Brechen und Knacken : Zur Soziologie des Einbruchdiebstahls aus der Sicht der Einbrecher

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2002

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Zusammenfassung

Die Arbeit ist ein Beitrag zur Soziologie des Einbruchsdiebstahls. Sie beschreibt den Zusammenhang zwischen dem Delikt Einbruchsdiebstahl und der Lebenssituation des Täters. Die Methoden der Biographieforschung und der Grounded Theory werden angewandt. Datenquelle sind Leitfaden gestützte Interviews, die mit inhaftierten Einbrechern in hessischen Vollzugsanstalten durchgeführt wurden. Insgesamt wurden 14 Interviews geführt. Das sample bestand aus 12 Personen, in deren Deliktspektrum der Einbruchsdiebstahl überwiegt. Mit zwei Personen des samples wurde ein Interview zum Rückfall durchgeführt. Die Interviews sind im Anschluss an die Untersuchung den Interviewten ausgehändigt und mit Ihnen besprochen und reflektiert worden. Fünf Themenbereichen wurde spezifischer nachgegangen: Einbruch und Lebenssituation, die Auswahl der Objekte, Opferempathie und Schadensbewusstsein, die Gefühle während des Einbruchs und das Erleben der Haft und ihre Wirksamkeit. Zusätzlich wurde nach Zusammenhang von Drogenkonsum und Einbruchsdiebstahl gefragt. Folgende Ergebnisse können beschrieben werden:

Dem Einbruch geht im übertragenen Sinne ein Einbruch in der Lebenssituation des Täters voraus. Der Einbruch gibt Auskunft über die Persönlichkeit des Einbrechers und seines gesellschaftlichen Umfeldes.

Der Einbruch ist tätertypspezifisch und hängt nur mittelbar ab von der Anmutungsqualität der Objekte, in die eingebrochen wurde. Jeder Täter sucht das Objekt nach seiner subjektiven Erfahrung, seiner Sozialisation und seiner aktuellen Lebenssituation aus.

Der Zusammenhang von Einbruchsmotivation und Lebenslage liegt im Scheitern von Normalität. Der Einbruch wird gewählt, um dieses Scheitern zu beheben. Als Gründe für den Einbruch können benannt werden:

der Erhalt des eigenen Selbstwertes und der eigenen Identität,

der Erhalt von Normalität, der Einbruch bekommt den Charakter einer Selbsthilfe.

Haft wird von dem Täter als ein extremer Lebenseinbruch erlebt. Sie fördert die Delinquenz. Ihre Wirkung ist konträr zum Vollzugsziel.

Die gesellschaftliche Behandlung der Sucht fördert unter der geltenden Gesetzgebung und Rechtslage den Einbruchsdiebstahl.

Die Biographie der inhaftierten Einbrecher wechselt zwischen drei sozialen Räumen. Diese sind:

der soziale Raum der Normalität,

der soziale Raum des abweichenden Verhaltens und

der soziale Raum der Haft.

Dadurch, dass die Übergänge von einem sozialen Raum in den anderen nicht gelingen, wird ein Verlaufskurvenpotential aktiviert. Die Verlaufskurve wird wirksam, wenn der Einbrecher in der Normalität scheitert und auf den Einbruch als sein Heilmittel zurückgreift. Wird er erneut inhaftiert, ist ein Kreislauf hergestellt, der nicht mehr aus eigener Kraft verlassen werden kann. Die Person hat die Fähigkeit verloren, ihre Wirklichkeit aktiv zu beeinflussen. Der Einbruch wird zum beherrschenden Lebensthema.

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