Untersuchungen zum Temperament von Dt. Angus und Dt. Fleckvieh Rindern sowie deren reziproken Kreuzung anhand verschiedener Testverfahren unter besonderer Berücksichtigung von Kreuzungseffekten

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2009

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Ziel der vorliegenden Arbeit war es, bei der Kreuzung der Fleischrinderrassen Dt. Angus und Dt. Fleckvieh die Auswirkungen auf Merkmale des Temperaments zu prüfen, wobei insbesondere das Auftreten von Heterosis- und Stellungseffekten berücksichtigt werden sollte.Die Untersuchungen wurde in den Jahren 2003 und 2004 mit 459 Nachkommen der Mutterkuhherde des Lehr- und Versuchbetriebes Rudlos durchgeführt. Hierfür waren in der Decksaison 2002 137 Dt. Angus (DA) Kühe und 123 Dt. Fleckvieh (DFV) Kühe sowohl in Reinzucht als auch in Kreuzung angepaart worden. In der Decksaison 2003 wurden wiederum Reinzucht- als auch Kreuzungsanpaarungen mit 131 Dt. Angus Kühen und 134 Dt. Fleckvieh Kühen vorgenommen.Es kamen fünf Dt. Angus Bullen und 7 Dt. Fleckviehbullen zum Einsatz. Schlussendlich konnten aus diesen Anpaarungen 44 Dt. Angus Reinzuchtkälber, 97 Dt. Fleckvieh Reinzuchtkälber und 127 Kreuzungskälber der Anpaarung DA x DFV sowie 191 Kreuzungskälber der Anpaarung DFV x DA in den Testverfahren untersucht werden.Zur Einschätzung des Temperaments kamen in beiden Jahren zwei Testverfahren zur Anwendung, der Anbindetest im Alter von 5 Wochen und der Separier- und Rückhaltetest im Alter von 7 ½ Monaten, zwei Wochen nach dem Absetzen. Der Wiegetest wurde im Jahr 2004 im Anschluss an den Separier- und Rückhaltetest durchgeführt. Die annähernd normal verteilten Merkmale zur Charakterisierung des Temperaments der drei Testverfahren wurden einer univariaten Varianzanalyse unterzogen. Die nicht normal verteilten Merkmale (Lautäußerungen, Harn- und Kotabsatz, Hinfallen der Kälber beim Anbindetest, Separiererfolg und Aggressivität beim Handling) wurden mittels Chi-Quadrat Test bzw. Fisher´s Exact Test ausgewertet. Dabei wurde sowohl der Einfluss des Genotyps als auch der des Geschlechts getrennt geprüft. Der Einfluss der fixen Effekte auf diese Merkmale wurde mittels der GLIMIX Prozedur des Programmpakets SAS 8.1 untersucht.Kälber und Absetzer der Rasse Dt. Fleckvieh (n = 97) zeigten sich in allen Testverfahren unruhiger und schwieriger im Umgang als Tiere der Rasse Dt. Angus (n = 44). Weibliche Tiere (n = 232) reagierten unruhiger auf die Fixation im Anbindetest und waren ebenfalls im Separier- und Rückhaltetest schwieriger zu handeln als männliche Tiere (n = 227). Die Ergebnisse zeigen, dass bei keinem der erfassten Merkmale des Temperaments im Anbinde-, Wiege-, Separier- und Rückhaltetest signifikante Heterosiseffekte auftraten. Die geschätzten Heterosiseffekte reichten von - 13,1% bis + 13,2%, wobei sich die Kreuzungskälber im Anbindetest und Wiegetest tendenziell unruhiger zeigten als die Reinzuchtkälber. Im Separier- und Rückhaltetest konnte keine einheitliche Richtung hinsichtlich der Heterosiseffekte festgestellt werden; die Kreuzungstiere erhielten tendenziell höhere Scores als Reinzuchttiere, zeigten aber in der Tendenz eine geringere Bewegungsaktivität bzw. ließen sich schneller von der Gruppe separieren sowie schneller in der Ecke zurückhalten. Unterschiede zwischen den reziproken Kreuzungen, sog. Stellungeffekte, traten bei drei Merkmalen (Laufen ohne Person, Score Vorhandling, Score Handling) des Rückhaltetests in signifikantem Maße auf. Die Kreuzungskälber ähnelten dabei den Reinzuchtkälbern der jeweiligen Vaterrasse, was als Hinweis auf paternale Effekte gewertet werden kann.Von den untersuchten Umweltfaktoren (Haltung beim Anbindetest, Testjahr, Umgebungstemperatur bei Testdurchführung) zeigte die Haltung (Stall, Weide) beim Anbindetest, die in Verbindung mit der Aufenthaltsdauer der Tiere im Stall stand, einen deutlichen Einfluss auf die Ergebnisse im Separier- und Rückhaltetest. Tiere, die im Stall dem Anbindetest unterzogen worden waren und somit mehr als fünf Wochen und bis zu vier Monate im Stall verbracht hatten, waren leichter von der Gruppe zu separieren und zeigten sich auch im Rückhaltetest weniger aufgeregt als Tiere, die bereits vor der fünften Lebenswoche auf die Weide kamen.Auch die Umgebungstemperatur bei Testdurchführung beeinflusste das Verhalten der Tiere, wobei sie sich bei höheren Temperaturen ruhiger verhielten, was durch kürzere Bewegungszeiten als auch niedrigere Scores zum Ausdruck kommt.Außerdem wurden zwischen den Testjahren (2003 und 2004) signifikante Unterschiede festgestellt. Die untersuchten Tiere bewegten sich im Jahr 2004 mehr und ihr Verhalten wurde als unruhiger bewertet als im Jahr 2003. Möglicherweise sind dies Auswirkungen von pränatalem Stress.Abschließend lässt sich sagen, dass das Fehlen von signifikanten Heterosiseffekten auf eine additive Vererbung von Merkmalen des Temperaments hinweist. Des Weiteren betonen die Ergebnisse auch die Komplexität der Untersuchung von Verhaltensmerkmalen und die Bedeutung von Umwelteinflüssen an der Ausprägung von Temperament bei Rindern.


