Akute Nierenschädigung – Neue Ansätze zur Prädiktion und Prognosevorhersage

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2021

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Die akute Nierenschädigung ist eine häufige Komplikation in verschiedenen medizinischen Fachdisziplinen und ist mit erhöhter Morbidität und Mortalität assoziiert. Bis dato gibt es keine etablierte Pharmakotherapie zu deren Behandlung. Daher bleiben eine frühzeitige Identifikation von Risikopatienten und die Diagnose einer akuten Nierenschädigung in frühen Stadien, die Behandlung der Ursache oder des Triggers der akuten Nierenschädigung, die Vermeidung einer Progression sowie die frühzeitige Evaluation einer renalen Erholung nach einer akuten Nierenschädigung von wesentlicher Bedeutung. Ein Anstieg des Serumkreatinins gilt jedoch als zu später und eine nachlassende Diuresemenge als unspezifischer Surrogatmarker des Abfalls der glomerulären Filtrationsrate (GFR) bei der akuten Nierenschädigung. Doch selbst wenn die GFR akkurat ermittelt wird, werden andere renale Funktionsparameter oder renal-strukturellen Veränderungen bei der Diagnose der akuten Nierenschädigung häufig nicht berücksichtigt. In der Habilitationsschrift werden in fünf prospektiven Observationsstudien neue Ansätze zur Prädiktion und Prognosevorhersage der akuten Nierenschädigung und zur Prädiktion von unerwünschten Ereignissen infolge einer renal-venösen Kongestion im Vergleich zu etablierten Markern untersucht. Die Hauptergebnisse der vorgelegten Arbeiten sind:

  1. Die Bestimmung der renalen funktionellen Reserve (RFR) – ein Index der glomerulären Filtrationskapazität – zeigte bei Patienten mit normaler Serumkreatinin-basierter geschätzter GFR (eGFR) einen Zusatzwert bei der Prädiktion der akuten Nierenschädigung nach herzchirurgischem Eingriff. Die RFR kann zudem eine genauere Aussage über das tatsächliche Ausmaß der renalen Erholung nach akuter Nierenschädigung erlauben.
  2. Die beiden Urin-Biomarker TIMP-2 (tissue inhibitor of metalloproteinases-2) und IGFBP7 (insulin-like growth factor binding protein 7) konnten die renale Prognose nach einer akuten Nierenschädigung nach herzchirurgischem Eingriff verbessern, weil sie möglicherweise über die GFR hinaus postoperative Regulationsänderungen und Schädigungen der Tubulusepithelzellen erfassen.
  3. Analog zur kardiochirurgischen Population mag die RFR auch zur verbesserten Prognosevorhersage von renalen Ereignissen nach Lungentransplantation beitragen.
  4. Bei hospitalisierten Patienten mit COVID-19 konnte gezeigt werden, dass eine frühzeitige Bestimmung der beiden tubulären Schädigungs- und Dysfunktionsbiomarker TIMP-2 und IGFBP7 und der auf Urinkreatinin normierten α1-Mikroglobulin-Exkretion zur verbesserten Vorhersage eines Progresses der akuten Nierenschädigung und der Mortalität beiträgt.
  5. Bei Patienten mit Rechtsherzinsuffizienz konnte mithilfe des duplexsonografiebasierten renal-venösen Stase-Indexes (RVSI) – ein neuer Ansatz zur Erfassung der intrarenal-venösen Kongestion – die Prädiktion einer erhöhten Morbidität und Mortalität verbessert werden. Zudem vermag der duplexsonografiebasierte RVSI die Vorhersage einer diuretikaresistenten Volumenüberladung und dialysepflichtigen akuten Nierenschädigung verbessern. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es eine Kombination von etablierten und neuen renalen Markern erlaubt, neben der Bestimmung der aktuellen GFR auch weitere renale Funktionsparameter wie die RFR, regulative Mechanismen auf tubulozellulärer Ebene (TIMP-2, IGFBP7) sowie die intrarenal-venösen Druckverhältnisse (RSVI) zu erfassen. Prospektive Studien müssen zeigen, ob diese neuen diagnostischen Ansätze zu einer Verbesserung des Managements der akuten Nierenschädigung und zur Verminderung von Folgeschäden beitragen können.

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