Geschichte als Argument in der Medizinethik : Die Bezugnahme auf die Zeit des Nationalsozialismus im internationalen Diskurs (1980-1994)

Datum

2004

Betreuer/Gutachter

Weitere Beteiligte

Herausgeber

Zeitschriftentitel

ISSN der Zeitschrift

Bandtitel

Verlag

Zusammenfassung

Die Arbeit thematisiert das Verhältnis von Medizingeschichte und medizinischer Ethik. Dabei stellt sich die Frage, ob und in welcher Form ethische Normen aufgrund ihrer historischen Traditionen aufgestellt und gerechtfertigt werden können. Konkret handelt es sich um eine Auswertung von wissenschaftlichen Artikeln aus verschiedenen Fachzeitschriften, die sich im Rahmen der medizinethischen Debatte von 1980 bis 1994 auf die Medizin im Nationalsozialismus und deren Vorgeschichte beziehen. Als Quellenmaterial dienen: deutschsprachige Fachblätter wie Arzt und Christ (ab 1993 Zeitschrift für medizinische Ethik), Deutsches Ärzteblatt, Ethik in der Medizin; sowie angloamerikanische Fachzeitschriften wie Bioethics, IME-Bulletin (ab 1989 Bulletin of Medical Ethics), Journal of medical ethics, Kennedy Institute of Ethics Journal, Ethics and Medicine. Die in den Artikeln vorgefundenen Bezugnahmen auf die Geschichte werden in ihrem Stellenwert für die jeweilige ethische Argumentation rekonstruiert. Dabei konzentriert sich die Arbeit auf drei wesentliche Themenfelder: 1.)Die Debatte über 'Euthanasie', Sterbehilfe und die 'Lebenswert-Diskussion'. 2.)Das ärztliche Ethos und sein Bezug zur Rolle der Ärzte im Nationalsozialismus. 3.)Der Fall 'Peter Singer'. Dabei stützt sich die vorliegende Arbeit auf zwei Leitfragen: 1.)Auf welche Weise und mit welcher Funktion wird die nationalsozialistische Vergangenheit in der aktuellen Medizinethik verwendet? 2.)Geschieht die Bezugnahme auf die Geschichte in historisch informierter Weise, d.h. entsprechen die aufgestellten Behauptungen über die Medizin im Nationalsozialismus und deren Vorgeschichte dem aktuellen Stand historischen Wissens? In der Bewertung der vorgefundenen historischen Rückblicke wird zwischen einer konstitutiven, marginalen und impliziten Form der Bezugnahme unterschieden. Ergebnisse der Arbeit: 1.) Es fanden sich sowohl im deutschsprachigen medizinethischen Diskurs als auch in medizinethischen Fachzeitschriften aus Großbritannien und den USA eine häufige und z.T. differenzierte Bezugnahme. 2.)Es fanden sich Publikationen, in denen die Medizin zur Zeit des Nationalsozialismus konstitutiv, marginal oder implizit thematisiert wurde. 3.)In der Mehrzahl der Fälle wird der aktuelle Forschungsstand jedoch nur unzureichend zur Kenntnis genommen, so daß die Bezugnahme auf die Geschichte des Nationalsozialismus oft oberflächlich und wenig überzeugend erscheint. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß eine sinnvolle Medizinethik ohne die Einbeziehung des historischen Rückblickes bzw. der historischen Reflexion kaum denkbar erscheint. Voraussetzung ist jedoch, daß Geschichte als Argument in der aktuellen Medizinethik-Diskussion in informierter Weise benutzt wird.

Beschreibung

Inhaltsverzeichnis

Anmerkungen

Erstpublikation in

Sammelband

URI der Erstpublikation

Forschungsdaten

Schriftenreihe

Erstpublikation in

Zitierform