Minderung der Formaldehydbelastung im anatomischen Praktikum am Beispiel Humanmedizin der Universität Gießen durch Präparation mit Infutrace und strömungstechnischer Optimierung der Lüftungsanlage im Bereich der Atemluftversorgung von Studenten und Lehrenden am Präparationstisch : Schwerpunkt sind die immissionsmindernden Faktoren

Datum

2018

Autor:innen

Betreuer/Gutachter

Weitere Beteiligte

Herausgeber

Zeitschriftentitel

ISSN der Zeitschrift

Bandtitel

Verlag

Zusammenfassung

Für die Anatomiesäle der Justus-Liebig-Universität sollte eine Lösung erarbeitet werden, welche die Formaldehydbelastung in der Atemluft unter die Arbeitsplatzgrenzwerte oder besser unter den 25 %igen Stoffindex senkt.Ausgehend von der ursprünglichen Situation mit mehrfacher Überschreitung dieser Grenzwerte wurden Methoden gesucht und auch gefunden, die hierfür in Frage kommen.Eine übliche Vorgehensweise, den Luftschadstoff Formaldehyd mittels direkt abgesaugter Tische als einen ersten Schritt zu minimieren war, in den Präparationshallen nicht umsetzbar.Über Betrachtungen der Luftströmungen im persönlichen Atembereich wurden Lösun- gen gefunden, die hier vorliegende Anreicherung mit Formaldehyd über den Spenderkörper zu minimieren. Hierbei spielt der durch Körpertemperatur entstehende Luftauftrieb eine große Rolle. Aufgrund in den Präparationshallen vorherrschenden kühlen Temperaturen steigt wegen der warmen Haut- oder Kleidungsoberfläche Luft an den Personen vom Boden entlang des Körpers auf. In den meisten Fällen werden Präparationshallen mittels Mischlüftung gelüftet. Hierbei ist die Formaldehydverteilung in der Hallenluft überall in der Halle ähnlich. Das bedeutet, abseits der Präparationstische entspricht die am Körper aufsteigende Luft etwa der Luftqualität der gesamten Halle. Aufgrund von etwa achtfachem Luftwechsel pro Stunde in der Präparationshalle sind die Messungen abseits vom Präparationstisch in den meisten Fällen nicht problembehaftet.Für die am Präparationstisch stehenden Personen reichert sich die aufsteigende Hallenluft mit den Formaldehydemissionen des auf dem Tisch liegenden Körperspenders an. Durch weiteres Aufsteigen in den persönlichen Atembereich der am Tisch stehenden Personen wird diese Luft zur Atemluft der Personengruppe.Es wurde gezeigt, dass es mittels einer hierfür entwickelten und optimierten Düsenblasanlage möglich ist, die aufsteigenden Luftströme im Bereich des persönlichen Atembereiches weitestgehend zu unterdrücken. Weiterhin mit der über dem Tisch nach unten fließenden Luftmenge den Spenderkörper zu umspülen und so die Formaldehydemission des Körpers stark zu verdünnen. Über dieses Prinzip ist es möglich, Formaldehydreduzierungen im persönlichen Atembereich von -53 % bis -74 % zu erreichen. Das hier vorgestellte System ist in vielen Fällen in der Lage die AGW einzuhalten. Weiterhin wurde eine deutliche Annäherung der Einzelmesswerte am Präparationstisch bei Verwendung dieses Systems festgestellt. Lagen zu Beginn der Messungen Unterschiede an einem Tisch teilweise bei über 200 %, so vergleichmäßigten sich diese auf geringe Unterschiede in einem Bereich von kleiner als 25 %. Mit kleinen Abweichungen der Messergebnisse an einem Tisch, wurde eine weitere Sicherheit der Methode erreicht. Gleiche Arbeiten am Tisch bringen gleiche Messergebnisse.Um einen möglichst großen Sicherheitsabstand zum AGW zu erhalten, wurden die Spenderkörper parallel mittels Infurtrace -Unterspritzung vorbereitet.Auch über diese Methode wurde eine deutliche Herabsetzung der Formaldehydbelas- tung der Atemluft erreicht.Die Kombination beider Methoden ergibt für den Anwender aber auch für den Präparationssaalverantwortlichen eine rechtliche Sicherheit sowie den nötigen deutlichen Abstand zum derzeit bestehenden Grenzwerten. Anfangs gemessene Formaldehydwerte von über 2 mg/m3 konnten sicher unter den bestehenden Arbeitsplatzgrenzwert sowie den 25 %igen Stoffindex für Formaldehyd gesenkt werden.


For legal reasons the pollution with formaldehyde emitted by body donors of the ambient air as well as of the breathing air in the gross anatomy lab of the Justus-Liebig-University had to reduced below the occupational exposure limits and below 25 % of the so called Stoffindex. As the permissive emission level had been reduced to 0.37 mg/m3 both limits were exceeded. A new method had to be developped to solve this problem. A common approach to minimize the formaldehyde air pollution is the use of directly exhausted tables. Due to architectonical prerequisites such a system was not applicable to the gross anatomical lab. Taking into account the air currents in the personal breathing area, solutions have been developped to minimize the accumulation of formaldehyde over the donor body. Each person standing at the dissection table enhances the thermal uplift which plays a major role by inducing formaldehyde polluted air to rise and reach the breathing air zone. The dissection hall is ventilated by a mixing ventilation. Thus, the formaldehyde distribution in the air of the hall is similar throughout the hall. This means that, apart from the area directly around the dissection table, the air rising from the body approximately corre- sponds to the air quality of the entire hall. Due to an air change of about eight times per hour in the dissection hall, the values of formaldehyde concentration in the ambient air between the tables are in no case problematic.For the persons standing on the dissection table, the rising indoor air enriches with the formaldehyde emissions of the body donor lying on the table. By further ascending into the breathing area of the persons standing at the table, this air becomes the respiratory air of these persons. To avoid a high formaldehyde concentraiton in the breathing air a newly constructed nozzle system which directs air on the surface of the dissection table was developped.The results clearly demostrate that the optimized sytem of three long throw nozzles adapted to supply a directed air flow on to the body donor´s surface efficiently suppresses the ascending of emitted formaldehyde. Thus, the personal breathing area almost was kept clean from emitted formaldehyde, which in addition was diluted by the air flow. The emitted formaldehyde is pushed downwards from the table, where it can be removed by the regular exhaust system of the room. This newly developped system makes it possible to reduce formaldehyde in the personal breathing area in the range of -53 % to -74 %. The three long throw nozzle system presented here is in some cases able to just keep the Furthermore, the measured values are reproducible and display nearly no variations in absolute values.To maintain a safe distance to the PEL, the donor bodies were treated with Infurtrace by surface application of an 11 % solution and by multiple injections with a 20 % solution of Infutrace.This method also significantly reduced the respiratory air exposure to formaldehyde.The combination of both methods provides legal security for the students and teachers for keeping the PEL - the occupational exposure limit - and the 25 percent "Stoffindex" of formaldehyde.

Beschreibung

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Erstpublikation in

Sammelband

URI der Erstpublikation

Forschungsdaten

Schriftenreihe

Erstpublikation in

Zitierform