conditio humana : Beiträge zum Verlust von Welt und Leib

Unser Vorhaben:
Wir wollen uns nicht dem Zwang zur Positivität beugen. Kritik gerät heute ohne Verzögerung unter Verdacht, kaum dass sie ausgesprochen ist. Sie sei Bremsklotz und Hindernis auf dem Weg in die Zukunft. Wo – so heißt es – bleibt das Konstruktive? Niemand könne das Rad der Geschichte zurückdrehen – mit dieser flachen Floskel soll verhindert werden, dass die Unterwerfung unserer Lebenswelt und unseres Leibes unter die Logik der Betriebswirtschaft aufgedeckt werden kann. Wer dann noch nicht den Mund hält, wird mit dem Romantizismus-Vorwurf zum Schweigen gebracht. Die Themen, die uns gegenwärtig beschäftigen, reichen von der Demenz bis zur Depression, vom Saatgut in kleinbäuerlicher Landwirtschaft Namibias und Tansanias bis zur Frage nach einer kulturvergleichenden Perspektive auf die Lebenslagen von Lebenslagen von "vulnerable children" in afrikanischen und europäischen Gesellschaften. Dabei zeigt sich, dass die Gefährdungen der Lebenswelt und der Körper, der Ruin normaler Alltagsbedingungen, der systematische Entzug des Eigenen und des Zwischenmenschlichen alle diese Themenbereiche verbindet. Auch ist allenthalben zu erkennen, dass nicht die Pathologie der Gesellschaft zum Thema gemacht wird, sondern der Einzelne pathologisiert wird: Er ist – zum Beispiel – "nicht modernisierungsbereit", deshalb mit Nahrungsmitteln schlecht versorgt. Den Prozess der schleichenden Unterminierung der Lebensbedingungen, die Souveränität, Freiheit und Glück ermöglichen würden, versuchen wir ins Auge zu fassen. Das schließt die Frage ein, wie wir dem ökonomischen Tsunami wieder ein Stück bewohnbares Land abtrotzen können. Und das – so vermuten wir – hat etwas mit Selbstbegrenzung zu tun.

Hrsg.: Reimer Gronemeyer, Jonas Metzger, Andrea Newerla

URN: urn:nbn:de:hebis:26-opus-105144

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