Untersuchungen zum Hörvermögen von Neuweltkameliden unter besonderer Berücksichtigung der Irispigmentierung

Datum

2003

Autor:innen

Hogreve, Saskia Kristina

Betreuer/Gutachter

Weitere Beteiligte

Herausgeber

Zeitschriftentitel

ISSN der Zeitschrift

Bandtitel

Verlag

Zusammenfassung

In der vorliegenden Arbeit wurde das Hörvermögen von Neuweltkameliden (Lamaglama und Lama pacos) mittels der objektiven Meßmethode akustisch evozierterPotentiale (AEP) untersucht und die Hörschwelle bestimmt. Besondere Beachtung fanden dabei Tiere mit blauer Irispigmentierung, um dieHypothese einer Kopplung dieses Merkmals mit Taubheit und weißer Fellfarbe, wiesie bei anderen Spezies beschrieben wurde, zu überprüfen. Für die Studie standen insgesamt 63 Tiere im Alter von 1-13 Jahren zur Verfügung,13 davon mit beidseitig, eines mit einseitig blauer Irispigmentierung. Die Tierewurden unter vergleichbaren praxisüblichen Bedingungen gehalten. Die Ausführung der Messungen erfolgte mit Hilfe des portablen Meßsystems'EPOSYS 4' der Firma SEMANTIK GmbH, Germering, geeicht auf dB(HL). Um eine möglichst artefaktfreie Ableitung der akustisch evozierten Potentiale zuerzielen, war eine Kurznarkose mit 0,4mg/kg Körpergewicht Xylazin und 4,0mg/kgKörpergewicht Ketamin intramuskulär erforderlich. Die Click-Reize wurden über Luftleitungskopfhörer zugeführt, der Potentialabgrifferfolgte mittels Nadelelektroden; dabei wurde die differente Elektrode in Höhe desMastoids des zu untersuchenden Ohres, die Referenzelektrode am Vertex und dieErdelektrode median, einige Zentimeter distal der Referenzelektrode appliziert. Die Latenzen, Amplituden und Interpeaklatenzen der Potentialkomponenten wurdenerfaßt und die Signifikanzen der Einflußfaktoren Art, Geschlecht und Alter auf dieLatenzen ermittelt. Bei Neuweltkameliden ließen sich mittels akustisch evozierter Potentiale vier bis fünfpositive Peaks ableiten, wobei die Wellen I, III und V reproduzierbar waren, Welle IIinkonstant auftrat und die Wellen IV und V meist zu einem Komplex verschmolzenwaren. Mit sinkender Intensität des applizierten Click-Reizes vergrößerte sich die Latenz derPotentialkomponenten, die Amplituden wurden kleiner. Anhand der Latenzen ließ sich ein für die meisten betrachtetenPotentialkomponenten signifikant besseres Hörvermögen der Alpakas gegenüberdem der Lamas erkennen; ein signifikanter Einfluß des Geschlechts auf dieHörfähigkeit bestand nicht. Das vorhandene Tiermaterial war nicht ausreichend für die Beurteilung des Effektesdes Alters auf das Hörvermögen. Die Hörschwelle, definiert als die Reizintensität, bei der gerade keine Reizantwortenmehr generiert werden können, lag bei Lamas und Alpakas im Bereich von 10 bis 20dB(HL). Die Meßergebnisse der Probanden mit Pigmentierung von Fell und Iris bewegtensich alle im Bereich der normalen Hörschwelle. Ebenso ließen alle getesteten Tiere mit weißem Fell und pigmentierter Iris keinerleiAbweichung von der normalen Hörschwelle erkennen. Sieben der zwölf untersuchten Neuweltkameliden mit blauer Irispigmentierung undweißem Fell waren beidseitig taub, eines einseitig. Jedoch wurden drei weißeblauäugige Tiere mit normalem Hörvermögen gefunden. Zwei blauäugige Tiere mit pigmentiertem Fell zeigten normalen Hörstatus.Ein Alpaka mit einseitig blauer Irispigmentierung wies beidseitig normale Hörfähigkeitauf. Die mit 63,6% hohe Frequenz an beidseitig tauben Tieren mit weißem Fell undblauer Irispigmentierung stützt die Hypothese einer Assoziation vonPigmentierungsanomalien mit erblicher Taubheit.Für eine Klärung des Vererbungsmodus stand kein geeignetes Tiermaterial zurVerfügung. Da jedoch auch ohne Kenntnis des genauen genetischen Hintergrunds angenommenwerden darf, daß die Paarung von Anlage- und Merkmalsträgern mit hoherWahrscheinlichkeit zur Entstehung tauber Nachkommen führen kann bzw. führt,kommt dem Defekt Tierschutzrelevanz im Sinne des §11b TSG zu.


Auditory function of South American camelids (Lama glama and Lama pacos) wasassessed objectively by means of brainstem auditory evoked response audiometry(BAER) to test the hypothesis of a correlation between blue eyes, white coat anddeafness as described in many other species. Hearing levels were also measured. Sixty-three camelids from 1-13 years of age were available for the study. Thirteenanimals had blue irises, one animal had one blue and one normal iris.Measurements were made using the portable BAER system 'EPOSYS 4'(SEMANTIK GmbH, Germering, Germany). To minimize BAER detection disturbances caused by muscle activities, each camelidwas given a general anaesthetic. Click stimuli (dB(HL)) were delivered by an insert earphone. Subcutaneous needle electrodes were placed ipsilaterally at the auricular cartilagenear to the auditory meatus and at the vertex; the ground electrode was locatedrostral to the vertex on the midline. Peak latencies, amplitudes and interpeak latencies were measured and thesignificances of the influence factors species, sex and age on the latencies weredetermined. Four to five positive peaks with a high degree of similarity to the BAER of otherspecies could be detected in South American camelids; waves I, II and V werereproducible, wave II appeared infrequently and waves IV and V generally formed acomplex. Peak latencies decreased and peak amplitudes increased as stimulus intensityincreased. Hearing level was defined as the point at which there was no more response to theclick stimulus. A hearing level of 10 to 20 dB(HL) was regarded as normal in South Americancamelids. None of the animals with pigmentation of coat and iris showed any degree of hearingimpairment. Seven of the twelve blue-eyed white animals were bilaterally, one of them wasunilaterally deaf. However, three blue-eyed white animals exhibited normal hearing ability. Two blue-eyed animals with pigmented coat did not show any hearing impairment. All white animals with normal iris pigmentation had normal auditory function; so didone animal with one normal and one blue iris. Alpacas generally displayed a better hearing ability than llamas. Sex had no significant influence on hearing ability. The number of animals available for the study was insufficient to determine the effectof age on auditory function. The high frequency (63,6%) of bilaterally deaf animals with white coat and blue irispigmentation supports the hypothesis of a correlation of pigmentation anomalies andcongenital deafness in llamas and alpacas. The mechanism of inheritance was not elucidated, however, the mating of camelidscarrying the blue-eyed deafness trait, may result in deaf offspring and is thereforerelevant to § 11b of the German law for animal protection.

Beschreibung

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Erstpublikation in

Sammelband

URI der Erstpublikation

Forschungsdaten

Schriftenreihe

Erstpublikation in

Wettenberg : VVB Laufersweiler 2003

Zitierform