Untersuchung zur Häufigkeit, Symptomatik und Prognose puerperaler Erkrankungen der Stute

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2012

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Zusammenfassung

Potentielle Störungen im Frühpuerperium sind vielfältig und haben neben ihrer akuten Bedrohung für das Überleben der Stute eine Bedeutung für die weitere Fruchtbarkeit. In der Literatur finden sich zahlreiche Studien über einzelne puerperale Erkrankungen wie die Retentio secundinarum, Dammrisse oder intestinale Koliken. Studien, die verschiedene Erkrankungen im Frühpuerperium berücksichtigen, sind rar. Ziel dieser Untersuchung war es, Daten hinsichtlich der Häufigkeit bestimmter Erkrankungen, Risikofaktoren für ihre Entstehung und den labordiagnostischen Parametern von puerperal erkrankten Stuten zu erhalten. Weiterhin sollten die Überlebensraten ermittelt werden. Die Ergebnisse sollen helfen, bestimmte Risikofaktoren zu minimieren, labordiagnostische Parameter leichter zu interpretieren und eine konkretere Aussage über die Prognose für ein Überleben stellen zu können. Dazu wurden die Daten von 308 Stuten, die in den Jahren 2000 bis 2010 behandelt wurden, sowohl retro- als auch prospektiv ausgewertet. Bei der Einlieferung wurden neben einer ausführlichen, standardisierten Anamnese eine Allgemeinuntersuchung und eine geburtshilfliche Untersuchung durchgeführt. Weiterhin wurden labordiagnostische Befunde erhoben. Im Verlauf der Behandlung wurden die Untersuchungen wiederholt. Während der Behandlung aufgetretene Erkrankungen wurden als Komplikationen aufgelistet. Des Weiteren wurden die Dauer des Aufenthaltes sowie der Status bei der Entlassung ausgewertet.Folgende Ergebnisse konnten ermittelt werden:- Die Retentio secundinarum stellte mit 121 erfassten Stuten, die wichtigste puerperale Erkrankung dar.- Die zweithäufigste Erkrankung war die Lochiometra, gefolgt von Dammrissen, intestinalen Koliken und Geburtsverletzungen der Labien, des Vestibulums und der Vagina.- Je nach Grunderkrankung wurden 30,1 % bis 90,9 % der Tiere mit mehreren Erkrankungen in der Klinik vorgestellt.Retentio secundinarum- Eine vollständige Nachgeburtsverhaltung konnte signifikant schneller (10,6 ± 11,5 Stunden) erfolgreich behandelt werden, als eine partielle (39,6 ± 34,5 Stunden).(p < 0,0001)- 53,7 % der Stuten mit einer Nachgeburtsverhaltung wiesen vorberichtlich eine Geburtsstörung auf.- Es konnte kein statistischer Zusammenhang zwischen der Dauer der einzelnen Abnahmeversuche der Nachgeburt und dem Auftreten von weiteren Komplikationen festgestellt werden.- 14 % der an einer Retentio secundinarum erkrankten Stuten entwickelten eine puerperale Hufrehe.- Die Herz- und Atemfrequenz der Stuten mit einer Nachgeburtsverhaltung war am Tag der Einlieferung deutlich erhöht und sank im Laufe der Behandlung ab. Dieses Absinken erwies sich als statistisch hochsignifikant (p < 0,0001).- Am ersten und fünften Behandlungstag unterschied sich die Herzfrequenz von Stuten, die starben und denen die überlebten signifikant (pTag1 = 0,012; pTag5 = 0,025).- Vom ersten bis zum fünften Behandlungstag zeigte sich eine positive, hochsignifikante Korrelation zwischen dem Allgemeinbefinden und dem späteren Zustand bei der Entlassung (pTag1 < 0,0001 bis pTag5 = 0,0001 mit rs Tag1 = 0,5 und rs Tag5 = 0,38).- Stuten, die im Verlauf der Behandlung euthanasiert werden mussten, hatten initial signifikant höhere Blutglukosekonzentrationen (p = 0,0001) als Stuten, die überlebten.- Stuten, die euthanasiert werden mussten, zeigten am ersten Behandlungstag statistisch signifikant niedrigere Gesamtproteinkonzentrationen als Stuten, die überlebten (p = 0,018).