Kauflächenwinkel equiner Schneide- und Backenzähne : computergestützte Messungen an detailgetreuen, anatomischen 3D-Modellen

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2017

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Verschiedene Studien beschäftigten sich mit dem physiologischen Kauflächenwinkel des Pferdes. Vermessen wurden entweder einzelne Backenzähne oder aber die gesamte Backenzahnarkade. Kauflächenwinkelmessungen an den Schneidezähnen bezogen sich immer auf die gesamte Zahnreihe. Ralston et al. (2001) und Carmalt et al. (2005) bestimmten die okklusolingualen Kauflächenwinkel von Zahn 307 bzw. 406 mithilfe einer faltbaren Metallplatte. Die Ergebnisse lagen zwischen 10° und 18° bzw. bei 10,61°. Rucker (2004), Carmalt (2004) und Carmalt et al. (2005) bestimmten die Kauflächenwinkel der gesamten Backenzahnarkade durch die indirekte Schneidezahnseperationstechnik mit Winkeln von 10° bis 15° bzw. 6,3° bis 19°. Brown et al. (2008) bestimmten die okklusolingualen Kauflächenwinkel jedes einzelnen Backenzahns mit Hilfe eines biegsamen Drahtes und erhielten Werte von 11,8° bis 19,1° im Oberkiefer und 18,4° bis 31,5° im Unterkiefer. Für die Bestimmung der Winkel der Schneidezahnkauflächen werden der Transversalwinkel und der Sagittalwinkel benannt. In der Literatur ist allgemein anerkannt, dass der Transversalwinkel einen annähernden 90° Winkel bilden soll. Über den physiologischen Wert des Sagittalwinkels gibt es kontroverse Meinungen. Alle vorliegenden Studien wurden am lebenden sedierten Tier oder am anatomischen Präparat durchgeführt, wodurch die Messungen durch Tierbewegungen, die komplexe räumliche Gestalt des Pferdeschädels und den Mangel an reproduzierbaren Referenzpunkten beeinträchtigt werden konnten. Ziel dieser Studie war deshalb eine Methode zu entwickeln, die die obengenannten Schwierigkeiten bewältigt, um eine Kauflächenwinkelmessung jedes einzelnen Zahnes im Kiefer von hoher Präzision zu ermöglichen. Für die Untersuchung wurden CT-Schnittbilder zu 3-dimensionalen Modellen konstruiert. Dadurch war es möglich, sehr exakte Messungen der Kauflächenwinkel aller Zähne durchzuführen. Die Winkelmessungen waren aufgrund der verwendeten festen Referenzpunkte auf alle Schädel übertragbar und die ermittelten Winkel konnten gut miteinander verglichen werden. Durch die Verwendung von festen Referenzpunkten am Schädel wurde erstmals ein Zusammenhang zwischen den Kauflächenwinkeln der Zähne und den relevanten Strukturen des Kauapparates hergestellt. Es hat sich gezeigt, dass eine Kauflächenwinkelmessung jedes einzelnen Zahns notwendig ist (Brown et al., 2008) und Untersuchungen an nur einem Zahn (Ralston et al., 2001; Carmalt et al., 2005) oder mit Hilfe der Schneidezahnseperationstechnik (Rucker, 2004; Carmalt, 2004) nur von geringer Aussagekraft sind. Wie von Brown et al. (2008) bereits gezeigt wurde, findet ein Anstieg der Kauflächenwinkel der Backenzähne von rostral nach kaudal statt. Die von Brown et al. (2008) beschriebene Asymmetrie zwischen Ober- und Unterkieferbackenzähnen konnten nicht bestätigt werden, wohl aber eine Rechts-Links-Asymmetrie.Der normale Transversalwinkel der Schneidezähne wird allgemein als 90°-Winkel zur Medianebene angegeben. In unseren Messungen konnten wir Abweichungen von diesem Winkel von durchschnittlich 6,8° feststellen. Zusätzlich konnte ein signifikant steilerer Sagittalwinkel der Unterkieferschneidezähne, im Gegensatz zu den Oberkieferschneidezähnen, nachgewiesen werden. Bisherige Messungen der Sagittalwinkel der Schneidezähne von Allen (2008) und Rucker (2004) nahmen Bezug auf die Unterkieferlade bzw. die Crista facialis. Um einen Vergleich mit den bisherigen Messungen zu ermöglichen, wurden weiterführende Messungen an den genannten Referenzpunkten durchgeführt. Im Gegensatz zu Messungen von Allen (2008) und Rucker (2004) wurden hier im Unterkiefer deutlich steilere und im Oberkiefer flachere Winkel gemessen. Die Unterkieferlade eignet sich in der praktischen Arbeit gut zur Orientierung und Sagittalwinkel der Unterkieferschneidezähne von 21° bis 26° können als physiologisch angesehen werden.Weiterhin zeigte sich in den Untersuchungen, dass die Winkel der Schneide- als auch der Backenzähne im Ober- und Unterkiefer voneinander abhängig sind. Aus der Literatur ist bereits bekannt, dass der Kauvorgang und das zur Verfügung stehende abrasive Material einen wesentlichen Einfluss auf den Kauflächenwinkel haben. Schmerzhafte sowohl Zahn- und Kiefergelenkserkrankungen, als auch Frakturen und Missbildungen der Kiefer, können deshalb Einfluss auf die Kauflächenwinkelung von Backen- und Schneidezähnen nehmen. Die hier vorgestellten Werte für die Winkelung der equinen Kauflächen sind aufgrund der präzisen Messtechnik sehr akkurat. Eine weiterführende Untersuchung mithilfe der vorgestellten Technik, mit einem größeren Probenumfang, sowie der genaueren Betrachtung der Altersunterschiede, wäre interessant. Die Untersuchung der Winkelung des Milchgebisses bzw. die Winkelung von noch nicht in Reibung befindlichen Zähnen könnte zusätzlich Aufschluss über die genaue Entstehung der Kauflächenwinkelung geben.

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