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Selbsterfahrung in der Verhaltenstherapie-Ausbildung : Prozess- und Ergebnisqualität aus Sicht der Teilnehmer/innen

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2002

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Zusammenfassung

Selbsterfahrung ist ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung von Verhaltens-therapeutinnen und -therapeuten. Die wirksame Durchführungvon Therapien erfordert neben theoretischem Wissen und analytisch-planerischen Fähigkeiten vor allem die Fähigkeit zur Selbstregulation.Verhaltenstherapeutische Selbsterfahrung soll die Auszubildenden für die Stärken und Schwächen ihrer Handlungsstrategiensensibilisieren und bei der Entwicklung eines eigenständigen therapeutischen Arbeitsstils unterstützen. Wesentliche Merkmale der didaktischen Gestaltung verhaltenstherapeutischer Selbsterfahrung werden aus Modellen der Vermittlung unddes Erwerbs therapeutischer Kompetenzen in der Supervision (Hogan, 1964; Skovholt &

Rønnestad, 1992; Stoltenberg &

Delworth, 1987;Dixon &

Claiborn, 1987; Dorn, 1985) und aus allgemeinpsychologischen Modellen der Entstehung von Expertise (Ericsson &

Charness,1994; Glaser, 1996; Gruber, 1999; Gruber &

Mandl, 1996) abgeleitet. Danach sind neben einer entwicklungsförderlichen Gestaltung derArbeitsbeziehung und der Berücksichtigung der individuellen Lernbedürfnisse vor allem die Bereitschaft zur Mitarbeit und das eigeneEngagement der Auszubildenden entscheidend.

Vorrangiges Anliegen der durchgeführten Untersuchung war es, Merkmale der Prozess- und Ergebnisqualität verhaltenstherapeutischerSelbsterfahrung aus Sicht der Auszubildenden zu bestimmen. Untersucht wurden 22 themenzentrierte Selbsterfahrungskurse, die imRahmen der postgradualen Verhaltenstherapie-Ausbildung am Fachbereich Psychologie der Universität Gießen durchgeführt wurden. Eshandelt sich um eine Verlaufsstudie, bei der die Teilnehmer/innen vor und unmittelbar im Anschluss an die Selbsterfahrung sowie vierWochen nach jedem Kurs befragt wurden. Im Zentrum des Interesses standen die Lernbereitschaft, die emotionale Beteiligung und dieZufriedenheit der Auszubildenden mit verschiedenen Aspekten der Kursgestaltung. Ergänzend wurden Kommentare zu wichtigen,arbeitserleichternden und störenden Aspekten der Selbsterfahrung erhoben. Der subjektive Gewinn für die therapeutische Arbeit und diepersönliche Entwicklung wurde vier Wochen nach der Selbsterfahrung erfragt.

Das Gießener Selbsterfahrungsprogramm wird von den Auszubildenden insgesamt sehr positiv bewertet. Sie sind mit Inhalt, Didaktik undNutzen der Selbsterfahrung für die praktische Arbeit und für die persönliche Entwicklung sehr zufrieden. Auch die Zufriedenheit mit derModellwirkung der Referentin/ des Referenten und mit der Arbeitsatmosphäre ist groß. Die Auszubildenden schätzen ihreMitarbeitsbereitschaft durchgängig als hoch ein, sind mit dem eigenen Engagement jedoch nicht immer zufrieden. Im Tagesverlauf ändernsich Stimmung, innere Sicherheit und körperliches Befinden als Indikatoren der emotionalen Beteiligung meist nur wenig. Dennochbewerten die Auszubildenden die Selbsterfahrungsübungen als interessant und erkenntnisfördernd. Berufs- und personbezogene Selbsterfahrungskurse bieten den Auszubildenden eine breite Palette von Anregungen, die sie zum Teilbereits vier Wochen nach der Selbsterfahrung umgesetzt haben. Je nach inhaltlichem Schwerpunkt werden der Selbsterfahrungüberwiegend Anregungen zur Beziehungsgestaltung, zu Therapiemethoden, zur Berufsethik oder zur per-sönlichen Entwicklungentnommen. Im Vordergrund steht für die Auszubildenden eine verbesserte Regulation des eigenen Verhaltens in der Interaktion mitPatientinnen und Patienten.

Wichtig und arbeitserleichternd ist aus ihrer Sicht, dass die behandelten Themen eine hohe therapiepraktische und persönliche Relevanzaufweisen. Als lernförderlich beschreiben sie eine erlebnisorientierte, abwechslungsreiche Didaktik sowie ein strukturiertes undzielorientiertes Vorgehen. Der subjektive Gewinn durch die Selbsterfahrung ist für jene Auszubildenden größer, deren Lernbereitsschaftbesonders hoch ist und die mit der Modellwirkung der Kursleiterin/ des Kursleiters und mit der Arbeitsatmosphäre besonders zufriedensind. Implikationen dieser Befunde für Konzeption und Praxis verhaltenstherapeutischer Selbsterfahrung werden diskutiert. Dabei scheinenfolgende Aspekte zentral: Verhaltenstherapeutische Selbsterfahrung sollte subjektiv bedeutsam sein, aktive Mitarbeit erfordern,bedürfnisgerecht sein und interaktive Elemente nutzen.

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