Kiefergelenks- und Kinnveränderungen bei der Herbst-Behandlung von Klasse II-1 Dysgnathien unterschiedlichen Gesichtstyps : eine röntgenkephalometrische Langzeitstudie

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2002

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Ziel der vorliegenden Arbeit war es das Ausmass und die Richtung von Kieferge-lenksveränderungen (Fossa articularis, Caput mandibulae, 'effektive' Kiefergelenks-veränderungen) sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf die Lage des Kinns,Unterkieferrotation und Fazialachsenrotation bei der Herbst-Behandlung von KlasseII:1 Patienten mit unterschiedlichem Gesichtstyp zu ermitteln. Untersucht wurden 68 Probanden (26 männlich und 12 weiblich). Anhand des Mandi-bularbasiswinkels (ML/NSL) wurden die Probanden in drei Gesichtstypgruppen ein-geteilt: Normodivergent (n=38), Hypodivergent (n=17) und Hyperdivergent (n=13). Fernröntgenseitenbilder des Kopfes von jedem Probanden wurden zu drei verschiede-nen Zeitpunkten ausgewertet: vor der Behandlung, nach der Behandlung und 5 Jahrenach der Behandlung. Veränderungen von skelettalen Referenzpunkten wurden zu ei-nem x/y Koordinatensystem (RL/RLp) gemessen. Für die Ermittlung der Fossaverlagerung wurde der anatomische Punkt (Co) amCaput mandibulae festgelegt und seine Veränderung nach Superponierung der Rönt-genbilder über die stabilen Strukturen der Schädelbasis gemessen. Für die Ermittlung des Kondyluswachstums wurde die Veränderung des gleichenPunktes (Co) nach Superponierung der Röntgenbilder über die stabilen Strukturendes Unterkiefers gemessen. Für die Ermittlung der 'effektiven' Kiefergelenksveränderung (Summationseffekt ausden Wachstumsveränderungen (1) des Kondylus und (2) der Fossa sowie (3) der La-geveränderung des Kondylus in der Fossa) wurde ein willkürlicher Punkt (CoA) imBereich des Caput mandibulae am ersten Röntgenbild festgelegt und nach Superpo-nierung der Röntgenbilder über die stabilen Strukturen der vorderen Schädelbasisauf die anderen Bilder übertragen. Die Veränderung des CoA-Punktes nach Super-ponierung der Röntgenbilder über die stabilen Knochenstrukturen des Unterkieferswurde gemessen. Diese Messung entsprach der 'effektiven' Kiefergelenksveränderung. Für die Ermittlung der Kinnveränderung wurde ein anatomischer Punkt (Pg) amknöchernen Kinn festgelegt und seine Veränderung nach Superponierung der Rönt-genseitenbilder über die stabilen Strukturen der vorderen Schädelbasis gemessen. Für die Ermittlung der Rotation des Unterkiefers wurde die Veränderung der Neigungder RL-Linie nach Superponierung der Röntgenbilder über die stabilen Strukturen desUnterkiefers gemessen. Für die Ermittlung der Fazialachsenrotation wurde die Veränderung der Neigung derSPg-Linie (eine Linie von Sella zu Pogonion) nach Superponierung der Röntgenbilderüber die stabilen Strukturen der vorderen Schädelbasis gemessen. Die Untersuchung führte zu folgenden Ergebnissen: Die physiologische Richtung der Fossaverlagerung nach posterior und inferiorveränderte sich vorübergehend durch die Herbst-Behandlung nach anterior undinferior. Kein Unterschied lag zwischen den drei Gesichtstypgruppen vor. Auf-grund der Beschränkungen der Messmethode konnte aber nicht mit Sicherheitfestgestellt werden, ob es sich um eine Fossaverlagerung oder auch um eine Kon-dylusverlagerung innerhalb der Fossa oder auch um eine Kombination beiderVeränderungen handelte. Das Kondyluswachstum und die 'effektive' Kiefergelenksveränderung warennach superior und posterior gerichtet. Die Ver anderungen während und nachder Behandlung waren bei den hyperdivergenten mehr nach posterior gerichtetals bei den hypodivergenten Probanden. Das Ausmass der Veränderungen warin den drei Gesichtstypgruppen vergleichbar. Die Kinnveränderung war während allen Untersuchungszeiträumen nach anteri-or und inferior gerichtet. In Bezug auf Richtung und Ausmass der Veränderunggab es keinen Unterschied zwischen den drei Gesichtstypgruppen. Die Unterkieferrotation war während der Behandlung bei den hyperdivergententendenziell mehr nach posterior gerichtet als bei den hypodivergenten Proban-den gerichtet. Nach der Behandlung rotierte der Unterkiefer bei den hypodiver-genten Probanden nach anterior und bei den hyperdivergenten nach posterior. Die Fazialachsenrotation war während und nach der Behandlung nach posteriorgerichtet. Es gab kein Unterschied zwischen den drei Gesichtstypgruppen. Schlussfolgernd konnte festgestellt werden, dass beim Vergleich der hypo- und hy-perdivergenten Herbst-Patienten die günstigen nach posterior gerichteten Kondylus-und 'effektiven' Kiefergelenksveränderungen bei den hyperdivergenten Probandenkeine entsprechende Einwirkung auf die sagittale Kinnposition nach anterior hatten.Die posteriore Unterkieferrotation bei den hyperdivergenten Probanden wirkte einersagittalen Kinnentwicklung entgegen.


