Ausgezeichnete versus unakzeptable kieferorthopädische Behandlungsergebnisse : Einfluss von Behandlungszeitraum und Assessor

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2015

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Zusammenfassung

Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit bestand zum einen in der Identifikation von für eine kieferorthopädische Behandlung prognostisch relevanten Faktoren.Zu diesem Zweck wurden Patienten, die im Zeitraum von 2005 2009 (Zeitraum B) in der Poliklinik für Kieferorthopädie des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Justus-Liebig Universität Gießen mit einem ausgezeichneten Behandlungsergebnis abgeschlossen hatten, mit Patienten, die ein unakzeptables kieferorthopädisches Behandlungsergebnissen erzielten, verglichen. Die Beurteilung und damit Einteilung der Behandlungsergebnisse wurde nach Ahlgren (1988) durchgeführt und zeitraumspezifisch durch einen Assessor/Qualitätsbeurteiler, das heißt eine Fachzahnärztin für Kieferorthopädie mit langjähriger Berufserfahrung (Hochschullehrerin) vorgenommen. Von den 470 Patienten, deren Therapie in diesem Zeitraum abgeschlossen wurde, zeigten 125 Patienten unter 18 Jahren ein ausgezeichnetes oder unakzeptables Behandlungsresultat. 9 Patienten wurden infolge fehlender Unterlagen (Patientenakte, Röntgenbilder oder Modelle) ausgeschlossen, sodass 86 Patienten (74,1 %) mit einem ausgezeichneten und 30 Patienten (25,9 %) mit einem unakzeptablen Ergebnis verblieben. Für jeden Patienten wurden anamnestische Faktoren (Geschlecht, allgemeine Erkrankungen, Habits, Vorbehandlung, Frühbehandlung), Behandlungsfaktoren (Kooperation, Behandlererfahrung, Extraktionen, Behandlungsgeräte, interdisziplinäre Behandlung, Behandlungsdauer) und der dentale Befund an Hand des Orthopantomogramms (OPMG) erhoben. Außerdem wurden Fernröntgenseitenbilder und Situationsmodell vor (T1) und nach (T2) der Behandlung analysiert. Des Weiteren wurde an Hand der Situationsmodelle der PAR-Wert bestimmt, wobei der Untersucher in der Anwendung des PAR-Indexes zertifiziert war.Das Hauptaugenmerk bestand dann in dem statistischen Vergleich der resultierten Daten mit denen von Frau Dr. med. dent. Serbesis für den Teil 1 der Studie (Ethikkomissionsnummer 184/09, Patientenabschlüsse Zeitraum A: 1993-2005) analog erhobenen Daten. Dabei ging es vorrangig um die interindividuelle Variabilität der Beurteilung durch die differenten Assessoren und den Einfluss des Behandlungszeitraums.Für die statistische Auswertung der Daten kam Fishers Exakter Test für die kategoriellen Parameter und der Rangsummentests von Wilcoxon für stetige Parameter zur Anwendung.Faktoren mit einem ausgeprägten Unterschied (p < 0,001) zwischen den Zeiträumen: Der Anteil an Patienten ohne Habits war im Zeitraum B in beiden Ergebnisgruppen deutlich geringer, es gab aber im Gegensatz zum Zeitraum A keinen Hinweis auf einen Zusammenhang mit dem Ergebnis (Zeitraum B: ausgezeichnet = 50,0 %, unakzeptabel = 30,0 %, p = 0,062) (Zeitraum A: ausgezeichnet = 80,0 %, unakzeptabel = 57,7 %, p = 0,01). Der PAR-Wert nach der Behandlung als Objektivierung der subjektiven Meinung der differenten Assessoren in beiden Zeiträumen zeigte einen ausgeprägten Unterschied, der allerdings auf Grund der geringgradigen absoluten PAR-Wert-Differenz ohne klinische Relevanz blieb (PAR-Wert im Zeitraum B: ausgezeichnet = 4, unakzeptabel = 14, p < 0,0001)(PAR-Wert im Zeitraum A: ausgezeichnet = 2, unakzeptabel = 15, p < 0,0001).Faktoren mit einem schwachen Unterschied (p < 0,05) zwischen den Zeiträumen: Gemessen am