Akute Epididymitis: Chronifizierung, Rezidive und Langzeitauswirkungen auf die Fertilität

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2018

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Die akute Epididymitis, meist durch sexuell übertragbare Erreger oder uropathogene Keime verursacht, ist ein häufig auftretendes Krankheitsbild in der Urologie. Der akute Verlauf geht nicht nur mit starken Schmerzen und enormem Krankheitsgefühl einher, sondern auch mögliche Spätfolgen (Rezidive, Chronifizierung, Infertilität) können Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Patienten haben. Bisher wurden die Folgen der akuten Epididymitis jedoch nicht umfassend untersucht. Für die vorliegende Arbeit erfolgte die Rekrutierung von 228 Patienten (Altersmedian 53 Jahre), die sich zwischen 2007 und 2013 in der urologischen Ambulanz der Uniklinik Gießen mit akuter Epididymitis vorgestellt hatten. Bei Studienbeginn lag die Nebenhodenentzündung mindestens 12 Monate zurück. Es gelang, von 154 Männern den Verlauf der Erkrankung durch den Fragebogen Probleme und Beschwerden nach der Nebenhodenentzündung zu erfassen. Zusätzlich füllten 120 Patienten den Fragebogen Chronic Epididmitis Symptom Index aus. In der Nachuntersuchung wurden Spermiogrammbefunde von 21 Patienten (medianes Follow-Up 61 Monate) erstellt und zusätzlich Blutproben zur Bestimmung der Sexualhormone FSH, LH, freies und Gesamttestosteron genommen. Zur Beurteilung der Fertilität wurden als Surrogatparameter vor allem die Basisparameter Spermatozoenkonzentration, Progressivmotilität und der Anteil normalgeformter Spermatozoen im Ejakulat herangezogen. Aber auch die Funktion von Prostata, Nebenhoden und Bläschendrüse wurde anhand biochemischer Parameter beurteilt. Zusätzlich erfolgte der Nachweis der Inflammationsparameter Granulozyten-Elastase und Peroxidase positive Leukozyten im Ejakulat. Für alle Parameter erfolgte ein Vergleich mit den erhobenen Befunden an Tag 14 und Tag 84 nach akuter Epididymitis. Aufgrund der relativ kleinen Stichprobengröße von 21 Patienten (Gruppe des Langzeit-Follow-Up) erfolgte zusätzlich der Vergleich der bereits vorhandenen Befunde aller rekrutierten Patienten (Gruppe des Kurzzeit-Follow-Up). Ferner wurden Fertilität und eingetretene Schwangerschaften nach akuter Epididymitis erfasst. In der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass es bei keinem der 154 Patienten zu einem Übergang von einer akuten in eine chronische Epididymits kam. Dezente Skrotalbeschwerden sind auch bei gesunden Männern nicht selten und wurden entsprechend auch in der vorliegenden Studie beschrieben. Jedoch sprechen die deutliche Abnahme der Schmerzintensität im Verlauf und die Normalisierung der Entzündungsparameter im Ejakulat gegen die Entwicklung einer chronischen Nebenhodenentzündung. Das Auftreten von Rezidiven nach akuter Nebenhodenentzündung ist möglich und kann nach unseren Ergebnissen mit ca. 11% angegeben werden. Ein begünstigender Faktor für das Auftreten eines Rezidivs konnte nicht identifiziert werden. Es konnte gezeigt werden, dass es nach leitliniengerechter antibiotischer Therapie zwar initial in der Frühphase nach akuter Epididymitis zur Beeinträchtigung der Ejakulatparameter, im Verlauf jedoch zur Verbesserung der Spermienparameter und zum Erhalt der Fertilität kommt. Eine epididymale Obstruktion bzw. eine Beeinträchtigung der Nebenhodenfunktion als Folge der akuten Epididymitis ist aufgrund der erhobenen Sexualhormonbefunde wahrscheinlich. Eine langfristige Schädigung des Hodenparenchyms bestätigte sich jedoch nicht. Erstmalig konnte gezeigt werden, dass keiner der Studienpatienten eine klinische Infertilität (unerfüllter Kinderwunsch über einen Zeitraum von 12 Monaten hinaus) aufwies.


Acute Epididymitis is a common urological disease pattern, which is often caused by sexually transmitted or uropathogenic bacteria. Not only is the course of disease accompanied by violent pain and sickness, but also potentially occuring longlasting consequences, such as chronic pain and inflammation, relapses of the epididymitis and infertility can influence the physical and mental health of the affected person. Nevertheless, research on longterm consequences of acute epididymitis is incomprehensive.For this study we recruited 228 men (median of age 53 years) who were examined for acute epididymitis in the urological departement of the university hospital in Gießen between 2007 and 2013. Patients were included in the clinical study as far as at least 12 months had past since the onset of acute epididymitis. Furthermore, we succeeded to document the course of disease in 154 men by the questionnaire Probleme und Beschwerden nach der Nebenhodenentzündung . In addition 120 patients completed the Chronic Epididmitis Symptom Index questionnaire.During the Longterm-Follow-Up a semen analysis was done for 21 patients (median Follow-Up 61 months) and blood samples for investigations on the sex hormones FSH, LH and Testosteron were taken. For evaluating male fertility after acute epididymitis we used as surrogates the basic parameters concentration, progressive motility and percentage of physiologically shaped spermatozoa in the ejaculate. Beyond that we evaluated the function of prostate, epididymis and seminal vesicles. Additionally, the inflammation parameters elastase of granulocytes and peroxidase postive leukocytes were measured. Every result of each parameter was compared to previous analyses which were done 14 and 84 days after the onset of acute epididymitis. Since only a fairly small number of 21 men participated in the investigation during the Longterm-Follow- Up (group of Longterm-Follow-Up), we also compared the collected results of analyses which were taken 14 and 84 days after acute epididymitis of all recruited patients (group of Shortterm-Follow-Up). Moreover informations about fertility and occured pregnancies after acute epididymitis were collected.In this study we were able to show that chronification of epididymitis did not occur in any of the 154 cases. Nevertheless slight scrotal discomfort is common even in healthy men and was also present in this study. However the obvious reduction of pain intensity and decreasing inflammatory parameters in the semen count against the development of a chronic epididymitis. Considering our results recurrences of acute epididymitis approximately occur in 11% of the cases. We were not able to reveal any predicting factors that may influence the possibility of suffering from recurrent epididymitis. We succeeded to provide evidence that in those cases guidelines on antibiotic treatment of acute epididymitis were followed male fertility was preserved. Although initally semen quality was impaired we were able to demonstrate a significant improvement in the course. An obstruction of the epididymal ducts or an impairment of the epididymal tissue function as a result of acute epididymitis are assumable as indicated by the collected data of sex hormones. However a longterm damage of testicular tissue appears less likely. For the first time, the study could demonstrate that no study participant complained of post- inflammatory infertility.

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