Untersuchung des Einflusses einer implantatgetragenen prothetischen Versorgung mit anschließender Ernährungsberatung auf den Ernährungszustand von Patienten mit reduziertem Restgebiss

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2013

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Zusammenfassung

In der vorliegenden explorativen Interventionstudie mit intraindividuellem Vergleich wurden 20 Patienten in der Abteilung für Zahnärztliche Prothetik des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Justus-Liebig-Universität Gießen untersucht. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei 63 Jahren, wobei die Klientel eine gleiche Geschlechterverteilung aufwies. Der Untersuchungszeitraum der Studie belief sich auf die Zeit zwischen Juli 2009 und August 2012.Nach Aufklärung der Patienten wurde die allgemeine und spezielle Anamnese erhoben, worauf die zahnärztliche Untersuchung folgte. Diese umfasste die Beurteilung des Zahnstatus, den Zustand der prothetischen Versorgung und den PSI und wurde mit Hilfe der multizentrischen Dokumentationsbögen durchgeführt. Anschließend erfolgte die Beurteilung der Kaueffizienz anhand des Kaufunktionstests nach NGUYEN und WÖSTMANN. Für alle Studienteilnehmer wurden der OHIP-G14-Fragebogen zur Beurteilung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität, der Demenz-Screening-Fragebogen nach FOLSTEIN (MMS) und das Mini-Nutritional Assessment- Tool (MNA) angelegt. Neben der Bestimmung anthropometrischer Daten erfolgte eine Blutentnahme zur labormedizinischen Untersuchung, die der Bewertung des Ernährungszustandes diente. Den Studienteilnehmern wurden zudem ein 3-Tages-Schätzprotokoll zur Erfassung der Lebensmittel- und Nährstoffaufnahme sowie ein zusätzlicher Fragebogen zur Ermittlung des Ernährungsverhaltens (Bestandteil der Langzeiternährungsstudie GISELA des Institutes für Ernährungswissenschaften der Justus-Liebig-Universität Gießen) ausgehändigt. Auf die Untersuchung und Datenerhebung folgte die Implantation und chirurgische Freilegung der Implantate vier bis sechs Monate später. Anschließend wurde die prothetische Versorgung durchgeführt, die entsprechend der Implantatanzahl eine implantatgetragene Totalprothese, eine Hybridkonstruktion oder eine festsitzende Versorgung vorsah. Sechs Monate nach Eingliederung der prothetischen Versorgung erfolgte im Rahmen des ersten Kontrolltermins erneut eine zahnärztliche Untersuchung und Datenerhebung. Zusätzlich führte eine Diplomökotrophologin des Institutes für Ernährungswissenschaften eine speziell zugeschnittene Ernährungsberatung durch. Die Abschlussbefunde der Studie wurden zwölf Monate nach Eingliederung im Rahmen des zweiten Kontrolltermins erhoben.Die statistische Auswertung der Ergebnisse zeigte einen signifikanten Zusammenhang (p-Wert < 0,001) zwischen einer implantologisch-prothetischen Rehabilitation und einer gesteigerten MLQ. Signifikante Gruppenunterschiede hinsichtlich unterschiedlicher prothetischer Versorgungen konnten nicht festgestellt werden (t = 2,006 [df 18], Sig. = 0,060; t = 0,137 [df 18], Sig. = 0,893), obwohl die Gruppe der Totalprothesenträger eine höhere Steigerung der MLQ im Vergleich zu anderen implantat-prothetischen Versorgungsarten zeigte. Des Weiteren konnten signifikante Verbesserungen der Kaueffizienz nach Eingliederung der Restauration festgestellt werden (p-Wert < 0,001), wobei die Steigerung von der jeweiligen Versorgungsart unabhängig auftrat. In der Studie konnten keine Hinweise auf eine Änderung der Körperzusammensetzung oder einer Veränderung der Energiezufuhr nach implantologisch-prothetischer Implantation festgestellt werden. Darüber hinaus lieferte die Auswertung der Kontrolltermine keine statistisch signifikante Abweichung des MNA im Vergleich zum Anfangsbefund. Hinsichtlich der Betrachtung der Laborparameter veränderten sich lediglich die Werte von Cholinesterase (F = 3,377 [df 2/df 38], p-Wert = 0,045), Ferritin (F = 5,577 [df 2/df 38], p-Wert = 0,008), Folsäure (F = 3,301[df 2/df 38], p-Wert = 0,049) und Vitamin A (F = 9,372 [df 2/df 38], p-Wert = 0,002) signifikant, wodurch eine grundlegende Verbesserung der laborchemischen Parameter nicht bestätigt werden konnte. Darüber hinaus zeigte sich keine signifikante Veränderung der Nährstoffzufuhr und Lebensmittelauswahl der Patienten (p-Wert > 0,05), Süßwaren ausgenommen (p-Wert = 0,003).Insgesamt kann die Annahme, dass eine implantologisch-prothetische Rehabilitation eines Patienten mit stark reduziertem Restgebiss alleine oder in Kombination mit einer Ernährungsberatung den Ernährungszustand des Patienten positiv beeinflusst, nicht bestätigt werden. Die Ergebnisse geben jedoch deutliche Hinweise auf einen direkten Zusammenhang zwischen der vorhandenen implantatretinierten Restauration und einer gesteigerten MLQ sowie Kaueffizienz. Diese Bilanz bestätigt die funktionellen Vorteile der Implantatprothetik bei Patienten mit stark reduziertem Restgebiss.


The aim of the current study was to investigate the impact of implantology-prosthetic rehabilitation combined with nutritional counseling on the nutritional status of patients with severely reduced dentitions.The study was designed as an explorative intervention study including an intra-individual comparison of 20 patients at the department of Prosthetic Dentistry of the Justus-Liebig University of Giessen. The gender distribution of the participants was nearly equal and the average age was 63 years. Data collection included dental status, prosthetic situation, a periodontal Screening Index, a chewing ability test, laboratory parameters, anthropometric data (Body Mass Index), energy supply, a 3-day dietary record and an analysis of the OHIP-G14, the MMS and MNA. Six months after implantation and prosthetic rehabilitation with implant-retained overdenture, implant-retained removable partial denture or implant-supported fixed denture, an individual nutritional counseling was undertaken by a dietician. Again, data was collected and analyzed.12 months after prosthetic rehabilitation a final data collection was taken.The statistical analysis of the research data showed a significant improvement of the oral health-related quality of life (OHRQoL) and chewing ability after implantology-prosthetic rehabilitation (p < 0.001). On the other hand participants being supplied by implant-retained overdenture showed no significant increase of OHRQoL when compared to the other survey respondents (t= 2.006 [df 18], Sig. = 0.060; t= 0.137 [df 18], sig. = 0.893). No significant changes were noted with regard to the analysis of the MNA, anthropometric data or energy supply (p>0.05). Except for cholinesterase (F = 3.377 [df 2/df 38], p = 0.045), ferritin (F = 5.577 [df 2/df 38], p = 0.008), folic acid (F = 3.301[df 2/df 38], p = 0.049) and vitamin A (F = 9.372 [df 2/df 38], p = 0.002) no laboratory parameter changed significantly during the investigation period. In addition, no general significance could be identified in the analysis of nutrient intake or food choice, except confectionary (p = 0.003).Collectively the present study does not confirm the assumption that implantology-prosthetic rehabilitation of patients with severely reduced residual dentitions with or without an individual nutritional counseling has an influence on nutritional status. Nevertheless the results provide strong indications to a direct impact on OHRQoL and chewing ability among implantology-rehabilitated patients, which confirms the functional advantages of implant prosthodontics.

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