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dc.contributor.advisorSibelius, Ulf
dc.contributor.authorLang, Nico
dc.date.accessioned2022-01-31T12:38:57Z
dc.date.available2022-01-31T12:38:57Z
dc.date.issued2022
dc.identifier.urihttps://jlupub.ub.uni-giessen.de//handle/jlupub/603
dc.identifier.urihttp://dx.doi.org/10.22029/jlupub-523
dc.description.abstractEin weit verbreitetes Problem von Bewohnerinnen und Bewohnern in Langzeitpflegeheimen sind Schmerzen. Verschiedene Studien unterschiedlicher Länder zeigen, dass bis zu 83 % aller Langzeitpflegeheimbewohner an Schmerzen leiden (SEALE und CARTWRIGHT, 1994; FOX et al., 1999; MCCLEAN und HIGGINBOTHAM, 2002; HUSEBOE et al., 2003; TAKAI et al., 2010; DRÄGER et al., 2012; BÖHME, 2019; BUDNICK et al., 2019). Gerade die Schmerztherapie bei Menschen mit Demenzerkrankung stellt eine besondere Herausforderung dar, weil die Patienten sich nicht entsprechend mitteilen können und das Erkennen von Schmerzen aufgrund unspezifischer Symptome oder Merkmale schwierig ist. Die Ergebnisse verschiedener klinischer Studien weisen darauf hin, dass Demenzpatienten im Vergleich zu kognitiv unbeeinträchtigten Personen weniger Schmerzmittel verordnet bekommen (BASLER et al., 2006a; SCHERDER, 2000). Dies scheint in erster Linie an der ungenügenden kommunikativen Fähigkeit der Patienten zu liegen, Schmerzen verbalisieren zu können (SHEGA et al., 2004). Dabei zeigt eine Studie von LAUTENBACHER et al. (2007) auf, dass Schmerzen bei Patienten mit demenziellen Erkrankungen sogar häufiger und intensiver erscheinen. Beide Fakten verdeutlichen das Risiko einer schmerztherapeutischen Unterversorgung von Demenzpatienten (SCHULER, 2019). Das Ziel dieser epidemiologischen Studie ist daher neben einer Fremdeischätzung von Schmerzen bei Patienten in Langzeitpflegeheimen im Raum Mittelhessen mit aus Aktenlage dokumentierten demenziellen Vorerkrankungen, die Erfassung der medikamentösen analgetischen Therapie und deren Wirksamkeit. Dafür wurden in 5 Langzeitpflegeeinrichtungen im Raum Mittelhessen Bewohner mittels standardisiertem Fragebogen und Informationsentnahme aus vorliegender Aktenlage einer Erhebung bezüglich ihres Gesundheitszustandes unterzogen. Der körperliche Zustand der Bewohner wurde mittels ECOG-Performance-Status und Functional Independent Measurement (FIM) ermittelt. Spezielles Augenmerk lag auf der Fremdeinschätzung von Schmerzen bei Bewohnern mit demenzieller Grunderkrankung und deren therapeutischen Maßnahmen. Dabei erfolgte die Fremdeischätzung mittels BESD-Skala (Beurteilung des Schmerzes bei Demenz). Die gewonnenen Daten wurden in Excel überführt und mittels des Programmes IBM Statistical Package for Sociale Science (SPSS) einer statistischen Bearbeitung unterzogen. Die Darstellung der Ergebnisse erfolgte zum einen deskriptiv anhand von Tabellen mit Mittelwerten, Median, Standardabweichungen, Minimum, Maximum und der Anzahl n als auch in Form von grafischen Abbildungen. Signifikante Unterschiede zur Überprüfung der Strukturgleichheit der Daten wurden mittels p-Wert gekennzeichnet. Die Signifikanzschwelle wurde bei p ≤ 0,05 festgelegt. Insgesamt wurden 428 Bewohner mit oder ohne demenzielle Grunderkrankung von Langzeitpflegeheimen bei dieser Erhebung der Befragung unterzogen. Das Durchschnittsalter der Bewohner lag bei 86 Jahren, im Schnitt lebten die Heimbewohner seit 5,2 Jahren in der Langzeitpflegeeinrichtung (zum Zeitpunkt der Datenerhebung 2014). Die Bewohner hatten einen durchschnittlichen ECOG-Performance-Status von 3,15 und einen FIM-Gesamtmittelwert von 3,95. Durchschnittlich litten die Bewohner an 4,9 Grunderkrankungen, nahmen 7,6 verschiedene reguläre Medikamente ein und erhielten zusätzlich 2,4 Bedarfsmedikamente. In den letzten 6 Monaten von Zeitpunkt der Erhebung aus, hatten