittelte Seroprävalenz lag in den ungeimpften Beständen mit mehr als 100 Mutterschafen bei 94 % (95 %-Konfidenzintervall 0,80-0,99). Der Anteil serologisch positiver Tiere korrelierte mit der Herdengröße. In 47 % der ungeimpften Bestände wurde, anhand einer Serokonversion einzelner Tieren in den ersten drei Wochen post partum, ein andauerndes Infektionsgeschehen nachgewiesen. Chlamydiaceae-DNA wurden in 78 % (95 %-Konfidenzintervall 0,61-0,90) der ungeimpften Bestände mittels real-time oder konventioneller PCR nachgewiesen. Die Speziesdifferenzierung erfolgte mit Hilfe von drei speziesspezifischen real-time PCRs für Chlamydia (C.) abortus, C. psittaci und C. pecorum. Ergaben diese keine Diagnose, wurde eine partielle Sequenzierung des ompA-Gens durchgeführt. C. abortus, der Erreger des enzootischen Abortes, wurde in 50 % der ungeimpften Bestände detektiert. Weitere nachgewiesene Spezies in den ungeimpften Beständen waren C. pecorum (47 %), C. psittaci (25 %) und C. suis (1 Bestand).Alle sieben geimpften Bestände waren serologisch positiv und in einem Bestand wurden Serokonversionen beobachtet. Chlamydiaceae und C. abortus wurden in 4/7 und C. pecorum in 2/7 der geimpften Bestände nachgewiesen. Bei allen C. abortus-positiven Proben aus geimpften Beständen wurden mittels PCR-RFLP Feldstämme detektiert. In einem geimpften Bestand konnte bei einer zusätzlichen Beprobung, neben C. abortus-Feldstämmen, auch der Impfstamm aus Nachgeburten isoliert werden. In den geimpften Beständen schieden signifikant weniger Tiere Chlamydiaceae und C. psittaci aus als in den ungeimpften, der Anteil C. abortus-positiver Tiere war aber nicht signifikant reduziert. Tiere, die abortiert oder lebensschwache Lämmer geboren hatten, waren signifikant häufiger serologisch positiv und schieden signifikant häufiger Chlamydiaceae, C. abortus, C. pecorum und C. psittaci aus als klinisch unauffällige Tiere. Die Befunde unterstreichen die Notwendigkeit, auch vereinzelt auftretende Aborte als infektiös zu betrachten und hygienische Maßnahmen zu ergreifen. Für die Diagnostik zeigen die Befunde, dass auch bei Schafaborten eine Speziesdifferenzierung von Bedeutung ist.Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass die geringe Zahl gemeldeter Fälle von Chlamydiose beim Schaf in der Bundesrepublik Deutschland (TSN, 2010) die Situation in den Schafbeständen nicht widerspiegelt. Ein Grund hierfür ist der hohe Anteil klinisch unauffälliger Schafe, die zur Lammzeit Chlamydien ausschieden. Es bleibt zu erforschen, ob subklinische Chlamydien-Infektionen bei Schafen, ähnlich wie beim Rind (KALTENBOECK et al., 2005), wirtschaftliche Verluste verursachen können. Der Nachweis von C. abortus in 50 % der untersuchten Herden verdeutlicht das Risiko zoonotischer Infektionen bei Personen mit Kontakt zu Schafen.


The objective of the present study was to determine the prevalence of Chlamydiaceae in the 252 large Thuringian sheep flocks with more than 100 ewes. For this purpose 32/202 non-vaccinated sheep flocks with an average abortion rate below 1 % were chosen randomly. Due to a lack of large sheep flocks in some districts, 7/50 vaccinated flocks were additionally sampled and their results compared to those of non-vaccinated flocks. Samples were collected during the main lambing season in the years 2009 and 2010. At the time of lambing and three weeks post partum, paired serum samples from 29 randomly picked ewes per flock were collected, based on an estimated seroprevalence of 10 %. Based on an assumed antigen prevalence of 25 %, vaginal and rectal swabs from eleven of these ewes were taken on day 1 or 2 post partum. A total of 2141 sera from 1136 ewes, 862 vaginal and 430 rectal swabs, 71 placentae, 4 aborted fetuses as well as 5 pharyngeal swabs from weak lambs were collected. Detection of chlamydiae in swabs and organ samples was performed using real-time and conventional PCR, as well as isolation in buffalo green monkey cells.The results of the present study revealed a high prevalence of chlamydial infections in large Thuringian sheep flocks. By use of the CHEKIT Chlamydia ELISA (IDEXX), a seroprevalence of 94 % (95 % confidence level 0.80-0.99) was determined. The number of serologically positive animals correlated positively with herd size. Seroconversion, which was interpreted as a sign of ongoing infection, was observed in 47 % of the non-vaccinated flocks. Chlamydiaceae-DNA was detected in 78 % of the non-vaccinated flocks (95 % confidence level 0.61-0.90). All Chlamydiaceae-positive samples were tested in three species-specific real-time PCR assays for Chlamydia (C.) abortus, C. psittaci and C. pecorum. C. abortus was detected in 50 %, C. pecorum in 47 %, C. psittaci in 25 % and C. suis in one of the non-vaccinated flocks.All seven vaccinated flocks were serologically positive and Chlamydiaceae as well as C. abortus were detected in 4/7 and C. pecorum in 2/7 vaccinated flocks. All C. abortus-positive samples from vaccinated animals were proven to be field strains by PCR-RFLP. In one of these flocks, additional sampling in the following year revealed the presence of C. abortus field strains, as well as the vaccine strain in placentae. In the vaccinated flocks, fewer ewes shed Chlamydiaceae, but the proportion of C. abortus-positive animals was not significantly reduced. Animals that aborted or gave birth to weak lambs were significantly more often positive in ELISA as well as Chlamydiaceae-, C. abortus-, C. psittaci- and C. pecorum-specific PCR. Therefore, all abortions, including sporadic cases, should be regarded as potentially infectious, and hygienic measures should be taken. The detection of C. psittaci and C. pecorum in samples from aborted animals emphasises the need for species differentiation in routine diagnosis.The results of the present study show that the low number of reported cases of ovine chlamydiosis in Germany (TSN, 2010) does not reflect the situation in the sheep flocks. This is partly due to the large number of clinically inapparent ewes that shed Chlamydiaceae at the time of lambing. It remains to be determined whether subclinical chlamydial infections in sheep cause economic losses, as has been described in cattle (KALTENBOECK et al., 2005). The detection of C. abortus in 50 % of the examined flocks underlines the risk of zoonotic infections of humans with contact to sheep.

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