- Es zeigte sich eine negative Korrelation (p = 0,0004; rs = - 0,27) zwischen dem zeitlichen Abstand von der Austreibung des Fohlens bis zur Vorstellung in der Klinik und dem Zustand bei der Entlassung.- Weitere Erkrankungen und Komplikationen haben einen statistisch hochsignifikanten Einfluss auf den späteren Zustand bei der Entlassung (p < 0,0001).Weitere Erkrankungen- Von den 308 vorgestellten Stuten erkrankten 87 an einer Lochiometra.- Stuten mit einer Lochiometra nach schweren Geburtsstörungen entwickelten signifikant häufiger Komplikationen als Stuten, die spontan geboren hatten (p = 0,013).- Die rektale Körperinnentemperatur bei Stuten mit einer Lochiometra unterschied sich am ersten Tag statistisch signifikant (p = 0,0089) zwischen Stuten, die starben und denen, die überlebten. Es ergab sich eine negative Korrelation (rs = - 0,29).- Es zeigte sich am ersten und dritten bis fünften Tag eine signifikante Korrelation (pTag1 = 0,018 bis pTag5 = 0,045 mit rs Tag1 = 0,29 bis rs Tag5 = 0,22) zwischen dem Allgemeinbefinden und dem Zustand bei der Entlassung.- Bei Stuten mit einer Lochiometra zeigte sich eine negative Korrelation (p = 0,0029; rs = - 0,32) zwischen dem zeitlichen Abstand von der Austreibung des Fohlens bis zur Vorstellung in der Klinik und dem Zustand bei der Entlassung.- Dammrisse ersten bis dritten Grades traten bei 15,3 % der Stuten auf.- Zwischen Stuten mit und ohne Dammrissen konnte ein statistisch signifikanter Unterschied in der Parität festgestellt werden (p = 0,0077). Über die Hälfte der erkrankten Stuten war primipar.- Gastrointestinale Komplikationen traten bei 36 der 308 erfassten Stuten auf. 47,2 % von ihnen zeigten bei ihrer Einlieferung weitere Erkrankungen.- Bei Stuten mit intestinalen Koliken ist die Prognose für das Überleben der Stute ungünstig. 41,7 % der erkrankten Tiere mussten euthanasiert werden.- Geburtsverletzungen der Labien, des Vestibulums und der Vagina traten bei 33 Stuten auf. - Stuten, die isoliert an Geburtsverletzungen der Labien, des Vestibulums und der Vagina erkrankt waren, konnten zu 100 % gesund oder in Heilung befindlich entlassen werden.- Hypo- und Agalaktie traten bei 14 der 308 erfassten Stuten auf. Davon litten 71,4 % der Tiere bei ihrer Einlieferung an weiteren Erkrankungen. - Inversionen und Invaginationen des Uterus traten bei 13 Stuten auf. 69,2 % der Stuten zeigten bei ihrer Einlieferung weitere Erkrankungen.- Stuten mit Inversionen und Invaginationen des Uterus litten zu 69,2 % an einer Dystokie.- Es wurden elf Stuten mit Hämorrhagien vorgestellt. 90,9 % zeigten weitere Erkrankungen. Die Überlebensrate betrug 27,3 %.- Bei neun Stuten wurde eine Zervixverletzung diagnostiziert. 66,7 % von ihnen wurden mit weiteren Erkrankungen in die Klinik eingeliefert.- Bei einem Drittel der an Zervixverletzungen erkrankten Stuten wurde zuvor eine Fetotomie durchgeführt.- Uterusrupturen kamen bei acht Stuten vor. Die Hälfte der Tiere litt bei ihrer Einlieferung an weiteren Erkrankungen.- Keine Stute mit einer Uterusruptur überlebte. Sie stellt damit die prognostisch ungünstigste Erkrankung dar.- Mastitiden kamen bei acht Stuten vor. 37,5 % von ihnen zeigten bei der Einlieferung weitere Erkrankungen. - Es kam bei vier Tieren zu einem Uterusprolaps. Zwei Stuten überlebten nicht, sie litten zusätzlich an einer gastrointestinal bedingten Kolik.Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass Störungen im Frühpuerperium der Stute vielfältig sind. Eine isolierte Betrachtung einzelner Erkrankungen ist nicht zeitgemäß. Eine besondere Bedeutung sollte dem Auftreten von weiteren Erkrankungen, aber auch den Komplikationen während der Behandlung beigemessen werden, damit ein Überleben der Stute gesichert und eine erneute Zuchtnutzung ermöglicht wird.


