Ergebnisse und Vorhersagemerkmale einer stationären psychodynamischen Kurzzeit-Therapie

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2006

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Zusammenfassung

Bisher liegen keine fundierten klinischen Studien zur Effektivität stationärer psychodynamischer Kurzzeit-Therapie (KZT) vor. Mögliche Einflussfaktoren auf das langfristige Therapieergebnis wie die Dauer einer stationären Psychotherapie, ambulante Nachbehandlungen oder Ereignisse im Katamnesezeitraum fanden bisher wenig Beachtung. Die Katamnesezeiträume beschränkten sich in bisherigen Studien zumeist auf sechs bis 12 Monate. In dieser Studie wurden erstmals die kurz- und langfristigen Ergebnisse einer stationären psychodynamischen KZT über drei Jahre mit insgesamt vier Messzeitpunkten erhoben und mit denen einer stationären Langzeit-Therapie (LZT) verglichen. Dies ermöglicht die Prüfung der langfristigen Stabilität des Therapieerfolges. Als Einflussvariablen wurden Krankheits- und interpersonale Merkmale bei Aufnahme, ambulante Nachbehandlungen und Ereignisse im Katamnesezeitraum auf ihren Zusammenhang zum Therapieerfolg getestet. Zusammenfassend waren die kurz- und langfristigen Effekte einer stationären psychodynamischen KZT vergleichbar mit den Effekten einer stationären LZT. Die Effektstärken lagen im mittleren und oberen Bereich zwischen .95 und 1.17 in der KZT und zwischen .43 und .86 in der LZT. Erfreulich war die hohe Stabilität des Therapieerfolges über drei Jahre nach Entlassung. Die KZT erscheint der LZT leicht überlegen. Man muss jedoch berücksichtigen, dass es sich bei den KZT-Patienten um weniger komplexe und chronifizierte Störungen handelte. Es ließen sich eindeutige Vorhersagemerkmale für das langfristige Therapieergebnis finden. Negative Prädiktoren waren eine lange Erkrankungsdauer, maladaptive Beziehungs- und Kommunikationsmuster, negative berufliche Veränderungen im Katamnesezeitraum, sowie das Fehlen einer vertrauten Person. Durch diese Variablen ließen sich 47% der Varianz aufklären. Explorative Auswertungen deuteten darauf hin, dass diejenigen Studien-Teilnehmer mit interpersonalen Problemen und dysfunktionalen Objektbeziehungen auch eher negative berufliche Veränderungen erlebten und seltener eine vertraute Person hatten. Patienten der KZT nahmen ebenso viel ambulante Nachbehandlung in Anspruch wie Patienten der LZT. Die Inanspruchnahme ließ sich jedoch nicht durch das psychologische Funktionsniveau vor Aufnahme vorhersagen und hatte keinen Einfluss auf das langfristige Therapieergebnis. Die Studie lieferte Hinweise auf mögliche differentielle Zuweisungskriterien zu stationärer KZT und LZT, die in künftigen Studien überprüft werden sollten. Die Bedeutung interpersonaler Merkmale für den Behandlungserfolg wurde unterstrichen. Da ein Teil des langfristigen Therapieerfolges mit Ereignissen im Katamnesezeitraum zusammenhing, sollten in zukünftigen Studien auch Ereignisse nach Entlassung bei der Wirksamkeitsbeurteilung berücksichtigt werden. Weitere Forschung ist zur Inanspruchnahme ambulanter Nachsorge nötig.


So far no substantial clinical studies on the effectiveness of inpatient psychodynamic short-term therapy exist. Potential determinants of long-term therapy outcomes like treatment duration, aftercare, and life events in the follow-up period have not found appropriate attention. In previous studies, follow-up periods have been limited to six to 12 months. For the first time in the present study short- and long-term effects of inpatient psychodynamic short-term therapy have been followed over three years at four different time points. These are compared to a long-term treatment. This study allow to tests the long-time stability of therapy outcomes. The impact of disease-related and interpersonal characteristics, and aftercare and life events in the follow-up period on therapy outcomes was also assessed. In summary, short- and long-term effects of inpatient psychodynamic short-term therapy were comparable to the effects of long-term therapy. For short- and long-term therapy the effect sizes were middle to high ranging between .95 and 1.17 and .43 and .86, respectively. We found a high stability of the treatment outcomes up to three years following discharge. Short-term therapy seemed to be more effective than long-term therapy. However, patients with short-term therapy had less complex and more acute courses of disease. We found clear predictors for the long-term therapy outcome. Negative predictors included long duration of disease, maladaptive relation and communication patterns, negative vocational changes at follow-up, and the lack of a confidant. By these variables, 47% of the variance could be explained. Explorative analysis showed that patients with interpersonal problems and dysfunctional object relations have experienced more negative vocational changes and a lack confidants. Patients with short-term therapy used aftercare as frequently as patients with long-term therapy. The use of aftercare could be not predicted by the functional level before intake and did not influence the long-term outcomes.This study points to differential allocation criteria to short-term and to long-term therapy. This should be checked in future studies. The influence of interpersonal characteristics on therapy outcome was underlined. As the long-term therapy outcomes were partly connected to events in the follow-up period, this factor should be included in the discussion of therapy outcomes in future studies. Further investigations on the utilisation of aftercare are needed.

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