alle Bewohner im Durchschnitt 10,1 Arztkontakte, wobei 7,7 davon auf den Hausarzt fielen. Dabei waren in 38,4 % der Fälle „Schmerzen“ der Hauptgrund des Arztbesuchs. Von den 428 Bewohnern wiesen 134 (= 31,31 %) eine demenzielle Grunderkrankung auf, davon waren 25,4 % Männer und 74,6 % Frauen. Bewohner mit dokumentierter demenzieller Grunderkrankung waren durchschnittlich eine Pflegestufe höher eingruppiert als die Bewohnergruppe ohne dokumentierte demenzielle Grunderkrankung. Ihr durchschnittlicher ECOG-Performance-Status (3,57) lag relevant höher, während der FIM-Gesamtmittelwert gesichert niedriger (2,76) war als bei Bewohnern ohne kognitive Beeinträchtigung (ECOG = 2,96; FIM = 4,49). Weiterhin konnte eine niedrigere Anzahl an regulären Medikamenten bei Bewohnern mit demenzieller Grunderkrankung festgestellt werden (6,93) als bei Bewohnern ohne kognitive Beeinträchtigung (7,83), die mittlere Anzahl der verordneten Schmerzmittel war jedoch identisch (durchschnittlich 1,3 pro Bewohner). Demente Menschen hatten durchschnittlich 5,11 verschiedene Grunderkrankungen. Männer litten im Mittel an einer Grunderkrankung mehr als Frauen mit dokumentierter demenzieller Grunderkrankung (p = 0,006). Mit 89,6 % waren Herz-Kreislauferkrankungen die häufigsten diagnostizierten Erkrankungen, gefolgt von den neurologischen Erkrankungen (85,1 %) und skelettalen Erkrankungen (62,7 %). Die häufigstes verordnete und eingenommene Medikamentengruppe der Bewohner mit dokumentierter demenzieller Grunderkrankung waren mit 78,6 % die Analgetika, gefolgt von den Antihypertensiva (65,7 %) und Medikamenten zur Obstipationsprophylaxe (58,2 %). 88,8 % der Bewohner mit demenzieller Grunderkrankung hatten einen BESD-Score von ≥ 2, 29,1 % einen BESD-Score von ≥ 6. Höchst auffällig war die Anzahl an Bewohnern, die trotz BESD-Score von ≥ 2 keinerlei Schmerzmedikamente erhielten (17,9 %) bzw. BESD-Score ≥ 6 keine verordneten Analgetika hatten (4,8 %). Weiterhin zeigte sich, dass den Empfehlungen zur adäquaten Versorgung von nicht-tumorbedingten Schmerzen – Kombinationen aus WHO-Stufe II oder III mit Stufe I Analgetika - in nur ca. 1/8 der Bewohnern Folge geleistet wurde. Kein Bewohner mit einem BESD-Score von 0-1 (vermeintliche Schmerzfreiheit laut Literatur) erhielt ein Schmerzmedikament, welches der WHO-Stufe III zugeordnet werden konnte. Dieses Ergebnis bedeutet im Umkehrschluss, dass es offensichtlich bei keinem Bewohner gelungen ist, mittels adäquater Analgetikagabe durch Schmerzmittel der WHO-Stufe III Schmerzfreiheit zu erlangen. Die Bewohner, die keine Schmerzen hatten, verdankten diesen Zustand nicht einer erfolgreichen Medikation mittels Analgetika der WHO-Stufe III sondern dem Umstand, dass anscheinend keine Schmerzen vorherrschten oder die Analgetika der Stufe I und II effizient wirkten. Abschließend konnte geschlussfolgert werden, dass das Erkennen und Behandeln von Schmerzpatienten, gerade solchen mit kognitiven Einschränkungen, verbessert und intensiviert werden muss. Diesbezüglich bedarf es einer gezielten Schulungsmaßnahme bei Pflegekräften vor Ort, um eine professionelle Schmerzerfassung gewährleisten zu können aber auch einer Sensibilisierung der behandelnden Hausärzte zum adäquaten Einsatz von Analgetika nach WHO-Stufenschema als auch zur Ausschöpfung nichtpharmakologischer Therapieverfahren.de_DE
dc.language.isodede_DE
dc.subjectSchmerzende_DE
dc.subjectDemenzde_DE
dc.subjectLangzeitpflegeheimde_DE
dc.subjectSchmerzeinschätzungde_DE
dc.subject.ddcddc:610de_DE
dc.titleSchmerzeinschätzung bei Bewohnern in Langzeitpflegeheimen mit demenziellen Grunderkrankungende_DE
dc.typedoctoralThesisde_DE
dcterms.dateAccepted2021-09-27
local.affiliationFB 11 - Medizinde_DE
thesis.levelthesis.doctoralde_DE


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