The potential dysfunctions in early puerperium in mares are versatile and implicate not only an acute threat to life of the mare but are also relevant for their further fertility. One can find a great deal of literature on the single diseases as retention secundinarum, perineal lacerations or intestinal colic. But studies which consider the simultaneous existence of various diseases are rare.The aim of this research is to gather data considering the incidence of certain diseases, the risk factor of developing these diseases and to find parameters in the lab, which maybe indicate these. Further the survival rate was to be determined. These results should allow minimization of the risk factors and a better interpretation of the parameters in the lab and to get a more precise prediction on the prognosis concerning the survival of the mares.For the purpose the data of 308 mares, which were treated between 2000 and 2010, were analyzed retro- and prospectively. On admission thorough, standardized anamnesis, general and obstetric examinations were done. Additionally blood samples were taken. These examinations were repeated during the period of the treatment. Diseases occurring during treatment were listed as complications. Further, the duration of the stay in the clinic and the status at dismissal were evaluated.The following results were determined:- 121 mares suffered from retention secundinarum, which is therefore the most prevalent disease in mares in the early puerperium.- Second most prevalent is lochiometra, followed by perineal lacerations, intestinal colic and injuries of the labia, the vestibule or the vagina.- Depending on the underlying disease 30.1 % to 90.9 % of the mares were introduced with several diseases.Retention secundinarum- The effective treatment of a retention of the complete placenta could be achieved faster (10.5 ± 11.5 hours) then the treatment of a retention of parts of the placenta (39.6 ± 34.5 hours) (p < 0.0001).- 53.7 % of these mares had a dystocia.- Statistically there was a relation between the duration of the removal of the placenta and the occurrence of complications.- 14 % of the mares suffering from retention secundinarum developed a puerperal laminitis.- Heart and respiratory rates were notably elevated in these mares on the day of admission but dropped during treatment. This drop proved to be statistically highly significant (p < 0.0001).- The heart rate of mares which died and those which survived differed significantly on days one and five (pday 1 = 0.012; pday 5 = 0.025).- On days one to five a highly significant positive correlation between the general condition and the status at discharge could be shown (pday1 < 0.0001 to pday5 = 0.0001 with rs day1 = 0.5 and rs day5 = 0.38).- Mares, which had to be euthanized during treatment, initially showed significantly higher levels of bloodglucose (p = 0.001) as those, which survived. These mares showed significantly lower plasma total protein levels on day one than mares which survived (p = 0.018).- A negative correlation (p = 0.0004; rs = -0.27) could be shown between the time lapse between parturition and introduction at the clinic and the status at dismissal.- Further diseases and complications had a statistically high significant influence on the status at dismissal (p < 0.0001).Other diseases- 87 of the 308 admitted mares suffered from a lochiometra. - Mares suffering from lochiometra after a difficult birth developed complications on a significantly higher rate than mares with a spontaneous birth (p = 0.013).- The rectal body temperature of mares suffering from lochiometra differed significantly on day one (p = 0.089). The difference was negatively correlated to the survival of the mares (rs = -0.29).- The general condition on day one and on days three through five and the condition at dismissal correlated significantly in mares suffering from lochiometra (pday1 = 0.018 to pday5 = 0.045 with rs day1 = 0.29 to rs day5 = 0.22).- A negative correlation (p = 0.0029; rs = - 0.32) was shown between the time lapse between parturition and introduction in the clinic and the status at dismissal.- 15.5 % mares showed perineal lacerations from grade one to three.- Mares with or without laceration differed significantly in the number of pregnancies (p = 0.0077). More than half of the mares suffering from perineal lacerations were primiparous.- 36 mares suffered from gastrointestinal complications from which 47.2 % showed signs of further diseases at introduction.- The prognosis for survival for these mares was very poor and 41.7 % had to be euthanized.- 33 mares showed injuries to the labia, vestibule or vagina. - If there were only isolated injuries the mares could be dismissed either already completely recovered or in the progress of these.- 14 mares showed hypo- or agalacty from which 71.4 % showed signs of further diseases at introduction.- 13 mares showed an inversion or invagination of the uterus. More than 69.2 % showed signs of further diseases.- 69.2 % mares suffering from inversion or invagination showed a dystokie before.- 11 mares suffered from hemorraghes, 9 mares were diagnosed with an injury to cervix. Of these mares most showed further diseases on admission.- One third of the mares suffering from injuries of the cervix experienced a fetotomie while parturition.- 8 mares showed a rupture of the uterus. All of these mares died making this the prognostic worst disease.- 4 mares suffered from prolapsed uterus. Two of these did not survive. They also suffered gastrointestinal colic.The results of this study show that there is a great variety of troubles in the early puerperal period in mares. An isolated view of single diseases is no longer appropriate. The occurrence of additional diseases or complications during treatment should be held in mind to assure the survival of the mare and her further use in reproduction.

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Giessen : VVB Laufersweiler

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