Gesamtpatientenaufkommen traten im Zeitraum B absolut mehr Patienten sowohl mit einem ausgezeichneten, als auch mit einem unakzeptablen Ergebnis auf. Relativ wurde jedoch im Zeitraum A ein etwas höherer Anteil an Patienten mit ausgezeichneten Ergebnis ausgewiesen (Zeitraum B: ausgezeichnet = 74,1 %, unakzeptabel = 25,9 %) (Zeitraum A: ausgezeichnet = 84,3 %, unakzeptabel = 15,7 %). Obwohl sich die Wahl des Behandlungsgerätes in beiden Zeiträumen als ausgeprägt ergebnisbeeinflussend niederschlug, unterschied sich dieser Faktor schwach zwischen den Zeiträumen. So traten im Zeitraum B, im Gegensatz zum Zeitraum A, auch unter der Anwendung festsitzender FKO-Apparaturen unakzeptable Ergebnisse auf. Außerdem sank im Zeitraum B der Anteil an Patienten die ein Behandlungsgerät ablehnten. Die alleinige Anwendung einer Multibracketapparatur (MB) führte häufiger zu einem ausgezeichneten Ergebnis. Die Ablehnung eines Behandlungsgerätes führte immer zu einem unakzeptablen Ergebnis (Zeitraum B: p < 0,001) (Zeitraum A: p < 0,001). Transversale laterale Abweichungen stellten sich in beiden Zeiträumen nicht als ergebnisbeeinflussend heraus, kamen allerdings im Zeitraum B in beiden Ergebnisgruppen häufiger vor. Im Gegensatz zum Zeitraum A hatten im Zeitraum B Patienten mit einem unakzeptablen Ergebnis häufiger einen vergrößerten Overjet (Zeitraum B: ausgezeichnet = 3,0 mm vs. Unakzeptabel = 5,8 mm, p < 0,05) (Zeitraum A: ausgezeichnet = 4,5 mm vs. Unakzeptabel = 4,5 mm, p > 0,05).Zeitraumunabhängige Faktoren mit einem guten Hinweis auf Zusammenhang: Wie im Zeitraum A wiesen auch im Zeitraum B Patienten mit einer guten Kooperation bessere Ergebnisse auf (Zeitraum B: ausgezeichnet = 6 Negativeinträge vs. unakzeptabel = 12 Negativeinträge, p < 0,01) (Zeitraum A: ausgezeichnet = 7 Negativeinträge vs. unakzeptabel = 14 Negativeinträge, p < 0,001).Faktoren mit einem schwachen Hinweis auf Zusammenhang (p < 0,05) im Zeitraum B: Wie sich auch im Zeitraum A andeutete, hatten Patienten mit einer kieferorthopädisch relevanten allgemeinen Erkrankung häufiger ein unakzeptables Ergebnis (ausgezeichnet = 4,7 % vs. unakzeptabel = 20,0 %) Patienten mit einem kleineren SNB-Winkel bei Behandlungsbeginn (T1) hatten häufiger ein unakzeptables Behandlungsergebnis (ausgezeichnet = 77,0° vs. unakzeptabel = 75,3°, p < 0,05) und größeren ANB-Winkel (ausgezeichnet = 4,0° vs. unakzeptabel = 4,8°, p < 0,05)Abschließend lässt sich feststellen, dass die unterschiedlichen Assessoren trotz des statistisch signifikanten Unterschiedes des PAR-Indexes, eine ähnliche klinische Bewertung der ausgezeichneten und unakzeptablen Ergebnisse vorgenommen haben.Zwischen den Zeiträumen kam es zu einer deutlichen Zunahme an Habits, wobei deren Relevanz für das Behandlungsergebnis abgenommen hat. Außerdem gab es schwache Disparitäten bei der Wahl des Behandlungsgerätes, vermehrte Abweichungen bei der transversalen lateralen Okklusion (T1) und der Größe und Verteilung des Overjets (T1).Bestand hatten die Bedeutung der Wahl des Behandlungsgerätes und der positive Einfluss einer guten Kooperation auf das Behandlungsergebnis. Außerdem verdeutlichte sich die Tendenz aus Zeitraum A, dass Patienten mit schwerwiegenden Allgemeinerkrankungen eher ein unakzeptables Behandlungsergebnis erzielen. Ferner sollte bei Patienten mit einem stark vergrößerten Overjet und einer retrognathen Position der Mandibula (vergrößerten ANB- Winkel), vermehrtes Augenmerk auf den Therapieverlauf gelegt werden, da sich diese Faktoren als negativ ergebnisbeeinflussend heraus stellten.

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