Vergleich von Vermessungsverfahren lagebedingter Schädeldeformitäten bei Säuglingen

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2021

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Zusammenfassung

Seit der Einführung der Back to Sleep Campaign (1992) wird zur Vermeidung des Plötzlichen Kindstods die Rückenlagerung von Säuglingen zum Schlafen empfohlen. Die dadurch veränderte Druckbelastung auf den kindlichen Schädel führte zu einem Inzidenzanstieg von lagebedingten Schädeldeformitäten, deren Vermessung international unterschiedlich erfolgt. Dies erschwert die Vergleichbarkeit international erhobener Daten erheblich. Ziel der Arbeit war es, die in den Niederlanden etablierte und in multiplen hochrangig publizierten Artikeln zu diesem Thema verwendete Plagiocephalometrie auf ihre Untersucherabhängigkeit und klinische Anwendbarkeit hin zu untersuchen und mit den an der Universitätsklinik Gießen etablierten Verfahren der anthropometrischen Zirkelmessung und 3D-Photogrammetrie zu vergleichen. Insgesamt wurden 51 Kinder, die sich von Juni bis August 2017 im Alter von drei bis zwölf Monaten in der „Helmsprechstunde“ in der Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Justus-Liebig-Universität vorstellten, jeweils mit den drei unterschiedlichen Messverfahren prospektiv untersucht. Die Plagiocephalometrie zeigte sich mit einer Inter- und Intraratervariabilität von 0,7 % und 2,41 % der Gesamtvarianz als untersucherunabhängiges Verfahren. Jedoch wurde die Formabnahme am kindlichen Kopf nur einmalig und die Vermessungen auf dem Papier dreimalig durch jeweils drei Untersucher und nicht von jedem der drei Untersucher dreimalig individuelle Formabnahmen und anschließende Berechnungen der Schädelparameter durchgeführt. Der cephalic index (CI: Breite / Länge x 100) zur Beurteilung der Brachycephalie wurde für jedes Messverfahren und der cranial vault asymmetry index (CVAI; (Diagonale A – Diagonale B) x 100 / Diagonale A; wobei Diagonale A > Diagonale B) zur Beurteilung der Plagiocephalie wurde für die Zirkelmessung und Plagiocephalometrie berechnet. Die Ergebnisse der Plagiocephalometrie wurden mit denen der Zirkelmessung und der 3D- Photogrammetrie unter Verwendung von modifizierten Bland-Altmann-Diagrammen verglichen. Es zeigten sich verschiedene Messebenen und -punkte bei den jeweiligen V ermessungsverfahren und eine unterschiedliche Berechnung des CV AI bei der 3D-Photogrammetrie – hier wurde automatisiert durch die kürzere und nicht durch die längere Diagonale geteilt – neben weiteren Faktoren für abweichende Ergebnisse verantwortlich.

Anschließend wurde analysiert, ob die Messverfahren mit ihren eigenen Indices und Schweregradeinteilungen zu verschiedenen Behandlungsindikationen führen. Die Anwendung der Zirkelmessung führt sowohl für die Plagio- als auch die Brachyzephalie im Vergleich zur Plagiocephalometrie und 3D-Photogrammetrie am häufigsten zu einer Behandlungsindikation. Die Zirkelmessung ist kostengünstig, schnell und unkompliziert durchführbar. Die Anwendung der Plagiocephalometrie ist ebenfalls kostengünstig, aber die Durchführung ist aufwendig und die untersuchten Kinder wurden aufgrund der länger dauernden Manipulation am Kopf zunehmend unruhig. Die 3D-Photogrammetrie misst schnell und genau, ist jedoch apparativ aufwendig und sehr teuer. Insgesamt stellt die Zirkelmessung ein günstiges und einfach anwendbares Screeningverfahren zur Beurteilung von Schädeldeformitäten dar. Eine dann gestellte Behandlungsindikation sollte durch die spezifischere 3D-Photogrammetrie in spezialisierten Zentren überprüft und eine eventuelle Therapie eingeleitet werden. Die Plagiocephalometrie weist keine relevanten Vorteile gegenüber den Messverfahren mittels Zirkelmessung oder 3D-Photogrammetrie auf. Als möglicher Grund für die unterschiedlichen Messergebnisse der einzelnen Verfahren kommt die Anwendung verschiedener anthropometrischer Messpunkte und -ebenen sowie national und international differierende Berechnung anthropometrischer Parameter in Frage.

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