Adel verpflichtet? Verantwortlichkeit für Kriegsgräuel in der historischen Dietrichepik am Beispiel des Todes der Etzelsöhne in der Rabenschlacht = Noblesse Oblige? - Responsibility for War Atrocities in ›Historical‹ Dietrich Epic as Exemplified by the Death of Etzel’s Sons in Middle High German Rabenschlacht (The Battle of Ravenna)

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2023

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Zusammenfassung

Wenn Leid geschieht, beginnt reflexartig die Suche nach einem Verantwortlichen, dem die Verantwortung für dieses Leid übertragen werden kann, was das Leid aus der Kontingenz heraus in fassbare und handhabbare Kausalität überführt. Spannend wird die Frage nach der Verantwortlichkeit für Leid besonders dann, wenn sich verschiedene Beurteilungsinstanzen nicht einig sind, wem die Verantwortung zuzuschreiben ist, wie beim Tod der Etzelsöhne in der Rabenschlacht. Obwohl die Verantwortlichkeit für dieses zentrale, ausführlich beklagte Kriegsgeschehen auf den ersten Blick leicht zu klären ist – verantwortlich ist derjenige, der das Schwert schwingt, hier also Witege –, entwerfen die Schuldeingeständnisse und Verantwortungszuschreibungen der Figuren und des Erzählers in der Rabenschlacht ein komplexes Netz aus Responsibilisierungsnarrativen, welche die interferierenden und konkurrierenden Verantwortlichkeiten verschieden akzentuieren. Jeder hat Verantwortung, jedem wird Verantwortung zugeschrieben und jeder scheint aus dieser Verantwortung auch entlassen werden zu können, sodass die kausalitätsstiftende Verantwortungsübernahme letztlich nicht zu einer befriedigenden Handhabbarkeit des Kriegsleides führt. Doch kann ein einzelner Krieger überhaupt für den Tod seiner Gegner verantwortlich gemacht werden, wenn das freiwillige und freudige ›Aufs-Spiel-Setzen‹ des eigenen Lebens zum Kriegerethos gehört? Ist der Getötete also selbst verantwortlich? Und kann die Verantwortung überhaupt erlassen werden, wenn die Verantwortungsübernahme und -zuschreibung in der Funktion des Heerführers und nicht in der aktiven Beteiligung am Tötungsgeschehen begründet liegt? Der Beitrag möchte versuchen, dieses Netz an Verantwortlichkeiten zu entwirren und dabei auch aufzeigen, wie die Rabenschlacht zeitgenössische Vorstellungen von der Verantwortung für Kriegsleid im Allgemeinen und der Verantwortlichkeit des Herrschers und Heerführers im Besonderen verhandelt.

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Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 53 (2023), 471–495

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