The aim of this study was to evaluate the effects of crossbreeding on temperament traits in the reciprocal crosses of two German beef breeds German Angus and German Simmental. Of particular interest was the incidence of heterosis and positional effects.The experiments were conducted in 2003 and 2004 at the Lehr- und Versuchsbetrieb Rudlos with 459 calves. In two consecutive years, a total of 268 German Angus cows and 257 German Simmental cows were mated with five German Angus and seven German Simmental bulls. From these matings 44 German Angus purebreds (GA), 97 German Simmental purebreds (GS), 127 GA x GS crossbreds and 191 GS x GA crossbreds were tested.Two testing procedures were applied in both years, the tethering test at the age of 5 weeks and the separation and restraint test at the age of 7 ½ months, two weeks after weaning. The weighting test was conducted in the year 2004 directly following the separation and restraint test.The normally distributed parameters of temperament in the three testing procedures were analysed using a univariate linear model. The not normally distributed parameters (vocalization, urination, defecation, falling down during the tethering test, separation success and aggressiveness during handling) were analysed by chi-square and fisher´s exact test. The effects of genotype and sex were tested separately. The other fixed effects were also evaluated using the GLIMIX procedure of SAS 8.1.German Simmental calves and weaners (n = 97) were more difficult to handle than German Angus cattle (n = 44) in all tests. Female cattle (n = 232) reacted more nervously to the tethering test and were more difficult to handle during the separation and restraint test than male cattle (n = 227).The results showed that for none of the parameters taken during the three tests significant heterosis effects were existent. The estimated heterosis effects reached from 13,1% to + 13,2%. Crossbred calves showed a tendency to be more agitated than pure bred calves in the tethering test. The parameters in the separation and restraint test showed no consistent tendency. Crossbred weaners received higher scores than pure breds, indicating, they were more agitated. On the other hand, crossbred weaners showed less locomotion, were more easily separated from the group and could be restraint in the corner in a shorter amount of time.Differences between the reciprocal crosses were significant for three parameters in the restraint test (running without person in the before handling period, score before handling and score handling). The crossbreds resembled the purebreds of the sire breed, which indicates the existence of paternal effects.Environmental effects (housing at tethering, ambient temperature, year of testing) also showed significant influences on the behaviour of cattle in the applied testing procedures. The housing conditions at the time of tethering (stable, pasture), which was connected to the time spent indoors, significantly influenced the results of the separation and restraint test. Animals, which had been tethered in the stable (and had spent at least five weeks and up to four months indoors) were easier to separate from the group and less agitated during handling than animals, which had already been at pasture at the time of tethering.The ambient temperature at testing also influenced the behaviour of the cattle. At higher temperatures they showed less locomotion and their behaviour was scored lower, indicating, that they were more quiet.There were significant differences between the two years of testing (2003 and 2004). In 2004 the calves and weaners showed more locomotion and received higher scores than the animals in 2003, which indicates, that they were more nervous. A cause for these effects could be prenatal stress.The absence of significant heterosis effects points out the importance of mainly direct additive genetic effects on temperament traits. The results underline the complexity of investigating behavioural traits and the relevance of environmental effects on the development of temperament.

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Giessen : VVB Laufersweiler 2009

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