Randomisierte Doppelblinduntersuchung zum Einfluss der Ohrakupunktur bei einer psychischen Belastungssituation (Public Speaking) : Eine experimentelle Studie

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2005

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Zusammenfassung

Die Ohrakupunktur ist ein Verfahren, das seit ca. 30 Jahren besonders wegen ihrer analgetischen Wirkung in Europa eingesetzt wird.

Aufgrund der großen Diskrepanz zwischen zunehmender Anwendung der Ohrakupunktur in der Praxis und einer sehr geringen Anzahl wissenschaftlicher Studien wurde folgendes 2x3 faktorielles Studiendesign konzipiert: Eine Stichprobe von 96 männlichen Probanden wurde prospektiv randomisiert auf eine Stressbedingung (Halten einer öffentlichen Rede) und Nonstressbedingung verteilt. Diesen beiden Gruppen wurden drei verschiedene Behandlungsformen zugeordnet:

·Ohrakupunktur mit einer indizierten Punktkombination als Verumgruppe

·Pseudoakupunktur mit der Akupunktur an nicht klassischen Punkten am Processus mastoideus als Kontrollgruppe mit Einfachblindbedingung

·Placebo-Lasertherapie mit der Behandlung der indizierten Ohrpunkte mit einem inaktivierten Laser-Pen als Kontrollgruppe mit Doppelblindbedingung.

Der angewandte Stressor für die Stressbedingung ist das in der Wissenschaft etablierte Paradigma 'Public Speaking', bei dem durch das Halten einer öffentlichen Rede eine Verschlechterung der Situativen Befindlichkeit und Anstiege der Cortisolkonzentration zu beobachten sind.

Aufgrund dieser Veränderungen durch den Stressor ist das Ziel der Studie, die Effizienz der Ohrakupunktur im Vergleich zu den beiden Kontrollgruppen anhand folgender Fragestellungen zu untersuchen:

a)Reduziert die Ohrakupunktur eine stressinduzierte Verschlechterung der Situativen Befindlichkeit (Faktoren: Erregung &

Verspannung, Negative Befindlichkeit, Müdigkeit, Positive Befindlichkeit und Langeweile)?

b)Reduziert die Ohrakupunktur stressinduzierte Cortisolkonzentrationsanstiege?

Die Ergebnisse zeigen:

·'Public Speaking' zeigt sich in der Veränderung der Situativen Befindlichkeit als effektiver Stressor. Die Faktoren 'Erregung &

Verspannung', Negative Befindlichkeit, Müdigkeit und Langeweile zeigen signifikante Unterschiede zur Nonstressgruppe. Die Positive Befindlichkeit verfehlt die statistische Signifikanz.

·Es sind bei der vorliegenden Untersuchung keine signifikanten Cortisolanstiege durch 'Public Speaking' zu beobachten.

·Rein deskriptiv lässt sich feststellen, dass die Ohrakupunktur die stressinduzierte Negative Befindlichkeit reduziert und die Müdigkeit in der Nonstressgruppe senkt.

·Die Pseudoakupunktur reduziert deskriptiv die stressinduzierte Negative Befindlichkeit. Ebenfalls senkt sie visuell deutlich darstellbar die Müdigkeit und Langeweile in der Nonstressgruppe.

·Die Placebo-Lasertherapie beeinflusst die Situative Befindlichkeit nicht und erfüllt hierbei die Placebobedingung.

·Die Pseudoakupunktur zeigt keinen Einfluss auf die Cortisolkonzentration. Da der Anstieg mit den Verläufen aus bekannten 'Public Speaking' Studien gleichzusetzen ist, stellt sie sich als Placebo dar. Gegensätzlich dazu reduziert die Placebo-Lasertherapie ausgeprägt deskriptiv den stressinduzierten Cortisolanstieg. Für die Ohrakupunktur lässt sich visuell eine Tendenz zur Senkung des Cortisolniveaus darstellen.

Zusammenfassend zeigt sich in der Kontrolle des angewandten 'Public Speaking' eine Stressinduktion der Situativen Befindlichkeit, aber keine stressinduzierten Cortisolanstiege. Die Wirkung der Behandlungsformen stellt sich in psychischen und physiologischen Parametern unterschiedlich dar: Die Situative Befindlichkeit wird therapeutisch durch die beiden Akupunkturgruppen (Ohr und Pseudoakupunktur) beeinflusst, wobei die Placebo-Lasertherapie sich als Placebogruppe mit einem von der Behandlung unabhängigen Verlauf zeigt. Auf der anderen Seite steigt die Cortisolkonzentration bei Pseudoakupunktur stressinduziert an. Die Placebo-Lasertherapie und die Ohrakupunktur reduzieren dieses höhere Cortisolniveau.

Diese recht unterschiedliche Ergebnislage findet sich in der Literatur wieder und kann mit verschiedenen Ansätzen erklärt werden. So muss vor allem über die Eigenwirkung von NICHT-Akupunkturpunkten, die Reizung bei einer Entnadelung und ein Akupressureffekt in der Placebo-Lasertherapie diskutiert werden.

Da das Cortisol als objektives Maß weniger kurzzeitigen Schwankungen und den Problemen der Erhebung von psychologischen Fragebögen unterliegt, ist die Reduktion der Cortisolkonzentration durch die Reizung indizierter Punkte mit der Ohrakupunktur (Verum) und der Placebo-Lasertherapie (Akupressureffekt) hervorzuheben. Wegen fehlender Signifikanzen konnte die Effizienz der Ohrakupunktur in der Reduktion stressinduzierter Verschlechterung der Situativen Befindlichkeit und in der Senkung stressinduzierter Cortisolanstiege allerdings statistisch nicht gesichert werden.

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