Begeistert, skeptisch, eigensinnig. Zeitgenössische Rezeptionen von NS-Inszenierungen
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Zusammenfassung
Die NS-Forschung beschäftigt sich in den letzten Jahrzehnten verstärkt mit der Attraktivität des NS-Regimes und hat dabei ein differenzierteres Bild von der Wirkung der Propaganda im Allgemeinen und von NS-Inszenierungen im Speziellen erarbeitet. Dieses ändert aber wenig daran, dass propagandistische Bilder von Großveranstaltungen weiterhin den öffentlichen Diskurs prägen. Dabei kann die Analyse der Wahrnehmung größerer wie kleinerer Veranstaltungen nicht nur zum Verständnis der Bindekraft der NS-Diktatur beitragen. Sie kann auch durch das Sichtbarmachen fortbestehender Handlungs- und Deutungsräume Komplexität ins Bild vom Leben in der Diktatur zurückbringen. Deswegen untersucht diese Doktorarbeit auf Basis von Selbstzeugnissen, wie Inszenierungen von verschiedenen Menschen rezipiert wurden und welchen Stellenwert die Feiern in ihrem Leben einnehmen konnten. Denn die synkretistische Gestaltung der NS-Inszenierungen machte sie anschlussfähig für breite Teile der Bevölkerung. Das ermöglichte den Menschen – ihren Einstellungen entsprechend – eine selektive Auswahl gutgeheißener Aspekte bei gleichzeitiger Minimierung kritisch betrachteter Momente. Die Inszenierungen mussten also nicht überwältigen, um eine große Menge an Menschen zu mobilisieren. Statt einer vereinheitlichten Meinung zeigt sich der Fortbestand einer Diversität von Haltungen. Die Rezeptionen der Inszenierungen hingen dabei weniger von den darin angelegten Botschaften als vielmehr von den ihnen individuell zugeschriebenen Funktionen, den Voreinstellungen der Rezipierenden und der Kontextualisierung in deren Lebenserzählung ab.