Effekte eines postoperativen kognitiven Trainings auf postoperative kognitive Defizite nach herzchirurgischen Operationen

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2023-05

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Hintergrund: Herzchirurgische Operationen gelten als Risikofaktor für postoperative kognitive Defizite (POCD), die die gesundheitsbezogene Lebensqualität beeinträchtigen und die Mortalität erhöhen können. Das Ziel dieser Studie war es, ein kognitives Training zu entwickeln und die Auswirkungen dieser Intervention auf POCD, subjektiv eingeschätzte kognitive Beeinträchtigungen im Alltag und die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei älteren Patienten nach herzchirurgischen Eingriffen zu untersuchen. Methoden: In dieser multizentrischen, randomisierten, kontrollierten und ergebnisverblindeten Studie wurden ältere Patienten untersucht, die sich einer elektiven Herzklappenoperation mit extrakorporaler Zirkulation unterzogen hatten. Die Rekrutierung erfolgte in den Abteilungen für Herzchirurgie der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim und der Universitätsklinik in Gießen. Die Patienten wurden entweder einer Papier- und Bleistift-basierten kognitiven Trainingsgruppe oder einer "Treatment as Usual"-Gruppe zugewiesen. Das kognitive Training begann eine Woche nach der Operation und dauerte etwa drei Wochen bis zur Entlassung aus der Rehabilitation. Um POCD zu untersuchen, wurden neuropsychologische Parameter vor der Operation, bei der Entlassung aus der Rehabilitation (primäres Ergebnis) sowie drei und zwölf Monate nach der Entlassung (sekundäres Ergebnis) getestet. Zusätzlich wurden die gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-36) und die subjektiv eingeschätzten kognitiven Beeinträchtigungen im Alltag (CFQ) vor der Operation sowie drei und zwölf Monate nach dem kognitiven Training erhoben (sekundäres Ergebnis). Hauptergebnisse: Die Häufigkeit von POCD bei Entlassung aus der Rehabilitation (Trainingsgruppe, n=37; Kontrollgruppe, n=44) betrug 50% in der Kontrollgruppe und 19% in der Trainingsgruppe (χ²[1]=8.45, p=0.004; OR=4.29, 95% CI [1.56-11.80]). Drei Monate nach dem kognitiven Training (Trainingsgruppe, n=33; Kontrollgruppe, n=34) betrug die POCD-Häufigkeit 29% in der Kontrollgruppe und 6% in der Trainingsgruppe (χ²[1]=6.21, p=0.013; OR=6.46, 95% CI [1.29-32.28]). Zwölf Monate nach dem kognitiven Training (Trainingsgruppe, n=19; Kontrollgruppe, n=27) zeigte sich eine POCD-Häufigkeit von 22% in der Kontrollgruppe und 11% in der Trainingsgruppe (χ²[1]=1.06, p=0.440; OR=2.43, 95% CI [0.43-13.61]). Weiterhin zeigten sich, unter Berücksichtigung der Baseline-Daten, in der Trainingsgruppe verglichen mit der Kontrollgruppe drei Monate nach dem Training verbesserte Werte in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, insbesondere in den Bereichen Rolleneinschränkungen durch emotionale Probleme (U=-2.649, p=0.008, η2=0.121), Energie und Müdigkeit (F[2.55]=5.72, p=0.020, η2=0,062), soziale Funktionsfähigkeit (U=-2.137, p=0.033, η2=0.076), Durchschnitt aller SF-36-Faktoren (U=-2.374, p=0.018, η2=0.094), Veränderung des Gesundheitszustandes vom letzten Jahr zum aktuellen Zeitpunkt (U=-2.378, p=0.017, η2=0.094), und Durchschnitt aller psychologischen Faktoren (U=-2.470, p=0.013, η2=0.102). Zwölf Monate post-training (Training: n=30, Kontrolle: n=28) zeigten sich in der Trainingsgruppe verbesserte Werte in den Bereichen Rolleneinschränkungen aufgrund körperlicher Gesundheit (U=-2.447, p=0.015, η2=0.109), Rolleneinschränkungen durch emotionale Probleme (U=-2.245, p=0.025, η2=0.092), Schmerzen (U=-1.979, p=0.049, η2=0.068), Durchschnitt aller SF-36-Faktoren (U=-3.237, p<0.001, η2=0.181), Veränderung des Gesundheitszustandes vom letzten Jahr zum aktuellen Zeitpunkt (U=-2.091, p=0.037, η2=0.075), Durchschnitt aller physiologischen Faktoren (U=-2.803, p=0.005, η2=0.138), und Durchschnitt aller psychologischen Faktoren (U=-2.350, p=0.018, η2=0.095). Es zeigten sich zwischen den Gruppen keine statistisch signifikanten Unterschiede (p<0.05) in den von den Patienten selbst berichteten kognitiven Beeinträchtigungen im Alltag. Schlussfolgerung: Das von unserer Arbeitsgruppe vorgestellte kognitive Training kann eine Methode zur Prävention von POCD und zur Verbesserung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität nach einer Herzoperation sein.

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