dc.description.abstract | Die Gastroparese beschreibt eine Verzögerung der Magenentleerung in Abwesenheit
einer Obstruktion. Die Inzidenz für die Entwicklung einer Gastroparese ist für Patienten
mit Diabetes mellitus im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht. Ein
relevantes klinisches Problem besteht jedoch darin die Diagnose zu stellen. Aus
diesem Grund wurde in dieser Arbeit der klinische Stellenwert und die Aussagekraft
diagnostischer Dünndarmkapseln überprüft. Hierzu wurden 378
Kapselendoskopiebefunde, die im Zeitraum von 2007 bis 2018 im internistischen
Praxiszentrum Gießen (IPZ) und der zentralen interdisziplinären viszeral medizinischen
Endoskopie (ZIVE) der Universität Gießen erhoben wurden, im Hinblick auf die
Passagezeit reevaluiert. Anschließend wurden Normwerte für die mutmaßlich
Gesunden definiert und diese mit den an Diabetes Erkrankten verglichen. Die
Zeitdauer bis zum Erreichen des Magens, die Magenverweildauer, die
Dünndarmpassage und die Gesamttransitzeit wurden hierfür jeweils getrennt
betrachtet. Darüber hinaus wurde als Nebenfragestellung der Einfluss weiterer
Faktoren auf die jeweilige Transitzeit untersucht, unter anderem die Einnahme eines
Prokinetikums vor der Untersuchung.
In dieser Arbeit konnten keine signifikanten Unterschiede für die jeweiligen
Transitzeiten zwischen den mutmaßlich Gesunden und den Patienten mit Diabetes
beobachtet werden. Diese Ergebnisse sollten allerdings kritisch beurteilt werden, da es
sich um eine retrospektive Auswertung handelte und von keinem homogenen
Patientenkollektiv auszugehen war. Diese Inhomogenität des Kollektivs wurde unter
anderem durch die unterschiedliche Dosierung des Laxans am Vorabend der
Untersuchung, die teilweise erfolgte Einnahme eines Entschäumers am Tag der
Untersuchung, die teilweise erfolgte Prokinetikaeinnahme und die
Medikamenteneinnahme am Tag der Untersuchung verursacht. Zudem wurden andere
Ursachen außer der diabetischen Stoffwechselstörung für eine Gastroparese in dieser
Arbeit nicht ausgeschlossen. Die Ergebnisse vorheriger Studien, in welchen die
Transferzeiten von Patienten mit und ohne Diabetes mithilfe der
Videokapselendoskopie untersucht wurden, liefern zudem ein uneinheitliches Bild.
Demzufolge lässt sich nicht abschließend der klinische Stellenwert diagnostischer
Dünndarmkapseln zur Detektierung einer Gastroparese und Motilitätsstörungen klären.
Die Ergebnisse weiterer, wenn möglich prospektiver Studien, sollten abgewartet
werden. Hinsichtlich der untersuchten Nebenkriterien zeigten sich Auffälligkeiten für die
Transitzeit bis zum Magen, die Dünndarmpassage und die Gesamttransitzeit. | de_DE |