Zum extraktivistischen Umgang mit Ressourcenreichtum in Postbürgerkriegsländern Lateinamerikas : Konflikte um Gold in Peru und Kolumbien

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2020

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Das seit 2016 offiziell im Frieden befindliche Kolumbien steht nach Unterschreibung des Friedensvertrages vor der Herausforderung, eine Postbürgerkriegsgesellschaft aufzubauen. Ein essentieller, aber im Friedensvertrag wenig diskutierter Bereich ist der Umgang mit dem natürlichen Ressourcenreichtum des Landes. Abgeleitet von den Erkenntnissen aus Peru und den Ansätzen des Environmental Peacebuilding wird in der vorliegenden Arbeit untersucht, welchen Einfluss hochpreisige natürliche Ressourcen auf die jeweiligen bewaffneten Konflikte hatten und wie sich deren Nutzung in der Friedenszeit wandelte. Für die untersuchten Fälle nimmt Gold einen zentralen Stellenwert ein, da es während des Konflikts zu dessen Finanzierung und somit zu seiner Verlängerung beitrug. Die Vorstellungen, welche Rolle Gold in einem friedlichen Kolumbien einnehmen soll, divergieren stark zwischen zentralstaatlicher Seite, die ein extraktivistisches Modell propagiert, und lokalen Stimmen, welche die Nicht-Förderung fordern. Die aus den unterschiedlichen Vorstellungen resultierenden Konflikte werden in der vorliegenden Arbeit beschrieben. Im Gegensatz zu anderen Studien liegt der Fokus zum einen auf der subnationalen Untersuchung von Ressourcenausbeutung und Bürgerkrieg bzw. Postbürgerkrieg, zum anderen auf der nach Abbauart differenzierten Betrachtung.Die vorliegende Untersuchung zeigt anhand von qualitativen und quantitativen Daten, welche Wechselwirkungen zwischen Goldabbau und dem bewaffneten Konflikt sowie der Friedenszeit in Bezug auf die handwerkliche, legale und illegal Förderung bestehen und mit welchen kleinskaligen Konflikten dies einhergeht. Die Analyse des Zusammenhangs von Goldabbau und Gewalt gibt somit Aufschluss über die Voraussetzungen für einen friedensstiftenden Umgang mit Ressourcenreichtum. Die Ergebnisse zeigen des Weiteren, dass die Untersuchung zur Ausweitung des illegalen Bergbaus den gemeinhin als normativ angenommenen Zusammenhang zwischen Bürgerkrieg und illegaler Förderung in Frage stellt. Illegaler Bergbau scheint vielmehr eine vom Staat geduldete Praxis zu sein, die mit vielfältigen Umweltschädigungen einhergeht und die Bewaffnung von Gewaltakteuren bedingt. Legale Ressourcenförderung wird nach Beendigung des Konflikts als Strategie der Friedensfinanzierung verstanden, führt jedoch zu einer Reihe von negativen Aspekten, die als "Bergbaufluch" bezeichnet werden können. Dazu gehören auch eine neue Welle an kleinskaligen Umweltkonflikten, die einem positiven Frieden langfristig im Wege stehen. Insgesamt zeichnet sich dabei ab, dass die Bedeutung von Ressourcen nicht mit einem geodeterministischen Ressourcenfluchmodell zu erklären ist, weshalb im Rahmen dieser Arbeit ein Modell entwickelt wird, das den Einfluss von Ressourcenreichtum auf den Postkonflikt beschreiben kann.


Officially Colombia finds itself at peace since 2016, yet it is faced with the challenge of building a post-civil war society after signing the peace treaty. An essential but little discussed issue in the peace treaty, is the handling of the country´s natural resource abundance. Deriving from the findings from Peru and the approaches of Environmental Peaceuilding, this study examines the impact of high value natural resources on armed conflicts and how their imagined use changed during peacetime. For the Colombian case, gold takes a central place in the finance of the war, as it contributed to the conflict during. The ideas about the role gold should play in a peaceful Colombia diverge strongly between the central government, which promotes an extractivist model, and local voices, calling for non-extraction. The conflicts resulting from these divergent ideas are described in this paper. In contrast to other studies, the focus lays on the investigation of resource exploitation and civil war or post-civil war on a subnational level and is furtherore differentiated by the type of extraction.This study uses qualitative and quantitative data to show the interactions between gold mining and armed conflict and peacetime in terms of artisanal, legal, and illegal mining, and the associated conflicts. The analysis of the relationship between gold mining and violence sheds light on the preconditions for a peacebuilding approach in resource abundant areas. The results on the expansion of illegal mining questions the assumption that civil war and illegal mining are inherently connected. In contrary, illegal mining appears to be a practice condoned by the state, that is associated with multiple environmental harms creating conditions for arming violent actors. On the other hand, the legal resource extraction which is understood as a peace financing strategy after the end of a civil war, it also leads to a number of negative aspects that can be described as a "mining curse". These include a new wave of small-scale environmental conflicts that stand in the way of a long term positive peace. Overall, the importance of resources on conflict or post-conflict cannot be explained by a geodeterministic resource curse model, so that in this thesis an explanatory model that describes the influence of resource abundance on post-conflict is developed.

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