Der Einfluss von Blickrichtungsreizen auf die Aufmerksamkeitsausrichtung bei Schizophrenie

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2021

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Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich mit der Untersuchung der Aufmerksamkeitsausrichtung bei Schizophrenie unter Verwendung des Gaze-Cueing Paradigmas. Aufgrund des gewählten Studiendesigns konnte für die Schizophrenie Patienten ein signifikanter Cueing-Effekt bei den zum Vergleich verwendeten symbolischen Hinweisreizen nachgewiesen werden. Dieser bei der langen SOA von 800 ms registrierte Effekt, war bei den Erkrankten Probanden sogar stärker ausgeprägt, als bei der Gesunden Kontrollgruppe. Bei einer Analyse innerhalb der Gruppe der Schizophrenie Patienten, zeigten die gemessen am niedrigen Gesamtwert des PANSS eher weniger schwer erkrankten Probanden, einen abermals stärkeren Kongruenzeffekt für die nicht sozialen Hinweisreize, wobei er in diesem Fall bei der kurzen SOA von 100 ms auftrat. Des Weiteren ergab diese Auswertung andere signifikante Effekte, welche vergleichbar sind mit denen der Gesunden für beide SOA Zeiten. Ungeachtet der durchweg langsameren Reaktionszeiten, deuten die Verhaltensdaten der Erkrankten somit bereits in eine sowohl für soziale, als auch vor allem und eindeutig für nicht soziale Hinweisreize, vorhandenen Hypersensitivität bei Schizophrenie. Während kongruente symbolische Cues relativ schnell und vor allem effektiver als von den Gesunden verarbeitet worden sind, fiel es den Patienten bei der Wahrnehmung von Gesichtern schwer den relevanten Informationsgehalt zu extrahieren. Außerdem hatten sie Schwierigkeiten darin sich von diesen sozialen Abbildungen wieder zu lösen, um ihre Aufmerksamkeit neu auszurichten. Diese Beobachtung hat somit Züge sowohl einer Hypo-, als auch einer Hypersensitivität für Blickhinweisreize. Unterstützung finden diese Behauptungen durch die während des Experiments erfolgte funktionelle MRT-Bildgebung, welche obendrein die bisherige Annahme bestärkt, dass es ein für beide Reizarten gemeinsames Netzwerk gibt, welches durch spezifische Areale für die Verarbeitung sozialer Stimuli komplementiert wird. Im Vergleich zu den Gesunden zeigten die Patienten dort im Kontrast soziale gegen nicht soziale Hinweisreize nämlich ein insgesamt komprimiert erscheinendes Aktivierungsmuster. In den vergleichbaren Hirnregionen war die Aktivität dabei zwar meistens geringer als bei den Gesunden, jedoch in einigen Arealen durchaus stärker ausgeprägt. Der Gyrus Fusiformis, als eine Kernregion der sozialen Kognition, war bei den Patienten vollkommen unauffällig und bestach im Gegenteil, wie bei den Gesunden, sogar durch eine hohe Anzahl überschwelliger T-Werte. Im Sinne des Konzepts einer neuronalen Fehlschaltung sieht es allerdings danach aus, dass aufgrund der jedoch insgesamt verminderten Aktivität für soziale Reize ein Unvermögen besteht zusätzliche und für das soziale Funktionsniveau entscheidende Areale zu rekrutieren. Diese Hirnregionen werden bei den Erkrankten stattdessen für andere Aufgaben eingesetzt, welche nicht mit der sozialen Kognition in Verbindung stehen. Der Gruppenvergleich für den Kontrast nicht soziale gegen soziale Hinweisreize ergab nämlich indes ein in jeder Hinsicht konträres Bild, sodass bei den Patienten von einer zu den Gesunden deutlich verschiedenen und auffällig starken Hirnaktivität bei der Verarbeitung von symbolischen Hinweisreizen gesprochen werden kann. Die Erkrankten zeigten darüber hinaus Aktivität in solchen Arealen, die bei der gesunden Kontrollgruppe gänzlich nicht aufgefallen waren, jedoch in der Literatur durchaus im Zusammenhang mit Theory of Mind genannt werden. Aufgrund dessen ergibt sich der Gesamteindruck, dass bei den Schizophrenie Patienten gewisse Gehirnregionen, welche eigentlich für soziale Kognition genutzt werden, ihren angedachten Aufgaben nicht mehr nachkommen und diese kognitiven Ressourcen aber stattdessen für nicht soziale Verarbeitungsvorgänge rekrutiert werden. Zwar kann eine pauschale und finale Aussage über eine bei Schizophrenie vorhandene Hypo-, oder Hypersensitivität aufgrund der sehr differenzierten Ergebnisse nicht getätigt werden, jedoch ist die Reizverarbeitung insgesamt eindeutig von der der Gesunden zu unterscheiden und somit verändert. In Übereinstimmung mit der jüngsten Literatur spricht die vorliegende Arbeit somit für eine bei Schizophrenie vorhandene Diskonnektivitätsstörung, im Sinne einer neuronalen Schaltkreisstörung, unter Benachteiligung sozial-kognitiver Vorgänge und zugunsten der Verarbeitung abstrakter Aufgabenstellungen.

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