The aim of this study was to determine the amount and direction of TMJ changes(fossa articularis, condyle, 'effective' TMJ changes) as well as their influences on theposition of the chin, the mandibular and facial axis rotation during Herbst-treatmentof Class II-1 malloclusion exhibiting different facial types. The material consisted of 68 subjects (28 girls and 42 boys). According to the mandi-bular plane angle (ML/NSL) the subjects were divided into three facial type groups:normodivergent (n=38), hypodivergent (n=17) and hyperdivergent (n=13). Lateral head films from all subjects were analysed at three different occasions: beforetreatment, after treatment and 5 years after treatment. The changes of different ske-letal measuring points were asssesed in relation to a x/y coordinate system (RL/RLp). To determine the fossa changes a condylar point (Co) was defined and its change wasassesed after superimposition of the roentgenograms on the stable structures on thecranial base. To determine the condylar growth changes the same condylar point (Co) was usedand its change was assesed after superimposition of the roentgenograms on the stablestructures of the mandible. To determine the 'effective' TMJ changes (the sum of (1) the condylar and (2) fossagrowth changes as well as (3) the position changes of the condyle in the fossa) an ar-bitrary condylar point (CoA) was defined on the first roentgenogram and transferedto the others roentgenograms after superimposition of the head films on the stablestructures of the cranial base. Therafter the changes of the CoA point were assesedafter superimposition of the roentgenograms on the stable structures of the mandible.These CoA changes represented the 'effective' TMJ changes. To determine the changes in the chin position an anatomical point (Pg) was definedon the anterior bone structures of the chin and its changes were assesed after supe-rimposition of the roentgenograms on the stable structures of the cranial base. To determine the rotation of the mandible the changes in the inclination of the RLline was assesed after superimposition of the roentgenograms on the stable structuresof the mandible. To determine the rotation of the facial axis the changes of the inclination of the SPgline (a line connecting sella and pogonion) was assesed after superimposition of theroentgenograms on the stable structures of the cranial base. The investigation lead to the following results: During Herbst treatment the physiological displacement of the fossa in posteriorand inferior direction was temporarily changed in an anterior and inferior direc-tion. No differences were found between the three facial type groups. Because ofthe limitations of the analysing method used, it was not possible to assertain, ifthese changes were exclusively a result of fossa changes or also due to changesof the condyle in the fossa or a combination of both. The condylar growth and the 'effective' TMJ changes were directed superiorlyand posteriorly. During and after treatment these changes were directed moreposteriorly in the hyperdivergent group than in the hypodivergent group. Theamount of the changes were comparable in all three groups. The chin position changes were directed anteriorly and inferiorly during thewhole examination period. The amount and direction of the changes were com-parable in all three facial type groups. During treatment the rotation of the mandible was directed more posteriorlyin the hyperdivergent group than in the hypodivergent group. After treatmentthe mandible rotated posteriorly in the hyperdivergent group and anteriorly inthe hypodivergent group. Facial axis rotation during and after treatment was directed posteriorly. Theamount and direction of the changes were comparable in all three facial typegroups. In conclusion it was found that when comparing hyper- and hypodivergent subjects,the favourable posteriorly directed growth changes of the condyle and the 'effective'TMJ changes in the hyperdivergent subjects had no corresponding influence on thedevelopment of the chin in anterior direction. The posterior rotation of the mandiblein the hyperdivergent subjects counteracted a sagittal development of the chin.

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